Die Grabstein-Clique
Laurie nichts, die immer wieder redete und sich sehr entspannt gab.
Mittlerweile hatte sich das Lokal gut gefüllt. Der Geheimtip war nicht mehr so geheim, und Laude Warren freute sich sehr, daß es der Nonne so gut mundete. »Auch noch einen Nachtisch?«
Clara Montero rollte mit den Augen. »Nein, nein!« rief sie so laut, daß es fast auffiel. »Wollen Sie mich mästen?«
»Das nicht, aber…«
»Ich kann nicht.«
»Auch keine frischen Erdbeeren? Dazu dann etwas Eis oder Sahne. Vielleicht serviert auf einem hauchdünnen Pfannkuchen und…«
»Bitte nicht.«
»Gut, wie Sie meinen.« Laurie lächelte die Nonne über den Tisch hinweg an. »Einen Kaffee würden Sie aber trinken – oder?«
»Da sage ich nicht nein.«
Laurie Warren bestellte zwei Kaffee. Sie bot der Nonne auch eine Zigarette an, aber die lehnte ab. »Darf ich denn?«
»Bitte.« Der Kaffee wurde serviert. Laurie bestellte dazu noch einen Cognac, streckte die Beine aus und drückte sich mit dem Rücken gegen die Lehne.
»Lust haben Sie wohl keine mehr?«
»Nein.«
Laurie schaute nach draußen, wo das Licht der Sonne von mächtigen Baumkronen gefiltert wurde und sich wie ein grüngelber Fleckenteppich auf dem Boden ausbreitete. »Ich könnte direkt Urlaub machen, aber das ist nicht drin, der Job, Sie verstehen?«
»Ja, natürlich, obwohl es mir schwerfällt, da ich mich mit diesen Problemen nicht herumschlagen muß.«
Laurie nickte. »Ich hörte, daß in einer klösterlichen Gemeinschaft für den einzelnen gesorgt wird, daß er sich praktisch um nichts zu kümmern braucht.«
»Da haben Sie recht. Bei uns werden auch keine alten Menschen abgeschoben. Sie bleiben in der Gemeinschaft.«
»Finde ich gut.«
Clara Montero erhob sich und schob dabei ihren Stuhl zurück. »Wenn Sie mich jetzt entschuldigen würden…«
»Bitte.«
Die Nonne lächelte knapp, dann ging sie weg, verfolgt von den Blicken der Gäste, denn eine Frau wie sie fiel natürlich auf. Nonnen waren hier nur selten zu Gast, wenn überhaupt.
Die Toiletten befanden sich in einem kleinen Anbau. Zum Glück begegnete ihr niemand, so daß auch kein Mensch ihr verzerrtes Gesicht sehen konnte.
Der Druck war stärker geworden. Und auch die Veränderung in ihrem Mund hatte sich fortgesetzt. Der Geschmack nach Schwefelgasen war einfach nicht mehr zu ignorieren.
Die Toilettenräume waren leer. Vier Waschbecken standen zur Verfügung. Clara stützte sich auf einem auf. Die Becken glänzten vor Sauberkeit. Auf dem polierten Marmor zeichnete sich schwach das Gesicht der Nonne ab, und als sie hochblickte, sah sie ihr Gesicht im Spiegel.
Es hatte sich verändert.
Die Augen waren stärker aus den Höhlen getreten. Auf den Wangen hatten sich rote Flecken gebildet und wenn sie nicht alles täuschte, stand ihr Mund schief.
Lag es an der Zunge?
Sie traute sich kaum, den Mund zu öffnen, und als sie es endlich tat, zuckte sie zurück, denn zwischen ihr und dem Spiegel war etwas vorbeigehuscht.
Wieder dieser Schatten!
Eine Fratze!
Rotglühend mit grüngelben Augen – der Teufel!
Er zeigte sich so, wie sie ihn hatte sehen wollen, eben in einer Gestalt, die Angst und Schrecken einflößte.
Die Fratze blieb nur für die Dauer weniger Sekunden, dann war sie wieder weg.
Tief atmete die Nonne durch. Das Gefühl der Erleichterung durchströmte sie. Der Teufel war bei ihr, er ließ sie nicht im Stich, sie konnte sich voll und ganz auf ihn verlassen.
Aber was war mit ihrem Mund geschehen?
Noch preßte sie die Lippen zusammen. Sie wartete noch Sekunden, dann öffnete sie den Mund.
Dampf quälte hervor. Er stank, sie schrak zusammen, stöhnte auf und hörte auch das leise Zischen, das den Dampf begleitete. Über ihren Rücken rann es kalt und heiß; sie bekam eine Gänsehaut und schloß den Mund wieder. Dabei schaute sie zu, wie sich der Qualm verflüchtete, doch ein leichter Schwefelgeruch blieb trotzdem zurück. Sie schluckte.
Schweiß bedeckte ihr Gesicht. Sie strich mit beiden Händen darüber hinweg und hatte noch immer das Gefühl, als würde der Schwefeldampf aus ihren Nasenlöcher quellen.
Daß der Teufel so auf sie Einfluß nehmen würde, damit hatte sie nicht gerechnet. Sie bewegte ihre Zunge – und erschrak abermals. Nein, die hatte sich verändert, sie war nicht mehr so wie sonst, nicht mehr klumpig, so groß, einfach anders.
Die Nonne trat wieder dichter an das Waschbecken heran. Abermals schaute sie in den Spiegel, sah nur ihr Gesicht und nicht mehr die Teufelsfratze.
Sie
Weitere Kostenlose Bücher