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Die Graefin Charny

Die Graefin Charny

Titel: Die Graefin Charny Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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zweite bestätigen.«
    »Ich habe einen Fehler gemacht,« erwiderte Ludwig XVI.; »ich mache mir ihn zum Vorwurf; aber daraus folgt noch nicht, daß ich einen zweiten Fehler machen müsse.«
    »Wenn Eure Majestät diesem Dekret die Bestätigung nicht erteilen, so ist der zweite Fehler weit größer als der erste.«
    »Sire ...« sagte Marie Antoinette.
    Der König sah sich um.
    »Auch Sie, Madame?«
    »Sire,« sagte die Königin, »ich muß gestehen, daß ich nach den Erklärungen, die uns Herr Dumouriez gegeben, über diesen Punkt gleicher Meinung mit ihm bin.«
    »Nun, dann willige ich ein,« erwiderte der König, »aber unter einer Bedingung.«
    Dumouriez sah den König fragend an.
    »Unter der Bedingung, daß Sie mich sobald wie möglich von den drei Aufwieglern Servan, Clavière und Roland befreien.«
    »Ich versichere Eurer Majestät,« antwortete Dumouriez, »daß ich die erste Gelegenheit benutzen werde, und ich bin überzeugt, daß diese Gelegenheit sich sehr bald bieten wird.«
    Dumouriez verneigte sich vor dem König und der Königin und entfernte sich.
    »Sie gaben mir einen Wink«, sagte der König; »was haben Sie mir zu sagen?«
    »Bestätigen Sie vorläufig das Dekret über die Zusammenberufung der zwanzigtausend Mann«, erwiderte die Königin; »lassen Sie ihn sein Lager bei Soissons errichten ... nachher werden Sie sehen, was mit dem Dekret über die Priester zu machen ist.«
    »Aber er wird mich an mein Wort erinnern.«
    »Das mag er immerhin tun«, sagte die Königin kalt.
    Dumouriez hatte wahr gesprochen. Es fand sich bald eine Gelegenheit, die drei Minister zu entfernen. Sie schieden aus der Nationalversammlung aus, die ihnen das Lob ausstellte, daß sie sich um das Vaterland verdient gemacht hätten. Ihre Nachfolger wurden: Mourgues für Inneres und Finanzen, Naillac für das Auswärtige.
    Der neue Ministerrat war in den Tuilerien versammelt. – Der König bestätigte das Dekret über das Lager von zwanzigtausend Mann; allein, die Sanktion des Dekrets über die Priester verschob er auf den folgenden Tag. Er schützte einige Gewissensskrupel vor, die sein Beichtvater beseitigen müsse.
    Die Minister sahen einander an; es hatte sich der erste Zweifel in ihr Herz eingeschlichen. Am folgenden Tage kamen die Minister auf den Gegenstand der letzten Beratung zurück. Der König erklärte, daß er gegen das Dekret sein Veto einlege.
    Die vier Minister, Dumouriez zuerst, antworteten mit ehrerbietigen, aber ernsten, nachdrücklichen Worten. Aber der König hörte ihnen mit geschlossenen Augen zu; seine Haltung und Miene bewies, daß sein Entschluß gefaßt war.
    »Meine Herren,« sagte Ludwig XVI., »ich habe an den Präsidenten der Nationalversammlung einen Brief geschrieben, um ihm meinen Entschluß mitzuteilen. Einer von Ihnen wird das Schreiben unterzeichnen und dann tragen Sie es zusammen in die Deputiertenkammer.«
    Dies war ein Befehl ganz im Sinne des alten Regimes.
    »Sire,« sagte Dumouriez, nachdem er seine Kollegen fragend angesehen hatte, »haben uns Eure Majestät nichts weiter zu befehlen?«
    »Nein«, antwortete der König und entfernte sich.
    Die Minister beschlossen, für den folgenden Tag um eine Audienz zu bitten. Der Verabredung gemäß, wollten sie sich in keine Erklärungen einlassen, sondern insgesamt ihre Entlassung nehmen.
    Dumouriez begab sich nach Hause. Er fand drei Billetts vor, die ihm Zusammenrottungen in der Vorstadt St. Antoine und geheime Zusammenkünfte im Hause Santerres anzeigten.
    Er schrieb sogleich an den König, um ihn hiervon in Kenntnis zu setzen.
    Eine Stunde später erhielt er folgendes, von Ludwig XVI. eigenhändig geschriebenes, aber nicht unterzeichnetes Billett:
    »Glauben Sie nicht, Herr Dumouriez, daß ich mich durch Drohungen einschüchtern lasse; mein Entschluß ist gefaßt.«
    Dumouriez schrieb sogleich zurück:
    »Sire, Sie beurteilen mich falsch, wenn Sie mich der Anwendung eines solchen Mittels für fähig halten. – Ich bitte Eure Majestät untertänigst, mir einen Nachfolger zu wählen, der binnen vierundzwanzig Stunden an meine Stelle treten kann, und meine Entlassung huldreichst anzunehmen.«
    Es war keinem Zweifel unterworfen, daß in den Tuilerien gegenrevolutionäre Pläne geschmiedet wurden. Man hatte wirklich Streitkräfte, auf die man sich verlassen konnte: die beurlaubte, aber jeden Augenblick schlagfertige, aus sechstausend Mann bestehende konstitutionelle Garde; ferner sieben- bis achttausend Ludwigsritter, deren rotes Ordensband

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