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Die Graefin der Woelfe

Die Graefin der Woelfe

Titel: Die Graefin der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabella Falk
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tröstete ihn nicht, dass sein spätes Eingreifen das Schlimmste verhindert hatte.
    Er blickte noch einmal zum Zwinger, wo sich der Wolf satt und müde zusammenrollte. Jakobus versuchte, ein anderes Bild heraufzubeschwören, ein Bild voller Anmut und Schönheit. Dann hörte er es, das helle Kinderlachen, das dieser lieb gewonnenen Erinnerung stets voranging.
    »Vater, so kommt doch. Was ist denn mit Euch, Ihr macht ja ein ganz trauriges Gesicht.« Amalias Stimmchen tanzte über den Hof. Sie war aufgeregt, denn es war das erste Mal, dass ihr Vater sie in die Nähe der Zucht brachte. Sie war vielleicht fünf Jahre alt und Jakobus wusste, warum der Fürst so lange auf diesen Augenblick gewartet hatte. Er legte sein Werkzeug zur Seite, wischte die Hände an den Hosen sauber und trat seiner kleinen Freundin und ihrem Vater entgegen.
    »Was ist es denn, das Ihr mir zeigen wollt, Vater? So sagt doch«, bettelte Amalia.
    Ein Blick in Alexejs besorgten Gesichtsausdruck zeigte, dass er sich nicht getäuscht hatte. Heute war der Tag gekommen, vor dem sie sich beide fürchteten, ohne je ein Wort darüber verloren zu haben. Dennoch war diese Erinnerung eine der schönsten seines Lebens. Hier zeigte sich die ganze Anmut, die dieses Kind einmal haben würde und die noch immer tief im Herzen der Gräfin ruhte.
    Zu dritt hatten sie sich auf den Weg zu den Hundezwingern gemacht. Sie waren um einen Hof angeordnet, der seinerseits eingezäunt war. Einige der Hunde konnten auf diesem Hof herumlaufen, während die anderen, vorwiegend die Mütter mit ihren Welpen, in den Zwingern eingesperrt blieben.
    Der Fürst versuchte, seiner Tochter einige Hundenamen aufzuzählen, doch Amalia hatte keine Ohren dafür. Sie ging ruhig und bedächtig auf den Zwinger zu. Jakobus hielt den Atem an, als Amalias Hand sich dem Riegel des Tores näherte. Keiner ging dazwischen. Schweigend warteten sie auf das, was nun geschah.
    Aus allen Ecken der weitläufigen Anlage kamen die Hunde gelaufen, still und in geordneter Reihenfolge. Ohne das übliche Gerangel ließen sie sich vor Amalia nieder.
    Geradezu majestätisch beugte sich das Kind zu ihnen hinab, ließ einen Blick über die Runde schweifen und begann, leise mit den Hunden zu sprechen. Gleichzeitig streichelte sie so viele von ihnen, wie sie mit ihren kurzen Armen erreichen konnte.
    Ihr nächster Weg führte sie zu den Welpen und es war ein wunderbarer Anblick, dabei zuzusehen, wie das Kind mit den Kleinen herumtollte. Nach einiger Zeit kam Amalia zurück. Sie baute sich vor Jakobus auf und stellte mit klarer, fester Stimme diese eine Frage.
    »Sag, Jakobus, was ist das für ein Hund, der so eigenartig heult? Ich glaube, er ist sehr allein und er hat Angst.« Tränen perlten aus ihren Augen.
    Jakobus schluckte damals und er schluckte auch jetzt.
    Wortlos hatte er Amalia zum Wolf geführt, während der Fürst hinter ihnen her schritt. Zu dritt standen sie vor dem Zwinger, in dem der einsame Wolf seine Runden drehte.
    »Warum ist der Hund ganz allein?«, fragte Amalia und kniete sich nieder, um den Rüden, der so nah wie möglich an den Zaun gekommen war, zu berühren.
    Einen Augenblick lang stand die Erde still.
    Gemeinsam betrachteten sie das Mädchen, das den Wolf streichelte, standen bewegungslos und nahmen die seltsame Stimmung in sich auf. Nach einer Weile nahm Fürst Alexej seine Tochter bei der Hand, um sie zum Schloss zurückzuführen. Bevor er aus dem Blickfeld verschwand, drehte er sich zu Jakobus um.
    »Bring den Wolf in den Wald zurück, es würde ihr sonst das Herz brechen.«
    Eine graue Gestalt zeichnete sich vor dem Nachthimmel ab. Jakobus glitt nur ungern in die Gegenwart zurück. Bis er sie erkannte. Amalia kam den Wolf begrüßen, so wie Jakobus es bereits seit dem ersten Heulen des Tieres erwartet hatte. Sie ging zum Zwinger, bückte sich und streichelte den Wolf, der ganz nah an den Zaun gekommen war.
    Jakobus trat zu ihr. »Sie können es noch immer, gerade so wie damals.«
    »Ja, doch weiß ich heute, wie ungewöhnlich das ist. Ich hatte niemals Angst vor ihnen und jetzt werden sie mir zu meinem Glück helfen. Du hast eine Gabe, nutze sie«, zitierte sie halblaut.
    Jakobus blickte in ihr lächelndes Gesicht. Was meinte sie damit?
    »Das hat mir vor vielen Jahren eine weise Frau gesagt, ich hatte es nur nicht verstanden.« Noch einmal bückte sie sich und streichelte den Wolf, dann ging sie beschwingt zurück zum Schloss.
    Wieder blickte Jakobus ihr lange nach. »Es ist vor allem

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