Die Grabstein-Clique
graugelbe Stelle, als hätte das Maul des Teufels eine Schwefeldampfwolke in diese Wolkenformation hineingeblasen.
Das leichte Donnern war für uns das Startsignal. Wir machten uns daran, auch die letzte Strecke zu überwinden…
***
Skip Archer hielt einen Stein hoch, als wäre er Herkules. Er hatte seine Krallen mit den dunklen Nägeln um dieses lange Stück Stein geklammert und es über seinen Kopf gehoben.
Auf seinem Gesicht zeichnete sich nicht eine Spur von Anstrengung ab, denn ihm allein war es zu verdanken, daß sich das Grabmal kurz vor seiner Instandsetzung befand.
Die senkrechten Steine waren von ihm bereits aufgebaut worden. Er brauchte den letzten nur diagonal zwischen sie zu stellen, so daß die Kanten des letzten Steins die anderen an den oberen und auch an den unteren Enden berührten.
So waren dann innerhalb des Vierecks zwei Dreiecke entstanden, denn so hatte das Grabmal immer ausgesehen.
Obwohl ihnen niemand etwas über die Form gesagt hatte, wußte jeder von ihnen, wie es gebaut werden mußte. Die Grabstein-Clique hielt eben fest zusammen.
Sehr langsam ging der Mann mit den Pranken vor. Er blieb neben den senkrecht stehenden Steinen stehen, dann drückte er seine Arme nach unten und überstürzte ebenfalls nichts. Sehr behutsam ging er vor, bis er den Stein schräg legte und ihn in die Lücke hineinsetzen konnte. Die anderen warteten.
Es hatte sie erfaßt wie Fieber. Sie fühlten sich plötzlich wie von einem gewaltigen Druck befreit, als das Grabmal endlich wieder stand, Skip Archer sich verbeugte, sich dann drehte und zu den wartenden Frauen zurückging.
»Es ist fertig!« sagte er.
Weitere Worte waren sinnlos, jeder sah es, und gemeinsam drehten sie sich um, damit sie über die Hügelkuppe hinwegschauen konnten. Die Black Mountains standen in einer ungewöhnlichen Klarheit vor ihnen. Sie ragten wie eine wuchtige Trutzburg in die Höhe.
»Jetzt kann der Teufel kommen«, sagte Clara Montero. Sie hatte ihren Mund weit geöffnet und ließ ihre Zunge einige Male hin-und herfahren.
»Nein!« widersprach Archer. »Er selbst wird wohl nicht kommen. Wir sind für ihn da.«
»Was heißt das?«
»Unsere gemeinsame Höllenfahrt kann beginnen!« flüsterte der Mann.
»Wir vier fahren zusammen zur Hölle. Wir rasen ihm entgegen, wir besuchen ihn.«
Lady Anne rieb ihre Hände. »Ja, wir gleiten ins Höllenfeuer. Es wird uns schmieden. Wir haben für ihn viel getan, wir haben ihn gespürt, und wir werden jetzt den gerechten Lohn bekommen. War es bei euch auch so? Überkam euch nicht plötzlich ein Gefühl, wie man es nie zuvor erlebte?«
»Das stimmt!« flüsterte Cora. »Ich konnte plötzlich richtig hassen, und es hat mir Spaß gemacht, jemand umzubringen.«
»Mir auch!« bestätigte Clara.
Nur das männliche Wesen beteiligte sich nicht an der Unterhaltung. Ihm war etwas anderes aufgefallen. »Unser Meister läßt den Nebel verschwinden, es gibt uns keine Deckung mehr. Schaut selbst.«
Sie blickten den Hang hinab und mußten erkennen, wie sich der Nebel auflöste.
Es dauerte nicht lange, da sahen sie drei Personen. Sie wirkten zwar klein, aber sie machten den Eindruck, als wollten sie den Weg zum Grabmal einschlagen.
Das hatten alle erkannt. Lady Anne sprach es aus. »Wir bekommen Besuch, Freunde.«
Die Stripperin nickte. Dabei strich sie mit ihren Händen über ihre Brüste.
»Wir werden die drei erwarten. Uns haben sie nicht gesehen, wir aber sie. Und das ist unser Vorteil.«
»Was hast du vor?« fragte Skip.
»Warte es ab, mein Freund…«
***
Der Weg war verflucht beschwerlich. Es lag beileibe nicht an der Steigung, die war kaum vorhanden, sondern vielmehr an der Luft, die sich nur schwer atmen ließ.
Die Schwüle nahm noch mehr zu. Sie wurde zu einer Qual, ebenso wie das Schwitzen. Jede Pore im Boden schien den Atem der Hölle auszustoßen, als wollte der Teufel einen Vorgeschmack auf seine Welt geben.
Sean Watkins ging schneller als wir. Mit raumgreifenden Schritten überwand er die Entfernung und wirkte wie ein Mensch, dem die Schwüle nichts ausmachte.
Suko gefiel das ebensowenig wie mir. Deshalb beeilte er sich, den Mann einzuholen. Er schaffte es auch, legte ihm eine Hand auf die Schulter und zog ihn herum.
»Was wollen Sie?«
»Laufen Sie uns weg, Mr. Watkins?«
»Nein.«
»Aber Sie haben es unnatürlich eilig.«
Das bestritt er nicht. »Ich muß zum Grabmal! Ich will dort sein, bevor das Unwetter beginnt. Schauen Sie doch mal hoch zum Himmel. Da… da braut
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