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Die Graefin Charny

Die Graefin Charny

Titel: Die Graefin Charny Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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habe, – von Versailles nach Paris, hat mir die Reiselust benommen ... wenigstens habe ich nicht Lust, in so großer Gesellschaft zu reisen.«
    Ludwig XVI. warf wieder einen Blick auf den Grafen von Bouillé, der durch ein kaum bemerkbares Augenblinzeln dem König zu erkennen gab, daß er ihn verstanden.
    »Und jetzt,« sagte Ludwig XVI., sich zu dem jungen Grafen wendend, »werden Sie bald wieder nach Metz gehen?«
    »Sire,« antwortete Bouillé, »ich verlasse Paris in zwei bis drei Tagen, aber nicht, um sogleich wieder nach Metz zu gehen; ich wollte zuvor meiner Großmutter in Versailles, Rue des Reservoirs, einen Besuch abstatten; erst in acht bis zehn Tagen kann ich die betreffende Person sehen, deren Befehle ich in einer Familienangelegenheit zu empfangen habe. Ich werde daher erst Anfang Dezember wieder bei meinem Vater sein ...«
    Der König verabschiedete seinen Besuch; er wußte, daß er und Graf Louis sich verstanden hatten.
     

11. Kapitel
     
    In einer elenden Dachstube in einem Hause in der Judengasse sitzen ein Mann und eine Frau.
    Der Mann ist fünfundvierzig, scheint aber fünfundfünfzig Jahre alt zu sein; die Frau ist vierunddreißig und scheint vierzig.
    Der Mann hält ein Kartenspiel in der Hand und probiert zum tausendsten Male einen untrüglichen Trick aus.
    Die Frau trägt ein altes seidenes Kleid. Ihr Haar ist mit einem vormals vergoldeten Kamm aufgesteckt; ihre Hände sind außerordentlich sorgfältig gepflegt und von aristokratischem Aussehen.
    Das ganze Bild ist von einer Kerze beleuchtet; die Stelle des Leuchters vertritt eine leere Flasche, die von einem Lichtkreis umgeben ist, während der übrige Teil des Zimmers im Halbdunkel liegt.
    Die Frau bricht zuerst das Schweigen: »Es geht nicht mehr so weiter; deine Klugheit muß uns dieser elenden Lage entreißen, sonst muß ich zu meiner Klugheit Zuflucht nehmen.«
    Diese letzten Worte sagte sie mit der Ziererei einer Schönen, der ihr Spiegel noch am Morgen gesagt hat: ›Sei nur ruhig, mit diesem Gesicht verhungert man nicht!‹
    »Du siehst ja, mein Kind,« antwortete Beausire, »daß ich mich immerfort damit beschäftige. Ich sage dir, ich hab's gefunden.«
    »Was denn?«
    »Wie man gewinnen muß.«
    »Geht das schon wieder an? Wenn nur Madame de la Motte nicht geflohen wäre ... so würde man noch Hilfsquellen finden und wäre nicht gezwungen, mit einem alten Reiter im Elend zu leben ...«
    Mademoiselle Nicole Legay, genannt Madame Oliva, deutete mit majestätischer Gebärde auf Beausire.
    »Aber ich sage dir,« wiederholte dieser mit dem Tone der Überzeugung, »daß wir morgen reich sein werden.«
    »Zeige mir die ersten zehn Louisdor, und ich will an alles andere glauben.«
    »Heute abend sollst du sie sehen, die ersten zehn Louisdor; eben diese Summe ist mir versprochen worden.«
    »Und du gibst sie mir, lieber Beausire!« sagte Nicole lebhaft.
    »Ich gebe dir fünf davon, damit du dir ein seidenes Kleid kaufen kannst, mit den fünf andern ...«
    Plötzlich wurde die Tür geöffnet und eine sanfte Stimme sagte:
    »Guten Abend, Mademoiselle Nicole, guten Abend, Herr von Beausire.«
    In der Tür stand ein sehr elegant gekleideter Mann und weidete sich an dieser Familienszene.
    »Der Graf von Cagliostro!« riefen Nicole und Beausire gleichzeitig aus.
    Eine tiefe Stille trat ein. Plötzlich seufzte der Geliebte Nicoles tief und vernehmlich.
    »Was, Herr von Beausire,« sagte Cagliostro, »immer melancholisch?«
    »Und Sie, Herr Graf, immer Millionär?«
    »Ei, mein Gott, das Geld macht nicht glücklich! ...«
    »Das ist wohl wahr, Herr Graf; abgesehen von unserer erbärmlichen Lage ...«
    »Sind Sie glücklich ... Und mit tausend Louisdor könnten Sie dieses Glück vollkommen machen?«
    Nicoles Augen leuchteten, Beausires Augen sprühten Flammen.
    »Jawohl,« erwiderte der letztere hastig, – »ach, wenn wir tausend Louisdor hätten! Mit der einen Hälfte würden wir uns ein Landhaus kaufen, mit der andern eine kleine Rente sichern, und ich würde Landmann ... Nicole würde sich ganz der Erziehung unseres Kindes widmen.«
    »Das Geschäftchen, das Sie jetzt vorhaben, wird Ihnen also nicht so viel eintragen?«
    Beausire stutzte. »Was für ein Geschäft?« fragte er.
    »Nun, die Angelegenheit, in welcher Sie als Gardesergeant auftreten; die Angelegenheit, in der Sie heute abend unter den Arkaden des Place-Royale erscheinen werden.«
    Beausire wurde leichenblaß.
    »Ach, Herr Graf!« sagte er, mit bittender Gebärde die Hände

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