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Die Graefin der Woelfe

Die Graefin der Woelfe

Titel: Die Graefin der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabella Falk
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Nacht lieber gewesen. Gafur schüttelte müde den Kopf. »Ich wollte, es wäre so gewesen. Aber ich habe diese unmenschlichen Töne gehört. Dann hab ich den Schuster getroffen. Der wusste, dass es die Gräfin war. Er beobachtet sie.«
    Dagomar nickte. »Seit vielen Jahren schon«. Sie stand auf und holte die Flasche aus dem Schrank, griff sich Gafurs Tasse und schenkte sich ein.
    Als er danach greifen wollte, schüttelte sie energisch den Kopf. »Du musst bei klarem Verstand bleiben. Der hier ist für mich.« Sie leerte die Tasse mit einem Zug. Auf ihren Stock gestützt durchmaß sie die Küche. In ihrem Kopf arbeitete es, Gafur konnte es fast hören. »Erinnerst du dich an die Geschichten aus Ungarn, die uns der Doktor erzählt hat?«
    Gafur blickte auf. »Du meinst, den Vampir?«
    Dagomar nickte bedächtig. »Es hatte viele Geschichten gegeben. Der Doktor hatte von einer Krankheit gesprochen. Die Toten waren nicht ganz tot. Sie mussten das Blut von Lebenden trinken, um in ihrem ewigen Zwischenzustand zu verweilen. Wer von ihnen heimgesucht wurde, der fiel selbst in diesen Zustand.« Seine Mutter seufzte, ein Zittern legte sich auf ihre Stimme und zum ersten Mal fand Gafur, dass sie alt und ängstlich wirkte. »Stell dir vor, was geschieht, wenn der Jäger ein Vampir ist oder auf seiner langen Reise von einem solchen angefallen worden ist? Er war völlig ausgezehrt, als er mit der Amme zurückkam. Regelrecht blutleer hat er gewirkt.« Sie machte eine kurze Pause und suchte seinen Blick. »Hast du außer der Gräfin noch jemanden gesehen?«
    »Ich habe die Gräfin zweifelsfrei gesehen. Sie lag auf dem Grab. Aber ich weiß nicht, ob da noch jemand war.«
    »War auch ein Wolf in der Nähe? Der Arzt hatte von Wölfen gesprochen. Er sagte, sie würden das Blut für die Vampire warm halten.«
    »Ich habe keinen Wolf gesehen. Aber jetzt, wo du davon redest, ich habe auch keinen gehört in dieser Nacht. Sonst heulen sie die ganze Nacht durch, dass es einem die Haare zu Berge stehen lässt. Aber diesmal, kein Geheul. Nur die schrecklichen Laute auf dem Friedhof.«
    Dagomar blieb stehen. »Du hast recht. Ausgerechnet in dieser Nacht waren sie still. Das hat einen Grund.« Sie begann wieder, durch die Küche zu hinken, sprach mehr zu sich selbst als zu Gafur. »Wenn der Jäger ein Vampir ist und die Gräfin bereits mit der schrecklichen Krankheit infiziert hat, dann ist das ganze Dorf in Gefahr. Nicht nur die Lebenden, auch die Toten.« Jetzt stand sie vor ihm, stützte beide Hände auf ihren Stock und blickte ihn sonderbar ruhig an. »Ich muss mit dem Doktor sprechen, er wird wissen, was zu tun ist. Geh zum Schloss, such Marthe, sie soll ihn rufen. Sie soll ihm sagen, es ist wichtig.«
    »Und du denkst, der hohe Herr kommt gelaufen, wenn du ihn rufst?« Gafur blickte erstaunt auf.
    »Er wird kommen, glaub mir«, antwortete Dagomar ruhig.
    Ein Rascheln ließ sie aufschrecken und sich umwenden. Bogumilla stand mit verrutschter Haube in ihr dünnes Tuch gehüllt in der Tür. Ihr Blick hing zwischen Gafur und seiner Mutter, schweigend ging sie zum Herd, um das Feuer zu schüren. Es war ein kalter Morgen und die Kinder würden bald aufstehen.
     
    *
     
    Erasmus hatte wieder einmal die Nacht durchgearbeitet. Er verbrannte Kerzen für ein Vermögen, aber niemand kümmerte sich noch darum. Nun stand er am offenen Fenster und atmete die kühle Morgenluft ein. Sein Blick ging nach Osten zu dem glutroten Himmel. Ihn fröstelte, und er wollte gerade die schweren Brokatvorhänge zuziehen, um noch einige Stunden zu schlafen, als eine vermummte Gestalt vom Dorf heraufkam.
    Erasmus trat einen Schritt zurück ins Dunkel seiner Kammer. Eine Frau kam den Torweg hinaufgelaufen. Sie war in ein schwarzes Tuch gehüllt und trug weder Schleier noch Haube. Neugierig beobachtete er, wie sie immer näher kam. Sie war fast schon im Inneren des Schlosses verschwunden, als er die Gräfin erkannte.
    Mit einer Hand stützte er sich am Fensterkreuz ab. Sollte dies die gleiche Frau sein, die noch wenige Tage zuvor vom Tode gezeichnet war? Ihr Gang war federnd, ihre Tritte sicher und schnell. Das Grauen erfasste ihn. Mühsam schluckte er seine Angst, schlüpfte auf den Gang und positionierte sich mit einem Buch in der Hand vor Amalias Gemächern. Er musste nicht lange warten. Die Gräfin stieg ungewohnt rasch die Stufen herauf, sie lief ihm fast in die Arme.
    »Guten Morgen, Doktor, was sind Sie so früh auf den Beinen?«, begrüßte sie ihn

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