Die Graefin Charny
bei dieser Partei.
Die Häupter der konstitutionellen Partei sind Lafayette, Bailly, Barnave, Lameth, Duport.
Der König ist sehr geneigt, das unbeschränkte Königtum aufzugeben und mit ihnen Hand in Hand zu gehen; er neigt sich jedoch mehr rückwärts als vorwärts.
Die Häupter der republikanischen Partei sind Brissot, Vergniaud, Cadet, Petion, Roland, Isnard, Ducos, Condorcet, Couthon.
Die Häupter der Anarchisten sind Marat, Danton, Santerre, Gouchon, Camille Desmoulins, Hébert, Legendre, Fabre d'Eglantine, Collot d'Herbois.
Dumouriez ist bereit, zu sein, was man verlangt, wenn er nur Vorteil und Ruhm dabei findet.
Robespierre ist in die Dunkelheit zurückgetreten und wartet.
Am 20. April wird der Krieg an Österreich erklärt.
Am 29. April rücken Bison und Dillon, die sich mit Lafayette vereinigen sollen, gegen die Maas vor; aber beide Truppenkörper wurden in den ersten Gefechten geschlagen. Die Schuld hierfür gab das Volk der Königin und dem König. Wer anders konnte der Urheber dieser schmählichen Niederlage sein, die keinen andern Zweck hatte, als die Parteien verzagt zu machen und den Feinden Zuversicht einzuflößen? Der erste Gedanke war, sich an Marie Antoinette zu rächen! Aber man hatte dem Königtum Zeit gelassen, sich mit einem Schutzwall zu umgeben. Die Königin hatte die von der Constituante bewilligte »Konstitutionelle Garde« auf einen sehr achtunggebietenden Stand gebracht.
Diese Garde ist eine furchtbare Waffe in den Händen des Königtums; sie kann ja auf Befehl des Königs die Nationalversammlung umzingeln und die Deputierten vom ersten bis zum letzten Mann verhaften oder niedermachen!
Oder sie kann den König aus Paris wegführen und an die Grenze geleiten. Eine zweite Flucht wird gewiß gelingen.
Am 22. Mai schrieb der neue Bürgermeister Petion an den Kommandanten der Nationalgarde, um ihm seine Besorgnisse über eine neue Flucht des Königs auszudrücken und ihm die größte Wachsamkeit, insbesondere die Verdoppelung der Patrouillen in den Umgebungen, anzuempfehlen. Es war der Auftakt zur Abschaffung der Königsgarde.
Auf einen Bericht Barrères hin wurde die Auflösung der konstitutionellen Garde und die Verhaftung ihres Anführers Brissac beantragt.
An demselben Tage wurde der Antrag zum Beschluß erhoben, gegen den Herzog von Brissac ein Verhaftungsbefehl erlassen und die Posten in den Tuilerien der Nationalgarde übergeben.
Der König legte gegen diesen Beschluß sein Veto ein, jedoch ohne Erfolg.
Der zweite Vorstoß gegen das Königtum war das Dekret gegen die Priester. Demnach wurde jeder Priester, der den Eid verweigerte, des Landes verwiesen. Die Anregung zu diesem Dekret gab Roland.
Am 14. Juli sollte die Erstürmung der Bastille mit großem Pomp gefeiert werden. Servan verlangte die Zusammenziehung von 20000 Mann in der unmittelbaren Nähe von Paris. Dumouriez wandte sich gegen einen solchen Antrag.
Am meisten empört war die Königin.
»Bedenken Sie doch,« sagte die Königin in einer Unterredung zu Dumouriez, »wie hart es für den König ist, ein Dekret zu bestätigen, das zwanzigtausend Meuterer nach Paris ruft.«
»Die Gefahr ist groß«, erwiderte Dumouriez; »eben deshalb muß man ihr ins Angesicht schauen, aber sie nicht übertreiben. Dem Dekret zufolge wird die vollziehende Gewalt diesen zwanzigtausend Patrioten den Ort der Zusammenkunft anweisen; der Kriegsminister wird ihnen Offiziere geben und Verhaltungsbefehle erteilen.«
»Aber der Kriegsminister ist Servan!«
»Nein, Sire, sobald Servan austritt, bin ich Kriegsminister.«
»Sie wollen das Kriegsministerium übernehmen?« fragte die Königin.
»Ja, Madame, und ich hoffe, das über Ihrem Haupte hängende Schwert gegen Ihre Feinde zu kehren.«
Ludwig XVI. und Marie Antoinette sahen einander fragend an.
»Angenommen,« fuhr Dumouriez fort, »ich lasse das Lager bei Soissons aufschlagen.«
»Aber,« entgegnete der König, »wissen Sie auch gewiß, daß Sie dazu die Bewilligung erhalten?«
»Ich bürge dafür.«
»Wenn das ist,« sagte der König, »so übernehmen Sie das Kriegsministerium.«
»Erteilen dann Eure Majestät dem Dekret über die zwanzigtausend Mann die Sanktion?«
»Wenn Sie Kriegsminister sind, vertraue ich mich Ihnen unbedingt an.«
»Jetzt ist noch das Dekret über die Priester zu bestätigen.«
»Sie wissen, daß ich dieses Dekret nie bestätigen kann.«
»Sire, nach der Bestätigung des ersten Dekrets haben Eure Majestät keine Wahl mehr: Sie müssen auch das
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