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Die Graefin Charny

Die Graefin Charny

Titel: Die Graefin Charny Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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Wie kommt es, daß gerade in einem für das Bestehen der Nation so entscheidenden Augenblick die Bewegung unserer Heere eingestellt wird? Sollte es wahr sein, daß man unsere Triumphe fürchtet? Welche Absicht haben diejenigen, die sich der Sanktion unserer Dekrete mit unbezwinglicher Hartnäckigkeit widersetzen? Wollen sie über verödete Städte, über verwüstete Felder herrschen? Wie viele Tränen, wieviel Elend und Blut brauchen sie, um ihre Rache zu befriedigen? Wohin sind wir gekommen? ... Die inneren Unruhen und Zerwürfnisse haben zwei Ursachen: die geheimen Anschläge der Aristokratie und die Umtriebe des Klerus; beide haben ein und dasselbe Ziel: die Gegenrevolution.
    Der König hat unserm Dekret über die religiösen Unruhen die Sanktion verweigert. Ich schließe daraus folgendes: Wenn er unsere Dekrete verwirft, so hält er sich ohne die von uns gebotenen Mittel für mächtig genug, den Landfrieden zu erhalten. Wenn daher der Landfriede nicht erhalten wird, wenn die Fackel des Bürgerkrieges das Königreich in Brand zu stecken droht, so sind die Vollstrecker des königlichen Willens selbst die Ursache alles Unglücks.
    Im Namen des Königs wiegeln die französischen Prinzen die europäischen Höfe gegen uns auf; um den König zu verteidigen, scharen sich in Deutschland die alten Leibgardisten um die Fahne des Aufruhrs; um dem König zu Hilfe zu kommen, treten die Emigranten in das österreichische Heer ein und schicken, sich an gegen ihr Vaterland zu ziehen. Kurz, der Name des Königs wird bei allen Umtrieben und allem Unglück genannt.
    In der Verfassungsurkunde aber steht: Wenn sich der König an die Spitze einer Armee stellt, und die Soldaten gegen die Nation führt, oder wenn er sich einem solchen in seinem Namen ausgeführten Unternehmen nicht durch einen förmlichen Akt widersetzt, so wird angenommen, er habe der königlichen Würde entsagt.
    Da erwiesen ist, daß die falschen Freunde, die den König umgeben, vor Begierde brennen, den König ins Verderben zu stürzen, um seine Krone einem ihrer Führer aufs Haupt zu setzen; da es für seine persönliche Sicherheit wie für die Sicherheit des Reiches von der größten Wichtigkeit ist, daß sein Verhalten kein Gegenstand des Argwohns mehr sei, so beantrage ich eine Adresse, die ihm die eben angedeuteten Wahrheiten ins Gedächtnis rufe.
    Ich beantrage ferner, daß die Nationalversammlung erkläre, das Vaterland sei in Gefahr. Auf diesen warnenden Ruf werden sich alle Bürger zusammenscharen und die Wunder der Tapferkeit und Aufopferung erneuern, welche die Völker des Altertums mit Ruhm bedeckt haben. Die feindlichen Scharen stehen an unserer Grenze, der Verrat lauert. Der gesetzgebende Körper setzt diesen Anschlägen strenge, aber notwendige Dekrete entgegen; die Hand des Königs zerreißt sie. Rufen Sie, noch ist es Zeit, rufen Sie alle Franzosen zur Rettung des Vaterlandes herbei! Wir haben nicht nötig zu wünschen, daß aus unserer Asche Rächer hervorgehen mögen: an dem Tage, wo unser Blut die Erde rötet, wird die Tyrannei mit ihrem Hochmut und ihren Palästen auf immer vor der nationalen Allgewalt verschwinden.«
    Die Wirkung dieser Rede war ungeheuer, die ganze Versammlung wurde von dem gewaltigen Ozean fortgerissen, alles brach in laute Begeisterung aus.
    Am 11. Juli hatte die Nationalversammlung erklärt, das Vaterland sei in Gefahr. Aber um diese Erklärung kundzumachen, bedurfte es der Ermächtigung des Königs.
    Der König erteilte diese Ermächtigung erst am 21. abends. Die Erklärung, daß das Vaterland in Gefahr sei, war im Grunde ein Geständnis der Ohnmacht, das die Staatsgewalt ablegte; es war ein Aufruf an die Nation, sich selbst zu retten, weil es der König nicht mehr könne oder nicht mehr wollte.
    In der Zwischenzeit vom 11. bis zum 21. Juni hatte ein großer Schrecken die Tuilerien in Bewegung gesetzt. Der Hof erwartete auf den 14. Juli einen Anschlag gegen das Leben des Königs. Eine von Robespierre verfaßte Adresse der Jakobiner hatte sie in diesem Glauben bestärkt. Das Fest des 14. Juli begann. – Für die Revolution handelte es sich nicht um die Ermordung Ludwigs XVI., wahrscheinlich dachte man gar nicht daran, sondern um den Triumph Pétions über den König.
    Pétion war, wie bereits erwähnt, infolge der Ereignisse des 20. Juni durch das Direktorium von Paris seines Amtes entsetzt worden. Ohne die Zustimmung des Königs wäre diese Maßregel wirkungslos gewesen, aber der König hatte diese Absetzung durch eine an

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