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Die Graefin Charny

Die Graefin Charny

Titel: Die Graefin Charny Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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Krieg führte, und daß Jakob II. den Thron verloren hat, weil er sein Volk verließ.«
    »Da mir Eure Majestät erlaubt haben, zu fragen, so frage ich, was Sie dem so aufrichtig sprechenden Bilde antworten?«
    »Herr Gilbert,« sagte der König, »ich gebe Ihnen mein Wort, daß ich noch nichts beschlossen habe; ich werde mich nach den Umständen richten.«
    »Man fürchtet, Eure Majestät beabsichtigen einen Krieg gegen Ihr Volk.«
    Ludwig XVI. schüttelte den Kopf.
    »Nein, Herr Gilbert,« sagte er, »ich kann nur mit Hilfe des Auslandes gegen mein Volk Krieg führen, und ich kenne die Lage von Europa zu gut, als daß ich den fremden Mächten trauen könnte. Der König von Preußen ist erbötig, mit hunderttausend Mann in Frankreich einzurücken, aber ich kenne den ehrsüchtigen Geist dieser kleinen Monarchie, die ein großes Königreich zu werden trachtet. Österreich stellt ebenfalls hunderttausend Mann zu meiner Verfügung, aber ich kann meinen Schwager Leopold nicht leiden; seine Mutter, Maria Theresia, hat meinen Vater vergiften lassen. Mein Bruder d'Artois schlägt die Hilfe Sardiniens und Spaniens vor, aber diesen beiden Mächten traue ich nicht. Die große Katharina beschränkt sich auf das Ratgeben. Sie können sich leicht denken, daß sie mit Polen genug zu tun hat. Sie gibt mir einen Rat, der lächerlich ist, zumal nach den Vorgängen dieser letzten Tage. ›Die Könige‹, sagt sie, ›müssen unbekümmert um das Geschrei des Volkes ihre Bahn wandeln, gleichwie der Mond unbekümmert um das Gebell der Hunde seine Bahn wandelt.‹«
    »Das Volk fürchtet, Eure Majestät wollten fliehen, Frankreich verlassen.«
    Der König legte die Hand auf Gilberts Schulter.
    »Ich habe Ihnen versprochen, die Wahrheit zu sagen, Doktor,« sagte er, »und ich will sie Ihnen sagen. Ja, es ist die Rede davon gewesen, man hat es mir vorgeschlagen. Aber in der Nacht vom 6. Oktober, als die Königin in meinen Armen weinte, nahm sie mir das feierliche Versprechen ab, daß ich nicht allein fliehen will. Ich habe es versprochen und werde mein Wort halten. Ich halte es aber nicht für möglich, daß wir miteinander entfliehen, ohne zehnmal verhaftet zu werden, bevor wir die Grenze erreichen; wir werden also nicht entfliehen, und ich glaube auch, daß die größte Gefahr vorüber ist.«
    »Sire, was wir erlebt haben, ist nur das Erdbeben, wir haben noch das Feuer, die Asche und die Lava des Vulkans zu bekämpfen.«
    »Sie sagen bekämpfen, Herr Gilbert; wäre es nicht richtiger, zu sagen: fliehen?«
    »Es gibt zwei Mittel, den König und Frankreich zu retten.«
    »Nennen Sie diese Mittel, und Sie werden sich sehr verdient machen.«
    »Vor allem, Sire, müssen Sie sich an die Spitze der Bewegung stellen und sie leiten.«
    »Nein, Herr Gilbert, man würde mich mit fortreißen, und das will ich nicht.«
    »Das zweite Mittel ist, daß der Bewegung ein Gebiß angelegt wird, das stark genug ist, um sie zu bändigen.«
    »Wie nennen Sie dieses Gebiß?«
    »Popularität und Genie.«
    »Und wer soll es schmieden?«
    »Mirabeau.«
    Ludwig XVI. sah Gilbert mit großen Augen an, als ob er nicht recht verstanden hätte.
    Gilbert sah wohl, daß er einen Kampf zu bestehen hatte, aber er war gerüstet.
    »Ja, Sire, Mirabeau«, wiederholte er.
    »Aber Sie wissen doch, Herr Gilbert, daß Mirabeau zu dem Herzog von Orleans steht, er kann daher nicht mir ergeben sein.«
    »O Sire, der Herzog von Orleans ist verbannt, folglich steht Mirabeau allein.«
    »Aber wie kann ich einem Manne trauen, der sich verkauft!«
    »Ew. Majestät können seine Dienste besser bezahlen als irgend jemand in der Welt.«
    »Er ist unersättlich, er wird eine Million verlangen.«
    »Wenn sich Mirabeau Ihnen für eine Million verkauft, Sire, so wird er Ihnen ganz ergeben sein. Glauben Sie, daß er zwei Millionen weniger wert sei, als ein oder eine Polignac?«
    »Herr Gilbert!«
    »Eure Majestät verbieten mir das Wort. Ich schweige.«
    »Nein, reden Sie.«
    »Ich habe gesprochen, Sire, ich kenne Mirabeau sehr genau.«
    »Sie sind sein Freund?«
    »Leider habe ich nicht die Ehre. Überdies hat Mirabeau nur einen Freund, der zugleich der Freund der Königin ist.«
    »Sie meinen den Grafen von Lamark, ich weiß es wohl, und wir werfen es ihm täglich vor.«
    »Eure Majestät sollen ihm vielmehr bei Todesstrafe verbieten, sich mit ihm zu entzweien.«
    »Herr von Mirabeau,« entgegnete der König, »hat sich in Aix als Tuchhändler etabliert, um vom Volke gewählt zu werden; er kann

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