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Die Graefin der Woelfe

Die Graefin der Woelfe

Titel: Die Graefin der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabella Falk
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Ihnen einen guten Stuhl in die Gesindekammer gebracht. Der Ofen ist gefeuert und es ist warm. Ich habe mir erlaubt, die Männer dorthin zu schicken.«
    »Gehen wir.«
    Wenig später öffnete Graf Wenzel mit Schwung die Tür. Die Männer sprangen eilfertig auf. Alle hatten sie ihre Mützen abgezogen und blickten betreten auf ihre nassen Stiefel.
    Der Graf schritt zu seinem Stuhl und nahm Platz. Mit einer Geste gebot er ihnen, sich ebenfalls zu setzen.
    »Ich höre. Was habt ihr auf dem Herzen?« Seine Stimme klang freundlich und entgegenkommend.
    »Ehrwürdiger Graf, es ist … also, wir wollten Ihnen …« Bednar knetete die Mütze in den Fingern.
    Keiner der anderen Männer machte Anstalten, etwas zu sagen.
    Jakobus bemerkte, wie der Graf langsam ungeduldig wurde und in seinem Stuhl hin und her rutschte.
    Jetzt räusperte sich Juri unsicher. »Hoher Herr, wir kommen im Namen des ganzen Dorfes. Vor allem auch unserer Frauen. Sie haben Angst. Sie trauen sich nicht mehr aus dem Haus und die Kinder lassen sie auch nicht mehr nach draußen.« Er blickte sich in der Runde um.
    Alle stimmten ihm zu. Der Schäfer hob an, etwas zu sagen, blieb dann doch stumm.
    Der Graf schob mit einem Ruck den Oberkörper nach vorn. »Wovor haben die Frauen und Kinder Angst? Haben wir Diebesvolk in der Grafschaft?«
    »Gott behüte, nein. Es ist friedlich wie seit Jahren nicht mehr. Etwas anderes macht unseren Weibern Angst.«
    Die Männer blickten einander schweigend in die Gesichter, es war Bednar, der das Wort erneut ergriff. »Die Wölfe. Sie heulen jede Nacht, es ist ein fürchterliches Geräusch.«
    »Vom Heulen werden Eure Weiber und Kinder nicht gefressen.« Graf Wenzel suchte Jakobus’ Blick und hoffte auf ein Nicken.
    Er tat ihm den Gefallen.
    »Neulich hat einer davon eines meiner Schafe gerissen. Hier, der Schmied hat ihn erlegt. Er hat sich das Fell …«
    Graf Wenzels Antlitz verwandelte sich augenblicklich in eine Fratze roten Zorns. »Wie konnte das passieren, Jakobus?«, donnerte er und damit nicht genug. »Wenn du schon die Grillen meiner Frau unterstützt, so will ich mich wenigstens darauf verlassen können, dass du mein Dorf nicht in Gefahr bringst.« War seine Stimme vorher schon laut gewesen, so hallte sie jetzt, man mochte meinen, durch das ganze Schloss.
    Jakobus erstarrte. Ein jeder auf Falkenfried kannte ihn als gewissenhaft, doch was viel schlimmer wog als die Verdächtigung, war die Art und Weise, wie der Graf über die Prinzessin sprach. Niemand sonst hätte sich jemals solch einen Ton in seiner Anwesenheit erlauben dürfen. Er musste sich beherrschen, atmete tief ein und wieder aus. Betont ruhig trat er einen Schritt vor. »Wie ich den Herren bereits mitgeteilt habe, ist mir kein einziger Wolf entkommen und das wird auch so bleiben, solange ich dafür verantwortlich bin. Der Schäfer hätte besser auf sein Vieh aufpassen sollen. Weiß doch jeder, dass Wölfe im Winter bis in die Dörfer kommen.«
    Der Graf merkte auf. Prüfend blickte er den Männern in die Gesichter. Keiner sprach, alle starrten betreten auf ihre Füße, einzig Andres erwiderte den Blick. »Es war also kein Wolf von hier oben?«
    Die Männer schwiegen, Jakobus nickte und Wenzel beugte seinen Oberkörper noch weiter vor. »Verschwindet«, zischte er, »verschwindet und wagt es nicht, mich je wieder zu belügen.« Er stand auf und stapfte mit schweren Schritten hinaus, grußlos und ohne sich noch einmal umzusehen.
    Mit hängenden Schultern schlichen nun auch die Männer nach draußen.
    Zuletzt fixierte der Schmied Jakobus von oben bis unten. »Das wirst du mir büßen, Kamerad!«
     
    *
     
    An diesem Abend war das Wirtshaus voll wie sonst nur an Kirchweih. Margeth hatte sich in den hinteren Teil der Schankstube gedrückt, sie wollte nicht gesehen werden, aber alles hören. Diesmal saßen auch die Frauen unter den Gästen, allen voran Dagomar. Die Stimmung wirkte dumpf, kaum einer sprach.
    »Es hätte genauso gut ein Wolf von da oben sein können«, schmollte der Schäfer und nickte in Richtung des Schlosses.
    »War’s aber nicht, warum auch. Kriegen ja genug zu fressen«, wusste ein anderer.
    Sie schwiegen wieder, blickten in ihre Krüge.
    »Ich fürchte mich trotzdem«, meldete sich eine Frauenstimme laut und vernehmlich. Andere pflichteten ihr mit unverständlichem Gemurmel bei.
    »Der Winter ist kalt, das hat noch immer die Wölfe angezogen.«
    Einige Männer nickten beifällig.
    »Seitdem die da oben auf dem Schloss Wölfe halten,

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