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Die Graefin Charny

Die Graefin Charny

Titel: Die Graefin Charny Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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»jetzt sollen wir Aufrührer sein?«
    »Jawohl«, sagte Bailly; »und ich werde mich sogleich auf das Marsfeld begeben, um Ruhe zu stiften.«
    »Auf dem Marsfelde Ruhe stiften? Ihr Freund Lafayette ist ja soeben abgezogen; Ihre drei Abgeordneten sind ja mit uns gekommen und können Ihnen sagen, daß das Marsfeld ruhiger ist als der Stadthausplatz!«
    In diesem Augenblick ritt ein Offizier heran.
    »Wo ist der Herr Bürgermeister?« fragte er.
    »Hier bin ich«, sagte Bailly.
    »Zu den Waffen, Herr Bürgermeister! zu den Waffen! Man ist handgemein geworden auf dem Marsfelde; fünfzigtausend Meuterer wollen gegen die Nationalversammlung anrücken!«
    »Meine Herren!« sagte Bailly; »wir wollen uns persönlich davon überzeugen ... Herr Billot, wenn Sie über Ihre Vollmachtgeber etwas vermögen, so gehen Sie und fordern Sie sie auf, auseinanderzugehen.«
    »Auseinanderzugehen? Was fällt Ihnen ein? Das Petitionsrecht ist uns gesetzlich zuerkannt, und bis es uns durch einen neuen Beschluß wieder genommen wird, ist es niemandem, weder dem Bürgermeister noch dem Kommandanten der Nationalgarde erlaubt, die Bürger an der Darlegung ihrer Wünsche zu hindern ... Sie gehen auf das Marsfeld? Wir wollen vorangehen, Herr Bürgermeister!«
    Als Billot mit den Kommissaren wieder auf dem Marsfelde eintrifft, hat sich die Volksmenge noch vermehrt. Es mochten wohl sechzigtausend Menschen versammelt sein. Von allen Seiten eilt man herbei und drängt sich um die Abgesandten. – »Sind die beiden Bürger freigelassen?«
    »Die beiden Gefangenen sind nicht freigegeben, und der Bürgermeister hat geantwortet, die Petitionäre wären Aufrührer.«
    Die Umstehenden lachen. Alle begeben sich auf ihre Plätze zurück oder gehen sorglos auf und ab.
    Plötzlich eilt ein Bürger atemlos herbei. Er hat nicht nur die rote Fahne vor dem Stadthause gesehen, er hat auch gehört, wie der Befehl, auf das Marsfeld zu marschieren, von der Nationalgarde mit lautem Jubel begrüßt wurde; er hat gesehen, daß die Gewehre geladen wurden, daß ein Gemeindebeamter mit den Chefs leise sprach, und daß endlich die Nationalgarde, mit Bailly und dem Gemeinderat an der Spitze, ausrückte.
    Bald hörte man näherkommende Trommelwirbel. Die Mitglieder der verschiedenen patriotischen Vereine ziehen sich in Gruppen zusammen und schicken sich an, das Marsfeld zu verlassen. Aber Billot ruft ihnen von der Plattform des Altars aus zu:
    »Brüder! warum diese Furcht? Es sind nur zwei Fälle möglich: das Kriegsgesetz wird entweder geltend gemacht, oder nicht. Wird es geltend gemacht, warum sollen wir davonlaufen? Im entgegengesetzten Falle wird es kundgemacht, wir werden aufgefordert, und dann ist es immer noch Zeit, uns zurückzuziehen.«
    »Ja, ja,« rief man von allen Seiten, »wir handeln nach dem Gesetz ... mir wollen die Aufforderung abwarten ... man muß uns dreimal auffordern ... Wir bleiben!«
    Man blieb. Die Nationalgarde rückt von drei Seiten auf das Marsfeld. Eine Abteilung, unter der sich Bailly befindet, führt die rote Fahne.
    Plötzlich sieht man, wie vorn die Menge vor heransprengenden Reitern in heilloser Unordnung zurückweicht; wer nicht niedergeritten wird, flüchtet sich an den Altar des Vaterlandes wie an ein unverletztes Asyl.
    Dann kracht ein lebhaftes Gewehrfeuer, und Pulverdampf steigt auf. – Bailly ist mit Hohn und Spott empfangen worden; dabei ist ein Schuß gefallen und hat einen Dragoner leicht verwundet. Der Bürgermeister, auf den es offenbar abgesehen war, hat Befehl zum Feuern gegeben; aber es soll nur in die Luft geschossen werden, um den Spöttern einen Schrecken einzujagen.
    Aber gleich darauf kracht eine neue Salve. – Die Garde schießt; auf wen? Auf die harmlose Menge, die den Altar des Vaterlandes umgibt!
    Ein furchtbares Geschrei folgt diesem Gewehrfeuer; dann sieht man etwas bis dahin fast Beispielloses: die fliehende Volksmenge, die Leichen und im Blut sich fortschleppende Verwundete zurückläßt und mitten im Staube und Pulverdampf die den Fliehenden nacheilende Reiterei.
    Das Marsfeld bot einen traurigen Anblick. Die Getroffenen waren meistens Weiber und Kinder. Der gegenseitige Groll wurde zur maßlosen Wut, zur rasenden Blutgier. Ein Geschütz wurde aufgefahren, die Kanoniere hielten die brennenden Lunten bereit, um zu feuern. Lafayette hatte kaum noch Zeit, auf die Batterien loszusprengen und sich vor die Feuerschlünde zu stellen.
    Nachdem die Volksmenge eine Weile regellos durcheinandergelaufen war, wendete sie

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