Die Graefin Charny
und Danton persönlich überwacht worden. Dieser Befehl war ergangen, damit die Garde des Aufstandes den Rücken freibekommen sollte.
Maudat war daher sehr erstaunt, den Pont-Neuf von Truppen ganz entblößt zu finden. Er hielt an und schickte seinen Adjutanten auf Kundschaft aus.
Nach zehn Minuten kam der Adjutant zurück; er hatte weder Kanonen noch Nationalgarde gesehen. Die Place-Dauphine, die Rue-Dauphine, der Quai der Augustiner waren ganz menschenleer.
Maudat hielt an der Ecke des Quai Pelletier an und schickte seinen Adjutanten nach der Arkade Saint-Jean.
Die Arkade Saint-Jean ließ die Volkswogen ungehindert hin und her ziehen, die Nationalgarde war verschwunden.
Mandat wollte umkehren; aber die Wogen hatten sich hinter ihm gesammelt und trieben ihn wie ein herrenloses Wrack gegen die Stufen des Stadthauses.
»Bleiben Sie da,« sagte er zu seinem Adjutanten, »und wenn mir ein Unglück widerfährt, melden Sie es in den Tuilerien.«
Als Maudat in den großen Saal des Stadthauses trat, erblickte er lauter unbekannte, ernste und drohende Gesichter. Es waren die Vertreter des ganzen Aufstandes, und der Mann, der ihn nicht nur in der Entwicklung bekämpfen, sondern in der Geburt ersticken wollte, war nun hierher beschieden worden, um Rechenschaft abzulegen. In den Tuilerien hatte er gegen Pétion den Verhörrichter gespielt: jetzt sollte er ins Verhör genommen werden.
Ein Mitglied dieser furchtbaren Gemeindevertretung fragte:
»Auf wessen Befehl hast du die Wache in den Tuilerien verdoppelt?«
»Auf Befehl des Bürgermeisters von Paris«, antwortete Maudat.
»Wo ist dieser Befehl?«
»In den Tuilerien, wo ich ihn gelassen habe, um ihn in meiner Abwesenheit vollziehen zu lassen.«
»Warum hast du die Geschütze ausrücken lassen?«
»Weil ich das Bataillon ausrücken ließ, und wenn das Bataillon ausrückt, fahren auch die Geschütze mit.«
»Wo ist Pétion?«
»Er war in den Tuilerien, als ich das Schloß verließ.«
»Als Gefangener?«
»Nein, er war frei; er ging im Garten umher.« In diesem Augenblick wird das Verhör unterbrochen. Ein Mitglied des neuen Gemeinderates bringt einen erbrochenen Brief, den er vorzulesen verlangt.
Maudat braucht nur einen Blick auf dieses Schreiben zu werfen, um einzusehen, daß er verloren ist. – Er hat seine Handschrift erkannt.
Dieses Schreiben ist der Befehl, den er um ein Uhr nachts an den Kommandanten des an der Arkade Saint-Jean aufgestellten Bataillons geschickt hat, die Schar, die gegen das Schloß ziehen würde, von hinten anzugreifen, während ihr das Bataillon vom Pont-Neuf in die Flanke fallen sollte.
Das Verhör ist beendet; der Brief sagt alles.
Der Präsident machte eine ausdrucksvolle horizontale Handbewegung und setzte hinzu: »Man führe ihn ab!«
Kaum ist der Generalkommandant Maudat die ersten drei Stufen des Stadthauses hinabgestiegen, so wird ihm in dem Augenblick, wo ihm sein Sohn entgegeneilt, der Kopf durch einen Pistolenschuß zerschmettert. Bald kam in dem Gedränge, in dem man nur blitzende Säbel und Piken sah, das blutende, vom Rumpf getrennte Haupt von Maudat zum Vorschein.
Dies war gegen vier Uhr morgens.
Als die Sturmglocken geläutet und der Generalmarsch geschlagen wurde, weckte man den König. Der Stellvertreter des Generalkommandanten, de la Chemaye, bat ihn, sich den Nationalgardisten zu zeigen und durch seine Gegenwart ihre Begeisterung entfachen zu dürfen.
Ludwig XVI. erhob sich taumelnd und noch halb im Schlaf. Er war schlecht gepudert, und auf der Seite, wo er gelegen hatte, war seine Frisur plattgedrückt. Man suchte einen Friseur, aber es war keiner da. Der König verließ daher sein Zimmer, ohne frisiert zu sein.
Die Königin befand sich noch im Sitzungssaale. Sobald sie erfuhr, daß sich Ludwig XVI. seinen Verteidigern zeigen wollte, eilte sie ihm entgegen. Der König war in seiner ganzen Erscheinung, mit seinen gläsernen, ausdruckslosen Augen, mit seinen herabhängenden Mundwinkeln, in seinem violetten Frack das Gegenteil der Königin.
Es ging übrigens alles gut, solange die königliche Familie im Innern der Gemächer blieb. Die mit den Edelleuten vermischten Nationalgardisten sahen freilich den unbeholfenen und schlaftrunkenen Mann allzusehr in der Nähe, und sie fragten sich, ob dies wirklich der Held vom 20. Juni sei. – Das war nicht der König, den die Nationalgarde zu sehen erwartete.
Gerade in diesem Augenblick näherte sich der alte Herzog von Mailly in der besten Absicht, aber zum Unheil
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