Die Grabstein-Clique
unterhielten sich prächtig, und sie genossen dabei auch die Landschaft.
Es wurde immer wärmer. Sie fuhren an Orten vorbei oder rollten hindurch, und als es Mittag wurde, kam Laurie wieder auf ihre Einladung zurück. Da befanden sie sich schon nahe der Black Mountains und nicht weit von der Stadt Abergavenny entfernt. »Eine Pause kann nicht schaden. Wir sind irre gut durchgekommen, kein Stau und so.«
Clara hob die Schultern. »Ich kenne mich nicht aus. Wenn Sie ein Lokal vorschlagen würden…«
»Mach’ ich doch glatt.« Laurie lächelte. »Es liegt nicht mal weit von hier entfernt, direkt im Wald, und ist so ein Geheimtip. Der Laden wird Ihnen gefallen.«
»Das glaube ich auch, Laurie. Sie haben schließlich die besten Erfahrungen.«
»Ich komme eben viel herum.«
Die Umgebung war hügelig geworden, auch sehr waldreich, und die Luft roch gut.
Sie fuhren durch einen winzigen Ort, dann an Feldern vorbei und entdeckten schließlich ein Schild, das auf das Lokal hinwies. Es nannte sich Mountain View.
»Schöner Name«, sagte die Nonne.
»Und sogar passend. Wenn sie aus dem Fenster schauen, können Sie tatsächlich die Berge sehen.«
Clara Montero zeigte ein glückliches Lächeln. Das dokumentierte ihre Freude nach außen, aber innerlich dachte sie ganz anders. Da war sie aufgeputscht, denn sie hatte längst erfahren, daß ihr eigentliches Ziel nicht mehr weit entfernt lag. Sie wußte, daß ihr der Teufel eine Nachricht zukommen lassen würde, wie auch immer, aber sie konnte sich vorstellen, daß sie dorthin mußte, wo sich die Black Mountains unter dem klaren, blauen Himmel abzeichneten und auch tatsächlich dunkel wirkten, was wohl an den Bäumen lag, die entlang der Hänge wuchsen und einen sehr dichten Pelz aus Laub-und Nadelholz bildeten. Das Haus war aus Holz errichtet worden, hatte große Fenster, damit die Gäste einen freien Blick auf die Berge besaßen.
»Gefällt es Ihnen?« fragte Laurie, als sie den Parkplatz verließen und nebeneinander auf das Haus zuschlenderten.
»Ja, es ist herrlich.«
»Das meine ich auch.«
»Wann waren Sie denn zum letztenmal hier?«
»Vor einigen Monaten. Es war Winter, und der Schnee hatte hier alles zugedeckt.«
»Das muß auch romantisch gewesen sein.«
»Klar, für Urlauber und Wanderer, aber ich mußte zum Seminar, und das war nicht so gut.«
Laurie schob die rechte Hälfte der zweigeteilten Glastür auf. Sie hatte die dunkle Brille abgenommen. Die Nonne stellte fest, daß Laurie grüne Augen hatte.
Ein großer Gastraum nahm sie auf. Fliesen bedeckten den Boden, und es waren noch genügend Tische an den beiden großen Fenstern frei. Man hatte sie hübsch gedeckt, die Speisekarten lagen bereit, und Laurie bestellte zunächst einmal Wasser.
Damit war die Nonne einverstanden. Sie lächelte, ihre Bekannte freute sich, daß es ihr so gut gefiel, und sie beriet sie auch in der Auswahl der Speisen.
»Was darf ich denn essen?«
»Alles. Was Sie wollen.«
»Danke.« Clara gab sich sehr bescheiden, tatsächlich aber hatte sie Laurie Warren längst taxiert und sich gewissermaßen auf sie eingeschossen.
Die Nonne entschied sich für eine klare Suppe und wählte als Hauptgericht Rehfilet. Dazu gab es Kroketten und Preiselbeeren. Laurie bestellte einen großen Salatteller mit geschnetzelter Kalbsleber. Sie mußte an ihre Figur denken und meinte, daß es auf dem Seminar immer viel zu essen gab. »Die Leute denken immer, man würde verhungern«, beschwerte sie sich. »Dabei ist das Quatsch.«
»Nun ja, sie meinen es eben gut.«
»Essen Sie ruhig.«
»Das werde ich auch, danke.«
Zum Essen bestellte sich die Nonne einen Rotwein aus Italien. Dann plauderten sie über ihre Zukunft und Laurie Warren erklärte, daß sie gern noch Karriere machen wollte.
Clara tat so, als würde sie interessiert zuhören, tatsächlich aber beschäftigten sich ihre Gedanken mit ganz anderen Dingen und vor allen Dingen mit dem Teufel, dessen Anwesenheit sie spüren konnte. Er war in der Nähe, er wachte über sie, und er würde sie auf keinen Fall im Stich lassen. Sie konnte sich voll und ganz auf ihn verlassen. Zwischendurch liebte sie das Essen, sagte aber nichts über die Veränderung in ihrem Mund, die sie bereits seit einer Weile spürte. Es lag an ihrer Zunge, die sich anders anfühlte. Sie war zwar vorhanden, aber sie mußte sich verändert haben. Vielleicht hatte sie eine andere Form bekommen, und sie schmeckte auch so seltsam.
Nach Schwefeldampf…
Davon erzählte sie
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