Die Grabstein-Clique
überkam sie der Eindruck, als würde von ihrem Magen her Feuer in die Kehle hochsteigen, um dort alles bis in den kleinsten Winkel mit seinem Brand auszufühlen.
Das war das Zeichen des Satans!
Clara stieg ein. Laurie warf ihr einen prüfenden Blick zu. »Sie wollen sicherlich in ein Kloster.«
»Nein, aber in so etwas Ähnliches. Der Treffpunkt ist ein altes Pfarrhaus. Es dauert wirklich nicht mehr lange. Sie können mich auch vorher absetzen, ich gehe den Rest dann zu Fuß.« Clara hatte auf eine bestimmte Reaktion der Frau spekuliert und sich nicht getauscht. Laurie Warren protestierte energisch.
»Das kommt überhaupt nicht in Frage«, sagte sie bestimmt. »Ich bringe Sie bis ans Ziel.«
»O danke, wenn Sie das wirklich tun wollen.«
»Aber sicher.«
Es läuft gut, dachte Clara. Es läuft verdammt gut! Laurie startete. Langsam rollten sie über den Parkplatz. Neben ihr hielt Clara den Mund geschlossen, konzentrierte sich dabei auf ihre veränderte Zunge und stellte fest, daß sie sie beim Sprechen kaum behinderte. Der Teufel stand ihr bei, es lief immer besser.
»Stört Sie Musik?« fragte Laurie.
»Nein, überhaupt nicht.«
Der Sender brachte Popmusik, und Laurie fühlte sich wieder angetörnt, so daß sie sich um Clara nicht kümmerte, was dieser auch sehr recht war, da sie ihren eigenen Gedanken nachgehen wollte. Dabei behielt sie die einsame Landschaft im Auge, die ihren Plänen entgegenkam. Sie hatte Laurie natürlich einen Bären aufgebunden. Sie wollte nicht zu einem Pfarrhaus fahren, aber sie konnte ihr das eigentliche Ziel ebenfalls nicht sagen. Clara suchte nur nach einem Weg, der in das tiefe Gelände hineinführte, und wo sie sicher sein konnte, daß sie nicht durch Zeugen gestört wurde.
Viel Zeit konnte sie sich nicht mehr lassen, und sie hörte bereits die Stimme des Bösen in ihrem Hirn.
›Mach es bald, sehr bald.‹
Clara nickte, schaute auf Laurie, die nichts bemerkt hatte und entspannt hinter dem Lenkrad hockte, wobei sie die Melodien noch mitsummte. So machte ihr das Fahren Spaß.
Sie fuhren auf die Berge zu. Manche Spitzen waren von einem leichten Dunstfilm umgeben, andere wiederum stachen klar, scharf und hellgrau gegen den Himmel.
Auf die Abzweigung wurde schon vorher hingewiesen. Auf einem Holzschild standen Worte, die Laurie nicht gelesen hatte, das Schild war einfach zu schnell vorbei.
Aber Clara nutzte die Chance. »Wir müssen gleich abfahren.«
Laurie stellte das Radio aus. Nur der Fahrtwind umrauschte die beiden Frauen noch. »Wohin denn?«
»An der nächsten Abbiegung links.«
»Sind Sie sicher?«
»Ja.«
Laurie lachte und hob die Schultern. »Wie Sie meinen. Ich fahre Sie auf jeden Fall noch hin und…«
»Das ist wirklich nicht nötig.«
»Doch – keine Widerrede.«
Der Weg war schmal, von Bäumen und Gestrüpp umsäumt und führte in die Höhe, als wollte er direkt in die Berge hineinstoßen, um sich dort zu verlieren.
Wichtig war die Einsamkeit, und die blieb auch. Laurie schien das nicht zu gefallen, denn sie schüttelte den Kopf. »Das ist eine seltsame Gegend«, meinte sie und bekam einen Schauer, denn es war kühler als auf der normalen Straße, weil die Baumkronen nur wenige Sonnenstrahlen durchließen.
»Ich habe sie nicht ausgesucht.«
»Kann ich mir denken.«
Der Weg führte in eine Linkskurve. Die Nonne erkannte, daß er noch schmaler wurde, was ihr überhaupt nicht gefiel. Wenn sie etwas unternahm, mußte dies an einer Stelle geschehen, wo sie das Fahrzeug auch wenden konnte.
»Halten Sie mal an, bitte.«
»Jetzt?«
»Ja, Laurie.«
Als die Fahrerin gestoppt hatte, beugte sich Clara Montero nach vorn. Sie hoffte, daß sie gut genug schauspielerte, um bei Laurie Warren keinen Verdacht zu erregen.
»Was ist mit Ihnen?«
Die Nonne antwortete nicht. Sie beugte sich nach vorn und preßte beide Hände gegen ihr Gesicht. Aus ihrem Mund drang ein derartig tiefes Stöhnen, daß Laurie anfing, sich zu fürchten. Clara hatte ihren Gurt gelöst, sie schaukelte vor und wieder zurück, dann bekam ihr Körper einen Drall nach rechts und fiel der Fahrerin entgegen. Die hatte sich ebenfalls losgeschnallt und gedreht, denn sie wollte der Frau helfen.
Clara klammerte sich an Lauries Schultern fest, die noch immer keinen Verdacht schöpfte. Beide Gesichter befanden sich nur noch eine Handspanne voneinander entfernt.
Laurie Warren wollte etwas sagen. Sie hatte bereits angesetzt, da öffnete Clara den Mund. Dann geschah es.
Es war schlimm, es war
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