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Die Graefin Charny

Die Graefin Charny

Titel: Die Graefin Charny Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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König dreimal zu mir geschickt hat ... von selbst wäre ich nicht gekommen.«»Nun, da ich einmal die Ehre habe, Sie hier zu sehen, Herr Pétion, so frage ich Sie, warum die Verwalter der Stadtpolizei unter die Marseiller eine Menge Patronen verteilt haben, und warum ich, der Kommandant der Nationalgarde, für jeden Mann nur drei Patronen erhalten habe.«
    Pétion sah Maudat mit seiner unverwüstlichen Ruhe an und erwidertem »Man hat für die Tuilerien nicht mehr verlangt; drei Patronen für jeden Nationalgardisten, vierzig für jeden Schweizer; die Verteilung hat nach dem Willen des Königs stattgefunden.«
    »Wozu diese große Verschiedenheit in der Zahl?«
    »Das müssen Sie sich vom König und nicht von mir sagen lassen, Herr Maudat; wahrscheinlich traut er der Nationalgarde nicht.«
    »Ich habe auch Pulver verlangt«, entgegnete der Kommandant.
    »Das ist wahr«, antwortete Pétion; »aber Sie waren nicht in der Lage, das Pulver in Empfang zu nehmen.«
    »Eine schöne Antwort!« rief Maudat, »Sie hätten mich in die Lage versetzen sollen, denn der Befehl muß ja von Ihnen ausgehen.«
    Zum Glück ging die Tür auf:
    »Herr Pétion, der König erwartet Sie.«
    Pétion trat ein.
    »Da sind Sie endlich, Herr Pétion«, sagte Ludwig XVI. »Wie sieht es in Paris aus?«
    Pétion gab von dem Zustand der Stadt einen ausführlichen, wenn auch nicht genauen Bericht.
    »Haben Sie mir sonst nichts zu sagen?« fragte der König.
    »Nein, Sire«, antwortete Pétion.
    Der König sah ihn scharf an. – Pétion machte große Augen, er wußte sich diese dringende Frage des Königs nicht zu erklären. Ludwig XVI. erwartete, daß Pétion den Zeigefinger auf das rechte Auge halte. Durch dieses Zeichen sollte der Bürgermeister von Paris zu erkennen geben, daß der König für die überschickten zweihunderttausend Franken auf ihn zählen könne.
    Pétion kratzte sich hinter dem Ohr, aber das rechte Auge ließ er unberührt.
    Der König war also betrogen worden, ein Gauner hatte die zweihunderttausend Franken behalten.
    In diesem Augenblick erschien die Königin. – Sie kam gerade in dem Moment, wo der König nichts mehr zu fragen wußte und Pétion eine neue Frage erwartete.
    »Nun, wie steht's?« fragte die Königin leise; »ist er unser Freund?«
    »Nein,« sagte der König, »er hat kein Zeichen gegeben.«
    »Dann muß er unser Gefangener sein.«
    »Darf ich mich beurlauben, Sire?« fragte Pétion den König.
    »Um Gottes willen, lassen Sie ihn nicht fort«, flüsterte ihm Marie Antoinette zu.
    »Nein«, sagte der König. »In einem Augenblick werden Sie frei sein; aber ich habe noch mit Ihnen zu reden«, setzte Ludwig XVI. sehr laut hinzu; »treten Sie in dieses Zimmer.« .
    Dies war soviel, als ob er zu den Anwesenden gesagt hätte: »Ich vertraue Ihnen Herrn Pétion an; haben Sie ein wachsames Auge auf ihn.«
    Pétion befand sich mit dreißig Personen in einem kleinen Raum, wo sich kaum vier Personen frei bewegen konnten.
    »Meine Herren,« sagte er, »es ist unmöglich, hier lange zu bleiben, man erstickt ja hier.«
    Dieser Meinung waren alle Anwesenden. Niemand hielt Pétion auf, aber alle folgten ihm.
    Er ging die nächste Treppe hinunter und kam im Erdgeschoß in ein Zimmer, das auf den Garten hinausging. Im ersten Augenblick fürchtete er, die Gartentür sei verschlossen. Sie war offen; er ging in den Garten.
    Pétion befand sich in einem geräumigeren, luftigeren Gefängnis, das aber ebensogut verschlossen und bewacht war wie das erste; er ging auf die vom Monde hell beleuchtete Terrasse, bückte sich von Zeit zu Zeit, nahm einen Stein auf und warf ihn über die Mauer.
    Zweimal wurde ihm gemeldet, der König wünsche ihn zu sprechen.
    Er nahm immerfort Steine auf und warf sie über die Mauer; er hatte schon geahnt, daß er nicht leicht aus den Tuilerien herauskommen würde und hatte dieses Zeichen mit Billot verabredet. Der Landwirt war auch auf dem Posten; er eilte in die Nationalversammlung, die sogleich einen Boten absandte: Pétion habe sofort vor den Schranken zu erscheinen. Darauf ließen ihn die Wachen durch.
    Noch während seinem Aufenthalt in den Tuilerien erhielt Maudat den Befehl, in die Nationalversammlung zu kommen. Endlich, gegen Morgen entschloß er sich, der Aufforderung Folge zu leisten.
    Der Generalkommandant war über einen wichtigen Umstand noch nicht unterrichtet: er wußte nicht, daß Befehl gegeben war, Pont-Neuf und die Arkade Saint-Jean zu räumen. Die Ausführung dieses Befehls war von Manuel

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