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Die Graefin Charny

Die Graefin Charny

Titel: Die Graefin Charny Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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er zugleich Pitou und Katharina ansah, »der Schäfer hat heute morgen einen gesehen.«
    »Wo denn?« fragte Pitou ganz arglos.
    »Auf der Straße von Paris nach Boursonne, nahe am Walde von Yvors.«
    »So!« sagte Pitou, der nun seinerseits Billot und Katharina ansah.
    »Ja«, fuhr Billot mit derselben Ruhe fort; »man hatte ihn schon voriges Jahr bemerkt, und ich wußte es wohl ... Eine Zeitlang glaubte man, er sei fortgegangen, um nicht wiederzukommen; aber er scheint wieder da zu sein, und ich glaube, daß er hier in der Nähe umherstreift ... deshalb sagte ich dem Papa Clouis, er möge mir mein Gewehr putzen und ein Dutzend Kugeln gießen.«
    Mehr vermochte Katharina nicht zu ertragen; sie stand auf und wankte der Tür zu.
    Pitou, dem etwas bange wurde, stand ebenfalls auf und eilte der schönen Pächterstochter nach, um sie zu halten.
    Billot warf den beiden einen zürnenden Blick zu; aber Pitous ehrliches Gesicht drückte ein zu aufrichtiges Erstaunen aus, um den Verdacht der Mitschuld zu erregen.
    Billot kümmerte sich daher nicht länger um die beiden jungen Leute und fuhr fort:
    »Ihr meint also, Papa Clouis, daß man sicher trifft, wenn man die Kugel in ein Stück Leder wickelt?«
    Die Antwort auf diese Frage hörte Pitou nicht mehr; denn als er in die Küche trat, wo er Katharina einholte, sank sie ihm halb bewußtlos in die Arme.
    »Mein Gott, was fehlt Euch denn?« fragte er ganz bestürzt.
    »Oh, hast du denn nicht verstanden?« erwiderte Katharina. »Er weiß, daß Isidor in Boursonne angekommen ist, und er will ihn totschießen, wenn er sich hier in der Nähe sehen läßt!«
    In diesem Augenblick ging die Tür auf, und Billot erschien auf der Schwelle.
    »Lieber Pitou,« sagte er so ernst, daß an keine Entgegnung zu denken war, »wenn du wirklich gekommen bist, um dem alten Lajeunesse die Kaninchen wegzufangen, so ist es Zeit, daß du gehst und deine Schlingen stellst ...«
    »Ja, Herr Billot«, sagte Pitou bescheiden, indem er Katharina und Billot ansah; »ich war aus keinem anderen Grunde gekommen, das schwöre ich Euch.«
    »Nun, dann? ...«
    »Dann gehe ich, Herr Billot.«
    Er entfernte sich durch das Hoftor, während die trostlose Katharina in ihre Kammer ging und die Tür hinter sich verriegelte.
    »Ja, ja, schließ dich nur ein!« zürnte Billot, der in der Küche stehenblieb, »daran liegt mir nichts, denn hier werde ich ihm nicht auflauern.«
    Pitou, der zuweilen die gewaltige Kraft des Löwen besaß, hatte fast immer die Klugheit einer Schlange.
    Anfangs faßte er den Entschluß, nach Boursonne zu eilen und den Vicomte von Charny vor der ihm drohenden Gefahr zu warnen. Aber nach reifer Überlegung gab er diesen Plan wieder auf. Denn Katharina hatte ihn ja nicht beauftragt, nach Boursonne zu gehen, und er würde es im Grunde gar nicht ungern gesehen haben, wenn dem »Junker« etwas Menschliches begegnet wäre.
    Inzwischen beobachtete er vom Waldrand aus den Meierhof mit scharfen Augen.
    Nach einer kleinen Weile wurde ein Fenster hell; es war das Fenster von Billots Stube. In seinem Versteck konnte Pitou sehr gut sehen, was in der Stube vorging. Er sah, wie Billot mit einem Lichte eintrat und sein Gewehr lud. Dann löschte er das Licht aus, er schien am Fenster lauschen und die Umgebung beobachten zu wollen. Wenn Katharina etwa auf den Gedanken kam, aus dem Fenster zu steigen und sich in den Wald zu schleichen, so konnte Pitou sie sehen.
    Pitou hatte sich nicht geirrt; sein scharfes Auge, das in der Dunkelheit so gut sah, bemerkte nach einer Weile, daß Katharina ihr Fenster öffnete, langsam herausstieg, den Fensterladen wieder andrückte und sich an der Mauer hinschlich.
    Katharina war nicht in Gefahr, gesehen zu werden, solange sie in dieser Richtung fortging. Nach Villers-Cotterêts hätte sie ganz unbemerkt gelangen können;, wollte sie hingegen nach Boursonne gehen, so mußte sie in den Gesichtskreis treten, den der Blick von dem Fenster ihres Vaters aus umfaßte.
    Am Ende der Mauer angelangt, blieb sie einige Sekunden unschlüssig, wohin sie sich wenden sollte, stehen; aber auf einmal faßte sie einen Entschluß, sie bückte sich, um sich den spähenden Blicken soviel wie möglich zu entziehen, ging quer über den Weg und betrat einen schmalen Fußpfad, der zum Walde führte.
    Sobald Katharina den Fußpfad betreten hatte, konnte ihre Absicht keinem Zweifel mehr unterliegen. Pitou ließ sie daher unbeachtet, um seine ganze Aufmerksamkeit den halbgeschlossenen Fensterläden Billots zu

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