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Die Graefin der Woelfe

Die Graefin der Woelfe

Titel: Die Graefin der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabella Falk
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Nachdem sie die Schwangere untersucht hatte, stellte sie sich mit einem Krug Bier in den hinteren Teil der Schankstube.
    Da standen sie, die Hände um ihre Krüge mit heißem Wein gelegt und stampften mit den kalten Füßen.
    »Wir müssen etwas tun«, sprach einer und die anderen nickten.
    »Die Weiber trauen sich nicht mehr vor die Tür.«
    »Was soll das im Frühjahr werden, wenn sie auf die Felder müssen?«
    »Nicht auszudenken.«
    Die Männer standen in kleinen Gruppen zusammen und unterhielten sich ungewohnt leise.
    »Meine Dagomar macht mir ganz schön die Hölle heiß«, erklärte Gawril. Einige lachten.
    »Nichts für ungut, Gawril, aber deine Dagomar macht dir doch immer die Hölle heiß.«
    Wieder ertönte das heisere Lachen. Als es abebbte, übernahm der Schmied das Wort. »Ich kann’s den Weibern nicht verdenken, dass sie Angst haben«, brummte er und strich wie zufällig über seinen Umhang aus Wolfspelz, den er auch in der Schankstube nicht abgelegt hatte.
    »Wir müssen etwas tun, das steht fest. Aber was?« Juri blickte fragend in die Runde.
    »Ausräuchern sollten wir das Pack. Einfach die Fackel dranhalten und …« Thomasz machte ein eindeutiges Zeichen mit den Händen. Er hatte dem Branntwein ordentlich zugesprochen. Libuse war wieder schwanger und der Schuster in die Werkstatt verbannt worden.
    »Wen meinst du, Thomasz?« Die Stimme des Schmieds klang leise und gefährlich.
    »Die Wölfe, wen sonst? Ich meine die Wölfe. Wir verbrennen das Vieh bei lebendigem Leib. Dann ist Schluss.«
    »Du solltest nicht so viel trinken«, versetzte Juri und zu den anderen gewandt: »Das ist keine gute Idee. Das Feuer kann auf die Ställe übergreifen und von dort aus auf das gesamte Schloss. Außerdem, was machen wir, wenn die Wölfe ausbrechen und dann erst recht ins Dorf kommen? Dann haben wir nichts gewonnen. Im Gegenteil.«
    »Und was schlägt der Herr Schlauberger vor?« Bednar war aufgestanden und baute sich vor Juri auf. Er war der älteste Sohn des Zdenko und erinnerte auffallend an den scharfen Verstand seines Vaters, bevor dieser sich für immer vernebelt hatte.
    »Lasst uns mit dem Grafen sprechen. Du, Bednar, mein Sohn Andres, Gawril und ich.«
    Bednar wiegte den Kopf. »Gut, ich gehe mit. Was ist mit dir, Gawril?«
    »Geht ihr nur, ich bin zu alt für so etwas …«
    »Wir wissen, du musst erst deine Dagomar fragen. Ich geh mit, schließlich hatte ich ja auch einen Verlust«, drängte sich der Schäfer mit Leichenbittermiene dazwischen.
    »Wenn’s darum geht, dann muss ich wohl als Erster mit dem Grafen sprechen.« Thomasz baute sich auf und blickte die Männer herausfordernd an. Alle nickten, alle außer Andres, Juris Sohn.
    Margeth mochte den jungen Andres gern. Er war der Knabe gewesen, der vor vielen Jahren die Ankunft der Gräfin gemeldet hatte. Er hatte am Bach gespielt und war immer weiter vom Dorf weggelaufen. Sie musste eine wahre Erscheinung für den jungen Burschen gewesen sein, der seitdem für die Gräfin schwärmte. Einer der wenigen. Während seiner Knabenjahre hatte er sich oft beim Schloss herumgetrieben. Für einen Augenblick hatte es sogar ausgesehen, als könnte er einer der Stallburschen bei Jakobus werden. Doch dann hatte Juri einen schweren Rücken bekommen und Andres als ältester Sohn musste am Hof mitarbeiten. So heiratete er die hübsche Betsy und wurde nun bald zum zweiten Mal Vater. Nur einmal im Jahr, bei der Treibjagd, ging er dem Jäger zur Hand, der große Stücke auf den jungen Bauern hielt.
    Jetzt trat er nach vorn und legte seinem Vater die Hand auf die Schulter. »Lasst uns morgen früh losgehen. Der Graf ist ein vernünftiger Mann, er wird uns anhören.«
    Am folgenden Morgen beobachtete Margeth die Männer, wie sie sich durch den tiefen Schnee ihren Weg zum Schloss bahnten. Der Schmied hatte sich ebenfalls angeschlossen. Sie hörte ihn bis hinunter auf die Dorfstraße mit seiner Heldentat prahlen und sich mit der Ansicht brüsten, dass nur er unumstößlich beweisen könne, dass tatsächlich ein Wolf im Dorf gewesen war.
    Mit gemischten Gefühlen blickte sie den Männern nach, wie sie keuchend den beschwerlichen Aufstieg meisterten.
     
    *
     
    Jakobus beobachtete die kleine Prozession, die sich den Hügel hinaufschob. Mit geübtem Blick hatte er das Wolfsfell längst ausgemacht und er konnte sich eins und eins zusammenreimen. Er hatte sie längst erwartet.
    »Seid gegrüßt«, sprach er die Männer an, nachdem sie an ihm vorbeigestampft waren. Er war

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