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Die Graefin Charny

Die Graefin Charny

Titel: Die Graefin Charny Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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Menschen,« sagte er, »wie ich dich, Billot, wie ich Pitou, wie ich den Vicomte von Charny, wie ich Katharina kenne ...«
    »Ich habe dich schon gebeten, Bruder, diesen Namen nicht auszusprechen.«
    »Warum denn?«
    »Weil es keine Katharina mehr gibt.«
    Der Unbekannte stand auf und bot Billot den Arm.
    »Bruder,« sagte er, »wir wollen einen Spaziergang machen, während unser junger Freund seine Flasche leert.«»Sehr gern,« antwortete Billot, »denn ich glaube zu erraten, was du mir anbieten willst.«
    Nach kurzer Zeit kam Billot zurück und nahm seinen Platz am Tische wieder ein.
    »Nun, Vater Billot,« fragte Pitou, »was gibt es Neues?«
    »Das Allerneueste ist,« antwortete Villot, »daß du morgen allein abreisen wirst.«
    »Und Ihr?« fragte der Nationalgarde-Kapitän.
    »Ich?« sagte Villot. »Ich bleibe!«
     

23. Kapitel
     
    Acht Tage später betrat Billot einen Saal, den unsere Leser schon fünfzehn bis sechzehn Jahre vorher in Begleitung Rousseaus besucht haben.
    Er war außen gekennzeichnet durch die Buchstaben L.P.D.
    Innerhalb weniger Minuten füllte sich der Saal mit Männern aus allen Ständen, vom Bauer bis zum Fürsten.
    Jeder der Anwesenden trug unter seinem Rock oder Mantel entweder die Freimaurerschürze, wenn er bloß Maurer, oder die Illuminatenschärpe, wenn er zugleich Maurer und Illuminat, das heißt in die großen Mysterien eingeweiht war.
    Nur drei Männer trugen dieses letzte Abzeichen nicht. Der eine war Billot; der andere ein junger Mann von kaum zwanzig Jahren; der dritte ein Mann, der etwa zweiundvierzig Jahre zählen mochte und seinem Auftreten nach den höchsten Klassen der Gesellschaft anzugehören schien.
    Einige Sekunden, nachdem dieser letzte eingetreten war, tat sich eine Seitentür auf und der Präsident erschien. Billot konnte einen Ausruf des Erstaunens nicht unterdrücken; der Präsident, vor welchem sich alle Häupter neigten, war kein anderer, als der Verbündete, dessen Bekanntschaft er am 14. Juli gemacht hatte.
    Er stieg langsam die Stufen hinauf, und sprach dann zu der Versammlung:
    »Brüder, wir haben heute zwei Angelegenheiten zu erledigen. Ich habe drei neue Jünger aufzunehmen; ich habe euch Rechenschaft zu geben von meinem Werke von dem Tage an, wo ich es unternommen, bis zu dieser Stunde. Ihr habt zu entscheiden, ob ich eures Vertrauens fortan noch würdig bin. – Jetzt mögen die Meister des Ordens allein in diesem Saale bleiben, damit wir die drei neuen Mitglieder aufnehmen oder zurückweisen.«
    Bei diesen Worten tat sich eine zweite Seitentür auf; die Menge begab sich schweigend in die Bogengänge; nur drei Männer blieben. Es waren die drei aufzunehmenden Genossen.
    In diesem Augenblicke tat sich die Tür, aus der der Präsident gekommen war, wieder auf. Sechs Männer, die eine Maske vor dem Gesicht trugen, traten ein, und stellten sich zu beiden Seiten des Präsidentenstuhles auf.
    »Nr. 2 und Nr. 3 mögen sich einen Augenblick entfernen«, sagte der Präsident. Der junge Mensch und der vornehm aussehende Mann zogen sich in den Gang zurück. Billot blieb allein zurück.
    »Tritt näher,« sagte der Präsident, »wo hast du das Licht empfangen?«
    »Zu Soissons, in der Loge der ›Wahrheitsfreunde‹.«
    »Wie alt bist du?«
    »Sieben Jahre.«
    »Wie heißest du unter den Erwählten?«
    »Forre.«
    »Warum wünschest du um einen Grad zu steigen und unter uns aufgenommen zu werden?«
    »Weil ich gehört habe, daß man durch diesen Grad dem allgemeinen Lichte um einen Schritt nähergerückt wird.«
    »Hast du Paten?«
    »Ich habe niemand als den, der mir von selbst entgegengekommen ist, um mir die Aufnahme anzubieten.«
    »Mit welcher Gesinnung wirst du auf der Bahn wandeln, die du zu betreten wünschest?«
    »Mit dem Haß gegen die Mächtigen, mit der Liebe zur Gleichheit.«
    »Was bürgt uns für diese Gesinnung?«
    »Das Wort eines Mannes, der nie sein Wort gebrochen hat.«
    »Wer, hat dir die Liebe zur Gleichheit eingeflößt?«
    »Der niedrige Stand, in dem ich geboren bin.«
    »Wer hat dir den Haß gegen die Mächtigen eingeflößt?«
    »Das ist mein Geheimnis.«
    »Versprichst du, all deine Umgebungen, soviel in deinen Kräften steht, auf diese Bahn der Gleichheit zu führen?«
    »Ja.«
    »Wirst du, soviel in deinen Kräften steht, jedes Hindernis beseitigen, das sich der Freiheit Frankreichs und der Mündigsprechung der Welt entgegenstellen würde?«
    »Ja.«
    »Bist du von jeder früheren Verpflichtung frei, oder, wenn du ein mit deinen

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