Die Grabstein-Clique
Blick mehr. Andere Dinge zählten jetzt.
Sie wußte genau, wohin sie fahren mußte. Eine Eingebung hatte sie überkommen.
Weit riß sie den Mund auf. Die Zunge schnellte hervor. Gleichzeitig klang ihr Lachen so rauh, hart, laut und böse auf, daß sich selbst die Vögel erschreckten.
Eine Person, die eine ruchhwürdige Tat begangen hatte, war unterwegs. Aber sie war nichts zu dem, was noch folgen sollte…
***
Schreibtischarbeit – Knochenarbeit!
So hätte ich als Reporter unsere Arbeit betiteln können. Es war ein Job, der irgendwo kaputtmachte, auch deshalb, weil wir einem Erfolg nicht näherkamen.
Dabei arbeiteten wir zu dritt. Glenda, Suko und ich. Unsere Sekretärin versorgte uns mit immer neuen Informationsquellen, aus denen wir Hoffnung schöpfen konnten. Telefonieren, kontaktieren mit Instituten, mit Fachleuten von der Uni, mit Hobbyforschern, deren Namen wir durch Fachleute erfahren hatten, aber es klappte einfach nicht. Wonach wir suchten, war eigentlich simpel. Nach einem Experten, der sich bei Grabstätten auskannte. So eine Mischung aus Historiker und Archäologe, der sich eben für alte Gräber interessierte und sich das Foto einmal ansehen sollte.
Selbst mit Sarah Goldwyn hatten wir gesprochen und von ihr keinen Rat bekommen. Sie war überfragt gewesen. Etwas, das bei ihr nur selten vorkam.
Natürlich hatte sie uns ihre Hilfe angeboten, und Jane Collins, die bei ihr im Haus wohnte, wollte auch mitmischen, aber wir hatten zunächst dankend abgelehnt.
Und draußen lag ein herrlicher Sommertag mit einem wunderschönen, beinahe wolkenfreien Himmel. Wir hockten im Büromief beisammen, ich hatte leichte Kopfschmerzen und zerbrach irgendwann vor lauter Frust und Wut einen Bleistift.
Suko schaute hoch. »Ärger?«
»Nein, ich freue mich.«
»Wir müssen weitermachen.«
»Klar, klar!« rief ich sarkastisch. »Es gibt ja bestimmt auch mehr als hundert Personen, die sich für alte Grabsteine interessieren und sich in der Geschichte dieser Dinger auskennen. Es ist wirklich zum Weglaufen. So kommen wir nie voran.«
Suko holte tief Luft und stöhnte dann ebenfalls. »Ich hätte hier noch einige Namen, die mir ein Professor durchtelefoniert hat. Er wies mich besonders auf einen gewissen Dr. Dean Howard hin.«
»Wie schön«, sagte ich ohne große Begeisterung. »Und was ist so Besonderes an dem Mann?«
»Er ist ein Grabstättenforscher. Sogar ein bekannter, denn er hat halb Europa bereist.«
»Klar, Griechenland, Italien und…«
»Nein, auch England.«
»Und wo finden wir den Knaben?«
Jetzt erfolgte Sukos großer Auftritt. Das heißt, er stand nicht auf, sondern drückte seinen Stuhl zurück, legte die Beine auf den Schreibtisch und grinste mich an. »Wir brauchen ihn nicht zu finden. Er ist bereits auf dem Weg hierher.«
»Kann er Gedanken lesen?«
»Nein, aber telefonieren. Wärst du nicht so sauer gewesen und hättest du zugehört, wäre dir aufgefallen, daß ich sehr intensiv und auch erfolgreich telefonierte. Jedenfalls hat dieser Dean Howard Interesse gezeigt. Er arbeitet hauptberuflich für das Britische Museum und hat sich eben als Hobby alte Grabstätten ausgesucht.«
»Das ist dein einziger Trumpf?«
»Ja. Hast du einen besseren?«
»Den habe ich nicht.«
»Du bist wenigstens ehrlich.«
»Hör auf, Mann!« Ich schlug einige Male mit der flachen Hand auf den Schreibtisch, wo auch die Blätter lagen, auf denen ich mir meine Notizen gemacht hatte. Zumeist standen dort Namen, die ich von irgendwelchen Experten bekommen hatte, aber keiner von den dann von mir antelefonierten Leuten konnte mir weitere Auskünfte geben. Zudem waren auch einige nicht zu Hause gewesen, aber darauf zu setzen, daß sie etwas wußten, war wie ein Bauen auf Sand. Da hörte sich Sukos Lösung schon besser an. Wenn sie auch nicht funktionierte, würde ich darüber nachdenken, vorzeitig in Pension zu gehen.
Glenda betrat das Büro. Sie hatte etwas zu essen besorgt. Dick belegte Sandwiches, dazu gab es von ihr frisch gekochten Kaffee. »Damit ihr mir nicht vom Fleisch fallt«, sagte sie und stellte das Tablett auf dem Schreibtisch ab.
Sie sah mir meine Laune an und schüttelte den Kopf. »Wenn du was gegessen hast, wird es dirbessergehen.«
»Wenn du meinst.«
»Sicher.«
Ich schenkte Kaffee ein und hörte ihre Frage. »Seid ihr denn weitergekommen?« Suko kaute bereits. Er nickte.
Ich aber sagte: »Nein, noch nicht. Aber wir haben Hoffnung. Suko hat da einen Mann aufgetrieben, der angeblich gut
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