Die Graefin der Woelfe
und übermütig, dass es ihm ganz warm ums Herz wurde.
»Und wer soll die Wölfe melken?« Trotz ihrer nicht zu übersehenden Begeisterung gedachte er keineswegs, derjenige zu sein.
»Das weiß ich noch nicht. Du wirst bestimmt eine Lösung finden, das glaube ich gewiss.«
Was blieb ihm auch übrig? Ihr herzzerreißender Blick entlockte ihm ein Nicken.
»Ach, Jakobus.« Sie strahlte ihn an. »Ich bin so froh, dass du mir hilfst.« Sie wirbelte herum und lief zurück zum Schloss.
Er blickte ihr hinterher und kratzte sich erneut am Kopf. »Ich weiß noch gar nicht, ob ich das wirklich machen soll«, grummelte er. Dann ging er zu den alten Stallungen und betrachtete den für das Wolfsgehege vorgesehenen Platz. Hier müsste ein Verschlag angebracht werden und dort könnte eine Tränke stehen.
Was versprach sich die Prinzessin bloß? Er hatte keine Vorstellung, was es für ein Frauenzimmer bedeutete, keine Kinder zu bekommen, aber es schien schlimmer zu sein als eine verlorene Schlacht. Vielleicht sogar so schlimm wie ein verlorener Krieg. Er rieb sich das Kinn und stellte sich vor, dass Amalia mit jeder Fehlgeburt eine Schlacht verloren hatte. Die Wunden schmerzten noch, und doch raffte sie sich auf, ging aufrecht ihren Weg, nicht bereit, sich geschlagen zu geben. Nun bat sie ihn um Hilfe, um doch noch den Krieg zu gewinnen. Es war keine Frage, er würde ihr diese Unterstützung geben.
Bereits am nächsten Tag beauftragte er einige der Stallburschen mit dem Bau eines soliden Zwingers. Dann begab er sich ins Dorf, um einen geschickten Zimmermann zu suchen, der nach seinen Vorgaben eine Kiste anfertigte. Sie sollte aus stabilem Eichenholz sein, an den Seiten mit dichten Eisengittern versehen. Hierin würden die Wölfinnen gemolken werden.
Der Wind blies kräftig von Westen, als Jakobus mit zwei Männern und einem Burschen in den Wald ging, um sein Werk zu vollenden. Er hatte auf diese Witterung gewartet, die ihm die Arbeit deutlich erleichtern würde. Dies war keine Jahreszeit, um eine trächtige Wölfin zu finden. Deshalb hatte er beschlossen, ein junges Wolfspaar zu fangen. Ein einsamer Rüde, der offensichtlich kein eigenes Rudel gefunden hatte, war ihm bereits aufgefallen.
Jakobus hatte die Helfer angewiesen, eine Falle bereitzustellen, sie mit Ästen und Blättern zu tarnen, und mit Hammelfleisch als Köder zu präparieren. Die Falle hatte ihren Zweck erfüllt. Schon von Weitem vernahm er das erschöpfte und wütende Knurren der eingesperrten Kreatur.
Die Männer stießen einen Schrei aus und fassten ihre Waffen fester. Jakobus hob die Hand.
»Halt!«
Die Männer blieben stehen, drehten sich erwartungsvoll zu ihm um.
»Ich brauche den Wolf lebend. Deshalb habt ihr die Zwinger gebaut.«
»Aber warum?« Die Gesichter der beiden Älteren wurden noch verschlossener. Der Jüngere, Jelko, ein Bursche von gerade sechzehn Jahren, trat neugierig einen Schritt nach vorn. »Wollt Ihr wieder mit der Zucht beginnen?«
»Darum geht es nicht. Jetzt geht es nur darum, die Wölfe zu fangen, und zwar lebend.«
»Die Wölfe? Also auch noch mehr als dieser?«
Jakobus fixierte einen nach dem anderen. »Habt ihr eure Arbeit gut gemacht, so wie ich es euch aufgetragen habe? Sind die Ställe sicher und die Kisten ebenfalls?«
Die Männer nickten.
»Dann ist alles in bester Ordnung. Ich versichere euch, niemandem wird etwas geschehen. Ich habe meinen ersten Wolf gefangen, da war ich jünger als Jelko, und wie ihr seht, lebe ich noch. Wenn dennoch jemand Angst hat, darf er gehen. Ich werde ihm keine Vorwürfe machen.«
Die Männer blickten sich an. Jelkos Augen wurden immer größer, für einen Augenblick schien es, als wollte er etwas sagen. Doch er war kein Freund großer Worte. Schweigend steckte er sein Messer ein und marschierte los, genau auf das wütende Geheul zu. Die anderen taten es ihm zögerlich nach, die schweren Vorderlader geschultert.
Obwohl der Wolf sicher in seinem Gefängnis saß, schlichen sie sich von der windabgewandten Seite an. Die Männer äugten vorsichtig nach der Falle.
Die Kreatur war erschöpft. Sie hatte sich bei dem Versuch, sich in der engen Kiste zu drehen, an einem der Vorderläufe verletzt und war damit beschäftigt, den Lauf zu lecken. Jetzt hob der Wolf den Kopf, spitzte die Ohren und warf sich kräftig und voll Wut in die Richtung, aus der Jakobus und seine Männer kamen. Die Kiste schwankte und einer der Männer blieb atemlos stehen, doch Jakobus und Jelko gingen voran, ohne
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