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Die Graefin Charny

Die Graefin Charny

Titel: Die Graefin Charny Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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also, Herr Marquis,« fuhr er fort, »mein Bruder, der Graf von Provence, habe so großes Vertrauen zu Ihnen, daß er Sie mit einer bedeutenden Anleihe beauftragt hat?«
    Ein Zeuge dieser Unterredung hätte sehen können, wie sich der Vorhang, der den Alkoven des Königs halb verdeckte, bei dieser unerwarteten Frage bewegte, als ob jemand hinter ihm versteckt gewesen wäre. Der Marquis von Favras war betroffen wie einer, der auf eine Frage vorbereitet ist, und auf einmal eine ganz andere hört.
    »Ja, Sire,« sagte er, »wenn es ein Beweis des Vertrauens ist, einen Edelmann mit Geldgeschäften zu beauftragen, so hat mir Seine Königliche Hoheit diesen Beweis des Vertrauens gegeben. Seine Königliche Hoheit ist infolge verschiedener Operationen der Nationalversammlung nicht in den Besitz der fälligen Gelder gekommen, und da es in dieser Zeit gut sein dürfte, daß die Prinzen um ihrer eigenen Sicherheit willen eine bedeutende Summe zu ihrer Verfügung haben, so hat mir Seine Königliche Hoheit Pfandscheine übergeben, auf die ich zwei Millionen erhalten habe.«
    »Bei wem denn?«
    »Sire, ich hatte mich zuerst an die Bankiers Schaumel und Sartorius gewandt, aber die Unterhandlung hatte nicht den erwarteten Erfolg, und ich wandte mich an Baron von Zannone.«
    »Und er wohnt? ...«
    »Er wohnt in Sèvres, Sire ... unweit der Stelle, wo der Wagen Ihrer Majestäten am 6. Oktober auf dem Wege von Versailles anhielt, als die Meuterer, von Marat, Verrières und dem Herzoge von Aiguillon geführt, in dem kleinen Wirtshause an der Brücke die beiden abgeschlagenen Köpfe Varicourts und Deshuttes von dem Friseur der Königin aufputzen ließen! ...«
    Der König erblaßte, und hätte er in diesem Augenblicke nach dem Alkoven geschaut, so würde er gesehen haben, wie sich der Vorhang noch stärker bewegte als das erstemal.
    Das Gespräch wurde ihm offenbar lästig, und er würde viel gegeben haben, wenn er es nicht angefangen hätte. Er brach es daher sogleich ab.
    »Es ist gut, Herr Marquis,« sagte er, »ich sehe, daß Sie ein treuer Diener des Königtums sind, und verspreche Ihnen, daß ich es nicht vergessen werde, wenn sich eine Gelegenheit bietet.«
    Dann machte er eine Kopfbewegung, die Favras wohl verstand, aber er sagte:
    »Verzeihen Sie, Sire, ich glaubte, Eure Majestät wünschten noch mehr zu wissen ...«
    »Nein,« sagte der König, »das ist alles, was ich zu wissen wünschte.«
    »Sie irren sich«, sagte eine Stimme, die den König und den Marquis erschreckte; »Sie wünschen zu wissen, wie es der Großvater des Herrn Marquis von Favras angefangen hat, den König Stanislaus aus Danzig zu retten und ihn bis an die preußische Grenze zu begleiten.«
    Diese dritte Person, die auf einmal erschien und sich in das Gespräch mischte, war die Königin.
    Marie Antoinette war durch einen geheimen Gang in das Schlafgemach des Königs gekommen, um das Gespräch in dem Augenblicke, wo es Ludwig XVI. fallen lassen würde, wieder aufzunehmen.
    Favras erkannte augenblicklich, daß ihm eine günstige Gelegenheit geboten wurde, seinen Plan zu entwickeln:
    »Ihre Majestät meinen wahrscheinlich meinen Vetter, den General Steinflicht; er entriß den König Stanislaus zuerst den Händen seiner Feinde und machte ihn sodann infolge eines glücklichen Zusammentreffens von Umständen zum Ahnherrn Eurer Majestät.«
    »Ganz recht, Herr Marquis!« sagte die Königin lebhaft, während Ludwig XVI. seufzend das Porträt Karl Stuarts ansah.
    »Ihre Majestäten wissen,« fuhr der Marquis fort, »daß der König Stanislaus, nachdem er Danzig verlassen, auf allen Seiten von der moskowitischen Armee umzingelt war, und daß er vielleicht verloren gewesen wäre, wenn er sich nicht zur schleunigsten Flucht entschlossen hätte ...«
    »Jawohl«, erwiderte der König; »aber meine Lage ist keineswegs so hoffnungslos, wie die Lage des Königs Stanislaus war. Danzig war von den Moskowitern umzingelt, wie der Marquis sagte; ich hingegen ...«
    »Sie hingegen,« unterbrach ihn die Königin ungeduldig, »Sie sind mitten unter den Parisern, die am 14. Juli die Bastille erstürmten, die Ihnen in der Nacht vom 5. zum 6. Oktober nach dem Leben trachteten und die Sie am 6. mit Gewalt, unter Hohn und Spott nach Paris führten ... In der Tat, die Lage ist beneidenswert und wohl wert, jener des Königs Stanislaus vorgezogen zu werden!«
    Der König erwiderte:
    »Sie sagen, Herr Marquis, man habe dem Könige Stanislaus drei Entweichungspläne vorgelegt? Worin

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