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Die Graefin Charny

Die Graefin Charny

Titel: Die Graefin Charny Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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der Uniform und der zwei Epauletten noch immer den Bauernburschen von Haramont sah.
    »Ah! Sie sind's, Herr Pitou!« sagte er. »Es freut mich, daß ich Gelegenheit habe, Ihnen für die Dienste, die Sie uns erwiesen, meinen Dank auszudrücken.«
    »Herr Vicomte,« erwiderte Pitou mit ziemlich fester Stimme, »diese Dienste habe ich der Jungfer Katharina und sonst niemandem erwiesen.«
    »Doch, Herr Pitou,« entgegnete Isidor mit einer leichten Verbeugung, »ich bin Ihnen meinen Dank schuldig und habe Ihnen meine Hand anzubieten. Ich hoffe, daß Sie meine Hand nicht zurückweisen werden.«
    Aus der Antwort Isidors sprach so viel Edelmut und Zartgefühl, daß Pitou, allen Groll vergessend, die Hand des Vicomte mit den Fingerspitzen berührte.
    In diesem Augenblick erschien die Gräfin von Charny in der Salontür.
    »Herr Vicomte,« sagte sie, »Sie wünschen mich zu sprechen ... hier bin ich.«
    Isidor verneigte sich gegen Pitou und begab sich in den Salon.
    Er wollte die Tür schließen, aber Andrea, die ihn vorangehen ließ, gab es nicht zu. Die Tür blieb halb offen.
    »Sie wünschen mich zu sprechen«, sagte die Gräfin zu ihrem Schwager ... »Darf ich fragen, was mir das Glück Ihres Besuches verschafft?«
    »Ich habe gestern Nachricht von Olivier erhalten«, erwiderte Isidor. »Wie in den früheren Briefen, die er an mich schrieb, beauftragt er mich auch diesmal, ihn Ihrer freundlichen Erinnerung zu empfehlen. Er kann die Zeit seiner Rückkehr noch nicht bestimmen, und er würde sich sehr freuen, entweder ein Schreiben von Ihnen oder auch nur einen Gruß durch mich zu erhalten.«
    »Herr Vicomte,« sagte die Gräfin, »ich konnte den Abschiedsbrief meines Gemahls bis jetzt noch gar nicht beantworten, weil ich gar nicht weiß, wo er ist; aber ich werde mich gern Ihrer gütigen Vermittlung bedienen, um ihm meine Achtung und meine Ergebenheit auszudrücken. Wenn Sie morgen einen Brief abholen lassen wollen, so soll dieser Brief an ihn bereitliegen.«
    »Schreiben Sie nur den Brief, Madame«, sagte Isidor; »aber ich werde ihn erst in fünf bis sechs Tagen, und zwar persönlich abholen ... Ich habe eine sehr notwendige Reise zu machen; sobald ich zurückkomme, werde ich Ihnen meine Aufwartung machen und Ihre Befehle empfangen.« – –
    Alsbald begleitete Pitou seinen Freund wieder in das Collège Saint-Louis zurück; er war mit seinem Frühstück und sich zufrieden.
    Das einzige, was ihn hätte verstimmen können, war die dauernde Niedergeschlagenheit Billots. Selbst am Tage der großen Feier auf dem Marsfelde war Billot finster und wortkarg wie stets. Als er am Abend des großen Tages zusammen mit Pitou seine Mahlzeit einnahm, versuchte dieser vergebens, ihn auf andere Gedanken zu bringen; aber Billot ging auf kein Gespräch ein; beide aßen schweigend, als sich ein Fremder an ihren Tisch setzte und sie mit spöttischer Miene anschaute.
    Billot war keineswegs in der Laune, diesen Blick zu ertragen, er trat schnell auf den Unbekannten zu; aber ehe der Landwirt den Mund auftat, machte der Unbekannte ein Freimaurerzeichen, welches Billot beantwortete.
    Der Unbekannte ergriff zuerst das Wort.
    »Ihr kennt mich nicht, Brüder,« sagte er, »aber ich kenne dich, Kapitän Pitou, ich kenn auch dich, Pächter Billot.«
    »Richtig, er kennt uns!« sagte Pitou.
    »Warum dieses finstere Gesicht, Billot?« fragte der Fremde. »Ärgerst du dich, weil deine Tochter Katharina ...«
    »Still!« unterbrach ihn Billot, der den Unbekannten beim Arme nahm, »davon will ich nichts hören!«
    »Warum nicht?« erwiderte der Unbekannte, »wenn ich dir behilflich sein will, dich zu rächen?«
    »Nun, das ist etwas anderes«, sagte Billot, zugleich erblassend und lächelnd; – »wenn es das ist, so sprich.«
    »Und wie gedenkst du dich zu rächen?« sagte der Unbekannte mit seinem sarkastischen Lächeln. »Willst du eine kleinliche Rache nehmen und einen einzigen Menschen erschießen, wie es deine Absicht war?«
    Billot wurde leichenblaß; Pitou schauderte, er hatte Mühe, seinen Schrecken zu verbergen.
    »Oder willst du dich durch die Verfolgung einer ganzen Kaste rächen?«
    »Jawohl, einer ganzen Kaste,« sagte Billot, »denn das Verbrechen des einen ist das Verbrechen des anderen, und der Doktor Gilbert, dem ich mein Leid klagte, antwortete mir: »Armer Billot! Was dir widerfährt, ist schon hunderttausend Vätern widerfahren!«
    »So, das hat Gilbert zu dir gesagt?«
    »Du kennst ihn?«
    Der Unbekannte lächelte. »Ich kenne alle

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