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Die Grasharfe

Titel: Die Grasharfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Truman Capote
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mit einer Forelle in der Hand, sie sah aus, als ob sie gerade gemacht sei. Ich schrieb ihr, als sei ich noch immer dieser Junge, erzählte ihr von dem Gewehr, das ich zu Weihnachten bekommen hätte, daß die Hündin Junge habe und wie wir sie nannten, beschrieb einen Wanderzirkus, der unsere Stadt besucht habe. Wieder ein Junge zu sein, der heranwuchs und der eine kleine Liebste in Alaska hatte, nun ja, das war ein Spaß für einen alten Mann, der allein dasaß und dem Ticken seiner Uhr lauschte. Später dann schrieb sie, daß sie sich in einen Jungen verliebt habe, den sie kannte, und ich erlebte einen wirklichen Anfall von Eifersucht, so wie ihn ein Jüngling fühlen würde. Aber wir blieben Freunde; vor zwei Jahren, als ich ihr schrieb, daß ich nun soweit sei, mein Jurastudium zu beginnen, sandte sie mir ein Goldklümpchen. Es würde mir Glück bringen, schrieb sie." Er nahm es aus seiner Tasche und zeigte es uns; sie, Heather Falls, kam uns ganz nahe dadurch, als ob die freundliche Gabe, die auf seinem Handteller schimmerte, ein Teil ihres Herzens sei.
      „Und was fnden sie daran beschämend?" fragte Dolly, eher ungehalten als entrüstet. „Daß Sie einem einsamen kleinen Kind in Alaska Gesellschaf geleistet haben? Es schneit dort soviel."
      Richter Cool schloß seine Hand über dem Goldklümpchen. „Nicht daß sie es jemals mir gegenüber erwähnt hatten. Aber ich hörte meine Söhne und ihre Frauen einmal nachts darüber sprechen; sie fragten sich, was sie mit mir machen sollten. Sie hatten natürlich in meinen Briefen herumspioniert. Ich halte nichts von verschlossenen Schubladen; es scheint mir sonderbar, wenn ein Mann nicht ohne Schlüssel auskommen kann, in einem Haus, das, einmal wenigstens, sein eigenes Haus war. Sie denken alle, es ist ein Zeichen von …" Er tippte an seine Stirn.
       „Ich kriegte einmal einen Brief. Collin, Süßer, gib mir ein Schlückchen", bat Catherine, und das bezog sich auf den Wein. „Totsicher, ich kriegte einmal einen Brief, hab ihn noch irgendwo, hab ihn schon zwanzig Jahr! Keine Ahnung, von wem er war. Stand drin: ‚Hallo Catherine, komm nach Miami, heirat mich, in Liebe Bill.'"
       „Catherine. Ein Mann hat dich gefragt, ob du ihn heiraten willst – und du hast mir nie ein Wort davon erzählt?"
       Catherine zuckte die Schultern. „Weshalb auch, Dollyherz? Was hat der Richter grad gesagt? Man kann nicht jedermann alles sagen. Zudem, ich hab einen Haufen Bills gekannt. Hab nicht dran herumstudiert, ob ich einen heiraten sollte. Aber es plagte mich, welcher war's von den Bills, der den Brief geschrieben hat? Das möcht ich wissen. War der einzige Brief, den ich je gekriegt hab. Könnt der Bill sein, der das Dach auf mein Haus gelegt hat. Freilich, als das Dach dann drauf war – großer Gott, ich werde alt, hab lang nicht mehr mit einem Gedanken daran gedacht. Und dann der Bill, der den Garten umpfügte, Frühling 1913 war das; der Mann konnte eine grade Furche ziehen. Und der Bill, der den Hühnerstall gebaut hat; der hatte dann einen Job bei Pullman; kann schon sein, daß der den Brief geschrieben hat. Oder der Bill – uh, uh, der hieß doch Fred – Collin, mein Zuckerstück, der Wein da ist mächtig gut."
    „Ich könnte auch noch einen Tropfen mehr davon
vertragen", sagte Dolly. „Ich meine, weil Catherine
mir so einen …"
„Hmm", brummte Catherine.
      „Wenn du doch langsamer sprechen würdest oder weniger kautest …" Der Richter dachte, daß Catherines Watte Kautabak sei.
      Riley hatte sich etwas von uns zurückgezogen; in sich versunken starrte er schweigend in die belebte Nacht: Ich, ich, ich, rief ein Vogel. „Sie haben nicht recht, Richter", sagte er.
    „Wie das, mein Lieber?"
       Rileys Gesicht wurde von der plötzlichen inneren Unruhe überschwemmt, die ich schon an ihm kannte. „Ich bin nicht in Not; ich bin gar nichts – oder würdet ihr das meine Not nennen? Ich liege wach und frage mich: Was weiß ich, was zu tun ist? Jagen, ausfahren, mich herumtreiben; und es erschreckt mich, wenn ich denke, daß das alles sein könnte, was bei mir herauskommt. Noch etwas, ich habe keine Gefühle – ausgenommen für meine Schwestern, was etwas anderes ist. Zum Beispiel, ich bin mit diesem Mädchen von Rock City beinahe ein Jahr lang gegangen, die längste Zeit, die ich jemals mit einem Mädchen zusammen war. Es wird ungefähr eine Woche her sein, da brauste sie auf und fragte: ‚Wo ist dein Herz?' Fügte noch hinzu, wenn ich sie

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