Die Graefin der Woelfe
absichtlich nicht aus dem Schatten getreten und genoss ihr Erschrecken.
Der Schmied fand als Erster seine Stimme wieder. »Jakobus, alter Freund. Habt Ihr nicht einen schönen Krug Bier und ein Glas von Eurem Guten für ein paar durchgefrorene Wandersleut?«
Sie hatten schon so manchen Krug miteinander gelehrt, immerhin mussten die Pferde regelmäßig beschlagen werden.
Jakobus wies auf seine Hütte. »Daran soll’s nicht fehlen. Kommt mit mir, ihr sollt das Gewünschte erhalten. Dann könnt ihr mir erzählen, was um alles in der Welt euch bei diesem Wetter hier hochführt.«
»Wir wollen mit dem Herrn sprechen«, eröffnete der Schmied, nachdem er einen kräftigen Schluck getrunken hatte.
»Ja«, nahm Thomasz das Wort auf, »es wird Zeit, dass etwas geschieht. So geht es jedenfalls nicht weiter.«
»Eure Wölfe haben mir ein Schaf gerissen«, klagte der Schäfer.
»Das sind viel klügere Wölfe, als ich dachte«, brummte Jakobus. »Sie reißen aus, gehen in euer Dorf, stehlen ein Schaf und lassen sich von dem Schmied das Fell über die Ohren ziehen.« Er wies mit dem Kinn auf den Umhang. »Dann kommen sie zurück in den Stall, machen das Tor wieder zu und tun, als wäre nichts gewesen.«
Andres lachte und auch in den wettergegerbten Gesichtern einiger anderer zuckte es verräterisch.
»Dieser hier jedenfalls ist nirgends mehr hingelaufen, das kann ich Euch versichern«, warf sich der Schmied in die Brust.
»Dann wäre das ja geklärt, denn mir fehlt keiner. Was habt ihr noch für Klagen?«
»Das wollen wir mit Eurem Herrn besprechen, nicht mit Euch. Geht und sagt es ihm.«
»Er wird um diese Zeit nicht gern gestört. Wollt ihr das wirklich riskieren?« Jakobus blickte von einem zum andern.
»Wir haben ein Anrecht darauf, dass der Graf uns anhört. Das war immer schon so auf Falkenfried«, erklärte Bednar feierlich und die anderen nickten.
Noch waren die Männer friedlich und er wollte sie nicht verärgern. »In Ordnung, ich werde es ihm sagen. Bleibt einstweilen hier, bis ich weiß, wo er euch zu empfangen gedenkt.«
Kaum war er aus dem Haus getreten, kratzte er sich am Kopf. Er verstand die Männer. Das Geheul der Wölfe war furchterregend und die Leute hatten Angst. Es war kein Wunder, dass sie dem Spuk ein Ende setzen wollten. Zunächst jedoch musste er klären, wo die Audienz stattfinden konnte. Er ging zu Conrad.
»Früher war das in der Tat üblich, dass die Männer hier empfangen wurden. Graf Wenzels Vater hat zweimal im Jahr Rat abgehalten. Das war in der großen Halle, die es heute nicht mehr gibt.« Conrad stützte das Kinn in die Hand. »Ich kann mir nicht vorstellen, die Bauern in die neuen Säle zu führen.«
»Ich auch nicht.« Jakobus tauschte einen ratlosen Blick mit Conrad.
»Das könnte gehen«, murmelte der Verwalter nach kurzer Überlegung, griff sich einen Armsessel, der an der Wand stand, und schickte sich an, die Treppen hinabzusteigen. »Gib mir ein wenig Zeit und führ sie dann in die Gesindekammer«, rief er über die Schulter hinweg.
Jakobus eilte zum Schloss. Im Gegensatz zur alten Burg hielt er sich dort nicht gern auf, höchstens noch, dass er mit Conrad in der Gesindekammer saß. In den oberen Räumen war er noch nie gewesen. Die gemeinsamen Abende mit Amalia, Graf Wenzel und den anderen waren mit der alten Burg untergegangen.
Kein Wunder also, dass der Graf äußerst verwundert dreinblickte, als Jakobus ihm in seinem Raucherzimmer entgegentrat.
»Was ist geschehen, Jakobus, dass ich dich im Schloss antreffe?« Graf Wenzel bedeutete ihm mit einer einladenden Geste, sich zu setzen.
Jakobus schüttelte den Kopf, drehte seine Mütze in den Händen und suchte nach den richtigen Worten.
»Ist etwas passiert, Jakobus? Rede schon, wo brennt es?«
»Es brennt nicht, Herr Graf. Ein paar Männer aus dem Dorf sind hier und wollen Euch sprechen.«
Graf Wenzel hob eine Braue. »Was haben sie denn auf dem Herzen?«
»Ich weiß es nicht«, wich Jakobus aus. Es war nicht seine Aufgabe, dem Grafen das Anliegen der Dörfler mitzuteilen. Das sollten sie selbst tun.
»Nun denn, dann sollen sie heraufkommen.«
»Das ist so eine Sache, Herr. Ich habe mit Conrad gesprochen und wir sind der Ansicht, dies hier ist kein guter Empfangssaal für die Männer aus dem Dorf.«
Graf Wenzel blickte sich um, als würde er die Pracht um sich herum zum ersten Mal wahrnehmen. »Scheint zu stimmen. Aber wo soll ich sie empfangen? Ich kann schlecht mit ihnen im Stall sprechen.«
»Conrad hat
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