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Die Grenze

Die Grenze

Titel: Die Grenze Kostenlos Bücher Online Lesen
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er und musterte sie von oben bis unten.
    Briony spürte mit Bestürzung, wie sie rot wurde.
    Das Gartenhäuschen war von bescheidenen Ausmaßen, einfach nur ein Plätzchen, wo Anglins Enkeltochter gern gesessen hatte, um zu nähen und die Düfte des Gewürzgartens zu genießen. Zuerst schienen Brionys Wachen entschlossen, sich allesamt mit in den gemütlichen, getäfelten Raum zu quetschen, aber das war einfach zu viel; sie schickte sie bis auf zwei Mann wieder hinaus. Diese beiden postierten sich an der Tür, wo sie Rose und Moina beim Sticken beobachten konnten, und alle vier richteten sich damit ein, ein wachsames, wenn auch verstohlenes Auge auf ihre Herrin zu haben.
    »Ich hoffe, es geht Euch gut, Dawet?« fragte sie, als sie beide mit heißem Gewürzwein versehen waren.
    »So gut, wie irgend zu erwarten, Hoheit.« Er nahm einen Schluck. »Ich muß gestehen, an Tagen wie diesem, wenn ein derart beißender Wind weht, sehne ich mich nach Hierosol zurück.«
    »Das ist verständlich. Niemand will dieses kalte Wetter, aber es scheint nun doch Herbst zu werden. Wir hatten ja noch ungewöhnlich warme Tage für Dekamene.«
    Er schwieg einen Moment, schürzte dann kritisch die Lippen. »Und seid Ihr wirklich wegen des Wetters so gekleidet, Hoheit?« Er deutete auf die dicken Hosen und die lange — von Barrick nie getragene — Tunika, die sie mit so viel Mühe für ihre schmalere Taille und ihre breiteren Hüften passend gemacht hatte.
    »Ich habe das Gefühl, es gefällt Euch nicht, Dawet.«
    »Mit Verlaub, Hoheit, nein. Es scheint doch eine Sünde wider die Natur, eine Frau und zumal eine so junge und hübsche wie Ihr in so derber Kleidung.«
    »Derb? Das ist die Tunika eines Prinzen, das Doublet eines Prinzen — hier, seht Ihr die goldgewirkten Einsätze? Das ist doch gewiß nicht derb.«
    Er runzelte die Stirn. Es bereitete ihr mehr Vergnügen, als sie gedacht hatte, ihn so irritiert zu sehen — als ob man eine hochnäsige Katze bei einem ungeschickten Sturz ertappte. »Es sind Männerkleider, Prinzessin Briony, und wenn sie noch so edel und kunstvoll gearbeitet sind. Sie machen derb, was von Natur aus fein ist.«
    »Dann vermag mich also meine bloße Kleidung zu etwas zu machen, was nicht fein und edel ist? Ich fürchte, es läßt mir wenig Bewegungsraum, Dawet, wenn ich so nah an der Derbheit bin, daß schon ein Wams genügt, mich dorthin zu versetzen.«
    Er lächelte, aber seine Miene war verblüffend ärgerlich. »Ihr macht Euch über mich lustig, Hoheit. Und wenn Ihr das tun wollt, dann tut es. Aber ich dachte, ihr hättet mich gefragt, ob mir Eure Kleidung gefällt, und ich wollte ehrlich zu Euch sein. Nein, sie gefällt mir nicht.«
    »Wenn ich Eure Schwester wäre, würdet Ihr mir dann verbieten, mich so zu kleiden?«
    »Wenn Ihr meine Schwester wärt oder sonst irgendeine Frau, über deren Ehre ich zu wachen hätte, ja, dann würde ich es Euch mit Sicherheit verbieten.« Seine dunklen Augen sahen jetzt plötzlich in ihre, zornig und irgendwie fordernd. Es war erschreckend, so als hätte sie mit einem Wesen gespielt, das sie für ein harmloses Haustier gehalten hatte und das jetzt plötzlich zeigte, daß es beißen konnte.
    »Nun, das trifft genau das Thema, dessentwegen ich Euch zu mir gebeten habe.«
    »Also nicht ›wir‹ und ›uns‹, Hoheit?«
    Wieder fühlte sie, wie ihre Wangen glühten. »Wir? Uns? Ihr überschätzt Euch, Dawet.«
    Er senkte den Kopf, aber sie sah noch den Hauch eines Lächelns — das alte, selbstzufriedene Lächeln. »Ich habe mich unklar ausgedrückt, Hoheit. Ich bitte um Verzeihung. Ich meinte einfach nur, Ihr habt nicht ›wir‹ gesagt, und deshalb habe ich mich gefragt, ob dies
nicht
eine Audienz bei Euch und Eurem Bruder ist, wie man mir zu verstehen gab. Sehe ich es richtig, daß dieses Gespräch ... informeller ist?«
    »Nein.« Verdammter Kerl! »Nein, so war es nicht gemeint, natürlich agiere ich hier als Mitregentin und mit Zustimmung meines Bruders. Ihr macht mich bereuen, daß ich freundlich mit Euch gesprochen habe, Dawet.«
    »Mögen die Drei Höchsten Verderben über mein Haus bringen, wenn ich irgend etwas Derartiges beabsichtigt habe, Prinzessin — wenn ich irgend etwas anderes zum Ausdruck bringen wollte als Respekt und Sympathie. Ich wollte einfach nur wissen, welcher Art diese Unterredung ist.«
    Sie trank von ihrem Wein, um sich Zeit zu verschaffen, ihre Selbstsicherheit wiederzufinden. »Wie gesagt, diese Bemerkung über Frauen in Eurer Obhut trifft

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