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Die Graefin Charny

Die Graefin Charny

Titel: Die Graefin Charny Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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faltend. »Machen Sie mich nicht unglücklich!«
    »Ich sagte es ja,« jammerte Nicole, »du solltest dich in die fatale Geschichte nicht einlassen!«
    »Ich will Ihnen als Freund einen Rat geben, lieber Herr von Beausire: Nehmen Sie weder für den Adel noch für das Volk Partei, sondern für sich selbst ... Bedenken Sie, was Sie tun, Herr von Beausire; jede Sache hat eine gute und eine schlechte Seite. Es kommt nur darauf an, die gute Seite für sich herauszufinden.«
    »Aha, ich merke schon, daß ich die gute Seite nicht getroffen habe, wie?«
    »Nicht ganz, Herr von Beausire. Ich bin der Meinung, daß Sie Ihr Leben dabei aufs Spiel setzen. Sie werden wahrscheinlich gehenkt werden!«
    »Herr Graf,« sagte Beausire, der sich den Schweiß von der Stirn wischte, »einen Edelmann henkt man nicht.«
    »Das ist wahr; aber um die Begünstigung des Enthauptens zu erlangen, würden Sie Ihre Ahnenprobe machen müssen, lieber Herr von Beausire, und das würde dem Tribunal vielleicht zu langweilig sein; man würde Sie daher provisorisch hängen lassen ... Aber, Sie sind ja kein furchtsamer Mensch!«
    »Nein,« antwortete Beausire, »nichts weniger als furchtsam ... Es gibt indes gewisse Umstände ...«
    »Ja, ich verstehe ... zum Beispiel, wenn man wegen Diebstahls die Galeere hinter sich, und wegen Hochverrats an der Nation den Galgen vor sich hat – den Hochverrat an der Nation würde man vermutlich jetzt ein Verbrechen nennen, das die Entführung des Königs zum Zweck hat.«
    »Herr Graf! Herr Graf!« rief Beausire entsetzt.
    »Unglücklicher!« sagte Oliva, »auf diese Entführung bautest du also deine goldenen Träume!«
    »Er hatte nicht so ganz unrecht, liebes Fräulein; ich wiederhole Ihnen nur, daß jede Sache eine Licht- und eine Schattenseite hat. Herr von Beausire hat unrecht, der schlechten Seite den Vorzug zu geben; – er hat sich nur umzudrehen, weiter nichts.«
    »Was habe ich zu tun, Herr Graf?« fragte Beausire.
    »Nehmen Sie einmal an,« sagte Cagliostro nachsinnend, »Ihr Plan scheitere; nehmen Sie an, die Mitschuldigen des Mannes mit der Larve und des Mannes im braunen Mantel würden verhaftet; nehmen Sie weiter an, sie würden zum Tode verurteilt ... Ei, mein Gott! man hat ja Bezenval und Augeard freigesprochen; Sie sehen also, daß nichts unmöglich ist ... Nehmen Sie an, ich sagte zu Ihnen: ›Armer Herr von Beausire, es ist Ihre Schuld!‹«
    »Wieso?« fragte Beausire.
    »›Wieso?‹ würde Ihnen die Stimme antworten; weil Sie nicht nur diesem kläglichen Tode entgehen, sondern auch tausend Louisdor hätten verdienen können.«
    »Aber wie hätte ich diesem kläglichen Tode entgehen, wie hätte ich die tausend Louisdor verdienen können?«
    »Sie hatten ja den Grafen von Cagliostro zur Seite ... Sie brauchten nur zu ihm zu sagen: ›Herr Graf, der Bruder des Königs treibt Verrat mit dem Marquis von Favras. Man will den König entführen und nach Peronne bringen ... Um Sie zu zerstreuen, Herr Graf, will ich Ihnen Tag für Tag, Stunde für Stunde den Fortgang der Sache mitteilen.‹ – Da würde Ihnen der Graf als großmütiger Kavalier geantwortet haben: ›Wollen Sie das wirklich tun, Herr von Beausire?‹ – Nun, jede Arbeit ist ihres Lohnes wert, und wenn Sie Ihr Wort halten, so habe ich da in einem Winkel vierundzwanzigtausend Livres bereitliegen, die ich dieser Laune opfern will ... und an dem Tage, wo der König entführt oder der Marquis von Favras gefangengenommen wird, kommen Sie zu mir und erhalten die vierundzwanzigtausend Livres, wie Sie diese zehn Louisdor als Geschenk erhalten!«
    »So wahr ich Beausire heiße, ich nehme Ihr Anerbieten an.«
    »Das genügt mir«, sagte Cagliostro. »Es ist dreiviertel neun, Herr von Beausire, um neun Uhr werden Sie unter den Arkaden des Place-Royale am Hotel Sully erwartet. Nehmen Sie diese zehn Louisdor, stecken Sie sie in die Westentasche, ziehen Sie Ihren Frack an, nehmen Sie Ihren Degen und lassen Sie nicht auf sich warten!«
    Beausire ließ sich das nicht zweimal sagen; er nahm die zehn Louisdor, steckte sie in die Tasche und machte sich fertig.
    »Wo werde ich den Herrn Grafen wiederfinden?« fragte er.
    »Auf dem Sankt Johannisfriedhofe ... Wenn man von solchen Dingen sprechen will, so ist es besser, zu den Toten als zu den Lebenden zu gehen.«
    In dem Augenblick, als die Glocken Mitternacht schlugen, erschien wirklich eine Gestalt zwischen den Taxusbäumen und Zypressen.
    »Nun, Herr von Beausire,« sagte die spöttische Stimme Cagliostros,

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