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Die Graefin der Woelfe

Die Graefin der Woelfe

Titel: Die Graefin der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabella Falk
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blütenweißen Serviette abgewischt hatte, bat sie Marijke, sie auf einen Spaziergang durch ihre Gärten zu begleiten.
    Es war ein schöner Herbsttag, die Luft kühl, und die Sonne ließ die Farben leuchten. Amalia legte eine Hand auf die glatte Rinde der Eberesche. Sie erfreute sich an dem satten Rot der Beeren. Auch wenn ihr Garten ein wenig vernachlässigt wirkte, so war er doch schön.
    »Es scheint, als hätte uns auch der Gärtner verlassen«, stellte sie fest und Marijke zuckte lakonisch mit den Schultern.
    »Er ist im Sommer gegangen.«
    »Ich werde mich um einiges kümmern müssen«, überlegte sie laut, blinzelte in die Sonne und nahm wie zur Bestätigung ein Messer, das achtlos auf einer Mauer liegen geblieben war, um die letzten vollen Rosenblüten zu schneiden. Sie verströmten einen reifen, süßen Duft.
    Zurück in ihrer Kammer drapierte Amalia die Blumen in eine Schale, während Marijke Hut und Mantel verstaute.
    »Ich habe solchen Hunger, ich glaube, ich könnte eine ganze Pastete allein verdrücken.« Amalia stöhnte. »Eine von denen, aus denen lebende Vögel herausfliegen«, fügte sie hinzu und das Wasser lief ihr im Mund zusammen.
    Marijke blickte verwundert auf. »So hab ich Sie schon lange nicht mehr erlebt, Prinzessin. Sie sind ja fast wieder der Wildfang, den ich vor vielen Jahren kaum hüten konnte. Was hat diese Veränderung bewirkt?«
    Amalia lächelte. »Es war nichts Besonderes, nur die Nähe eines alten Freundes und die gute Pflege meiner lieben Marijke. Aber jetzt besorg mir was zu essen, ich verhungere sonst.«
    Marijke schüttelte den Kopf und zog zum zweiten Mal an der Klingelschnur, die auf zauberhafte Weise mit der Küche verbunden war und stets dafür sorgte, dass rasch jemand in das Gemach eintrat. Während sie warteten, räumte sie das kleine Tischchen frei, an dem sie zu speisen pflegten. Sie stellte einen bequemen Armsessel davor und deutete Amalia an, sich zu setzen. Amalia schüttelte den Kopf und trat ans Fenster.
    »Manchmal denke ich, der Herbst ist mir die liebste Jahreszeit. Alles so golden und üppig und die Sonne hat noch immer Kraft.«
    »Sie dürfen den Wind nicht unterschätzen, Prinzessin. Er ist schon sehr kalt, gerade wenn es so klar ist. Sie müssen sich noch schonen.«
    Doch Amalia war nicht in der Stimmung für Warnungen. Im Gegenteil. »Meinst du nicht auch, wir sollten Elena zu Weihnachten wieder nach Hause holen? Bis dahin will ich stark und gesund sein und dann soll sie nie wieder von mir fortkommen.«
    Marijke nickte zerstreut. Sie hatte jetzt schon zum dritten Mal an der Klingelschnur gezogen. Es sah Lucia gar nicht ähnlich, so lange auf sich warten zu lassen.
    Amalia bemerkte den verärgerten Blick ihrer Zofe. »Wir brauchen neues Personal. Wie es aussieht, haben wir eine ganze Menge zu tun.«
    »Oh ja.« Marijke nickte, ihren Ärger kaum unterdrückend. »Ich werde wohl selbst in die Küche gehen müssen, um zu sehen, was da los ist.« Sie öffnete die Tür und stieß beinahe mit Erasmus zusammen.
    »Guten Tag, die Damen, ich wollte schon heute Morgen bei Ihnen vorsprechen.« Der Doktor verbeugte sich – ein wenig zu flach, um wirklich höflich zu sein. Seine Stimme klang streng.
    »Ich war in meinen Gärten spazieren.« Was sollten dieser Ton und diese Unhöflichkeit? Auch um ihn würde sie sich kümmern müssen. Vielleicht sollte sie einen anderen Arzt bemühen. Doch solange es keinen anderen gab, musste sie mit diesem hier vorliebnehmen. Mit knapper Geste zeigte sie auf einen Stuhl. »Setzen Sie sich, ich wollte ohnehin mit Ihnen reden.«
    Der Doktor ließ sich auf der äußersten Kante des Stuhls nieder. Er wirkte wie jemand, der gerade aus dem Konzept gebracht wird.
    »Möchten Sie mit uns essen?« Amalia hörte selbst, dass ihre Stimme nicht freundlich klang.
    Der Arzt schüttelte den Kopf. »Ich habe keinen Hunger.«
    »Keinen Hunger«, flüsterte Marijke hinter seinem Rücken und machte eine Grimasse. Amalia zwinkerte ihr zu.
    Kaum mit dem Doktor allein, begann sie mit fester Stimme zu sprechen. »Es ist gut, dass Sie da sind, Doktor. Ich habe einen Entschluss gefasst, und ich benötige dabei Ihre Hilfe.« Amalia lächelte und schickte sich an, sich zu setzen. Der Mediziner achtete nicht auf sie und ging zum Fenster, wo er ihr weiterhin den Rücken zukehrte und hinaussah. Das war äußerst unhöflich und Amalia blickte irritiert hinterher. Sein Verhalten machte sie nun doch unsicher. Sie zögerte, ehe sie fortfuhr.
    »Wie Sie wissen, habe

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