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Die Grenze

Die Grenze

Titel: Die Grenze Kostenlos Bücher Online Lesen
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Keiner weiß, warum wir erwählt worden sind.«
    »Wir wissen, warum! Weil er sich in dich verliebt hat.«
    Qinnitan schnaubte verächtlich. »Ich dachte, ich hätte dich gebeten, keine Geschichten über mich zu erfinden, Duny. Sich in mich verliebt? Er hat mich kaum bemerkt, noch nicht mal, als er diese sogenannten Vereinbarungen mit meinen Eltern getroffen hat.« Sie machte ein säuerliches Gesicht. »Sie hätten vermutlich nicht nein sagen können, aber sie haben mich einfach verkauft.«
    »An den Autarchen. Das ist nicht verkauft werden, das ist eine große Ehre!« Dunys Gesicht erstarrte plötzlich. »Kriegst du denn keinen Ärger, wenn du solche Sachen sagst?« flüsterte sie.
    »Jetzt weißt du, warum ich dich hier herausgeführt habe, wo es keine Mauern oder hohen Hecken gibt, hinter denen sich Spitzel verstecken könnten.« Qinnitan fühlte sich, als wäre sie zehn Jahre älter geworden, seit sie den Bienentempel verlassen hatte, fühlte sich Duny gegenüber eher als ältere Schwester. »Siehst du die Person da drüben, dort beim Pavillon?«
    »Den in den weiten Kleidern?«
    »Ja, aber das ist kein Er, und die Götter mögen dich schützen, wenn du so etwas in Hörweite dieser Person sagen würdest. Das ist Tanyssa, die Gärtnerin, eine von den Begünstigten. Die meisten von ihnen führen hier Frauennamen. Jedenfalls ist es Tanyssas Aufgabe, mich zu beobachten, wenn ich auch nicht weiß, wer sie damit beauftragt hat. Wohin ich auch gehe — sie ist da. Für eine Gärtnerin scheint sie sich ganz schön frei im gesamten Frauenpalast bewegen zu können. Sie war gestern morgen im Bad, hat so getan, als hätte sie irgend etwas mit dem jungen Begünstigten zu besprechen, der das Wasser erhitzt.« Qinnitan betrachtete die muskulöse Gärtnerin voller Abscheu, während Tanyssa ihrerseits so tat, als inspizierte sie die Blätter eines Affenbrotbaums. »Es heißt, sie hat die junge akarisische Prinzessin umgebracht, die vor einem Monat gestorben ist, hat sie einfach aus dem Fenster geworfen, aber natürlich sagen alle, sie sei gefallen.«
    »Aber das ist ja schrecklich, Qin!«
    Sie zuckte die Achseln. »So ist das hier nun mal. Ich habe auch ein paar Freundinnen — natürlich nicht richtige Freundinnen wie dich, obwohl ich eines Tages vielleicht auch solche finden werde. Die Art Freundinnen, die man braucht, wenn man am Leben bleiben will, wenn man nicht tot umfallen will, nachdem man eines Abends seinen Tee getrunken hat.«
    Duny sah sie eine ganze Weile schweigend an — lange für Dunys Verhältnisse. »Du bist so anders, Qinnitan. Du wirkst so hart, wie eins von den fahrenden Mädchen, die auf dem Platz der wandernden Sonne tanzen.«
    Qinnitans Lachen war wirklich ein bißchen hart, aber irgend etwas an Dunys Naivität ärgerte sie. Vor allem wohl die Tatsache, daß Duny es sich noch leisten konnte, so naiv zu sein. »Tja, wahrscheinlich bin ich wirklich hart. Alle hier reden so nett — oh, ja, sie reden sehr nett. Und abgesehen davon, daß sie sich gelegentlich anfauchen wie die Katzen, ist hier alles sehr friedlich und angenehm. Gefällt dir mein Kleid?« Sie hob den Arm und ließ den plissierten Ärmel herabfallen, so anmutig und durchscheinend wie ein Libellenflügel. »Es ist wunderschön.«
    »Ja, das ist es. Und wie gesagt, alles hier ist ganz friedlich und angenehm — an der Oberfläche. Aber darunter ist es eine Grube voller Skorpione.«
    »Red nicht so, Qinnitan. Du machst mir angst.« Duny nahm ihre Hand. »Du bist eine Königin! Das muß doch wunderbar sein, auch wenn die Leute hier nicht so angenehm sind. Wie ist denn der Autarch? Hast du ... habt ihr ...?« Sie wurde rot.
    Qinnitan konnte es sich nicht verkneifen, die Augen zu verdrehen — schließlich war das etwas, was sie sich kaum je leisten konnte. »Duny! Hörst du denn gar nicht zu? Ich habe dir doch schon gesagt, daß der Autarch so gut wie nie hierherkommt. Wenn er eine von seinen Ehefrauen sehen will, läßt er sie in seinen Palast bringen. Na ja, das ist ja wohl hier alles sein Palast, aber du weißt, was ich meine. Er hat noch kein einziges Mal mit mir geredet, seit er mich meinen Eltern abgekauft hat, geschweige denn mich in sein Bett geholt! Also, falls es das ist, was du wissen willst, ich bin noch Jungfrau. Wie du vielleicht aus den Gesprächen der älteren Mädchen weißt, setzt die Entjungferung ja in den meisten Fällen voraus, daß Mann und Frau im selben Raum sind.«
    »Qin-ya, du sollst nicht so reden!« sagte Duny, aber ob

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