Die Grabräuber
Soldaten füllte und auch seine Leute an meinen Hof schickte, damit ich ihn unterstützte. Ich tat es auch, schickte ihm meine Männer, aber sie hatten von mir einen besonderen Auftrag bekommen. Sie sollten die Schätze des Kaisers rauben. In einer finsteren Nacht gelangten sie in die Grabanlagen, doch sie waren nicht vorsichtig genug und wurden von den Schergen des Kaisers gefangen. Ein Bote überbrachte mir die Meldung. In meiner ersten Wut ließ ich ihn köpfen. Ich wusste nun, dass der Kaiser mir nicht traute und sollte recht behalten. Er bekämpfte mich mit allem, was er besaß. Seine Heere eroberten meine Provinz. Er hatte den Befehl gegeben, meinen Kopf auf eine Stange zu stecken, doch mir gelang rechtzeitig die Flucht. Ich ließ alles im Stich und floh in die Berge. Dort verbrachte ich viele Jahre, bevor ich mich wieder unter die Menschen wagte. Ich ging an den Hof des Kaisers und hoffte, dass mich niemand erkennen würde.«
Nur La-Kau hatte gesprochen. Mit leiser Stimme, und Hiatu wurde misstrauisch, als er zwei dumpfe Geräusche vom Heck her vernahm. Gespannt stellte er sich hin, lauschte, doch die Geräusche wiederholten sich nicht, zudem redete La-Kau weiter.
»Ich war am Hof und wurde nicht erkannt. Wer sollte auch schon in einem alten Mann den einst so mächtigen Mandarin wiedererkennen? Ich ging herum, sprach mit den Menschen und wurde viel gewahr. Auch die alte grausame Geschichte war noch nicht vergessen, und so erfuhr ich, was meinen Soldaten widerfahren war. Man hatte sie auf eine schreckliche Art und Weise umgebracht. Als Grabräuber stand ihnen die Todesstrafe zu. Nur ließ der Kaiser ihnen nicht die Köpfe abhacken, sondern steckte sie in das Grab, wo auch die Steinsoldaten standen. Bei lebendigem Leibe mit Lehm bedeckt und getrocknet. Nur wenige wussten, dass sich unter diesen Körpern, die sich in nichts von den anderen unterschieden, Menschen befanden. Meine Soldaten. Das alles erfuhr ich und sann auf Rache. Dieser grausame Frevel durfte nicht ungesühnt bleiben. Verzweifelt grübelte ich darüber nach, wie ich vorgehen sollte. Ich selbst war zu schwach, meine körperlichen Kräfte reichten kaum aus, um eine Pflanze aus der Erde zu ziehen. Aber ich besaß noch die geistigen. Und die setzte ich ein. Ich begann zu überlegen. Wie konnte ich mich rächen? In der Einsamkeit der Berge hatte ich viel gelesen, ich wusste von den Jenseitskräften. Es gab die Reiche der Finsternis und die des Lichts, die von dem Erhabenen aus Jade kontrolliert werden, mit ihm wollte ich nichts zu tun haben. Ich wandte mich an andere Kräfte und fand Dämonen, die sich bei mir meldeten und ein großes Einsehen mit mir hatten. Ihnen verkaufte ich meine Seele und auch die Seelen der toten Männer. Dafür versprachen mir die anderen das ewige Leben, eine Rückkehr des Geistes in den alten Körper. Eine Wiedergeburt. Als ich starb, lag ein Lächeln auf den Lippen, denn ich wusste, dass es irgendwann einmal jemand geben würde, der mir diesen Gefallen tat und mich wieder in die Welt zurückholte. Dieser jemand existiert. Es ist er!« La-Kau streckte seine magere Rechte aus und deutete auf Hiatu.
Der fasste diese Gestik als großes Kompliment auf, neigte sein Haupt und berührte mit der Stirn fast die Decksplanken.
Bisher hatte Suko einiges erfahren. Nur war ihm noch immer nicht klar geworden, in welcher Beziehung er zu La-Kau stand und was dieser mit seinem Stab wollte.
»Ich begreife«, sagte der Inspektor. »Man hat dich geweckt, und damit wurden auch die Soldaten wach.«
»Sehr richtig. Sie verließen sogar ihre Gräber. Es war ein unbegreiflicher Vorgang. Zeugen soll es gegeben haben, die in panischer Angst flohen. Als die Soldaten ihre Grabstätte verließen, war auch ich erwacht und konnte endlich meine Rachepläne in die Tat umsetzen.«
»Es gibt aber keinen Kaiser mehr«, hielt ihm Suko entgegen.
Dafür erntete er ein betrübliches Nicken. »Leider hat sich vieles geändert. Die Zeit ist nicht stehen geblieben, und die Menschen sind es auch nicht. Doch ich muss meine Aufgabe erfüllen, und ich suche die zusammen, die von mir abstammen.«
»Dazu gehöre ich?« fragte Suko.
»Ja. Ich hatte zahlreiche Frauen und Kinder. Mehrere Geschlechter haben überlebt, sie vermehrten sich und sind über die gesamte Welt verteilt. Du gehörst dazu. Ich werde meine Diener anweisen, alle zusammenzuholen, und mit dir habe ich den Anfang gemacht.«
»Zuviel der Ehre«, erwiderte Suko.
»Du solltest nicht spotten«, hielt
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