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Die Grenze

Die Grenze

Titel: Die Grenze Kostenlos Bücher Online Lesen
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genau das Thema, um das es geht. Vor ein paar Wochen noch wäre ich beinah so ein verlorenes Geschöpf gewesen, Euch mitgegeben für Euren Herrn wie ... wie ein Tributgegenstand. Vergeßt nicht, Dawet, Ihr seid als Abgesandter unseres Feindes hierhergekommen.«
    »Ihr habt schlimmere Feinde als meinen Herrn Ludis, Hoheit. Und ich fürchte, Ihr habt sogar Freunde, die weniger vertrauenswürdig sind als ich. Aber verzeiht — ich habe Euch unterbrochen. Noch so eine unverzeihliche Unhöflichkeit.«
    Er hatte sie wieder aus der Fassung gebracht, aber der Zorn gab ihr Halt, eine gewisse Kraft. »Es ist jetzt Zeit für die Krone von Südmark und den Markenlanden, Eurem Herrn, dem Protektor von Hierosol, eine Antwort auf seinen Heiratsantrag zugehen zu lassen. Unter der Regentschaft meines älteren Bruders wäre diese Antwort vielleicht anders ausgefallen, aber jetzt lautet sie, wie Ihr Euch vielleicht denken könnt, nein. Wir werden unseren Vater mit Geld auslösen, nicht mit meiner Jungfräulichkeit. Wenn Ludis darauf besteht, die nördlichen Lande an den Bettelstab zu bringen, wird er, wenn der Autarch vor seiner Tür steht, feststellen müssen, daß ihm aus dem Norden kein Beistand zuteil wird. Vielmehr werden wir, obwohl wir den Autarchen hassen und ihm normalerweise keine Handbreit eionischen Bodens gönnen würden, Ludis Drakavas Niederlage bejubeln.« Sie hielt inne, versuchte, ruhig durchzuatmen und ihrer Stimme einen festen Klang zu geben. »Aber wenn er doch eine andere Möglichkeit sähe — wenn König Olin gegen weniger als diese ungeheure Summe Goldes freigelassen würde —, dann würde Ludis sehen, daß er hier im Norden Verbündete hat, die ihm in kommenden Zeiten nützlich sein könnten.«
    Dawet zog eine Augenbraue hoch. »Ist das die Botschaft, die ich meinem Herrn überbringen soll, Prinzessin Briony?«
    »Ja, das ist sie.«
    Er nickte langsam. »Und darf ich daraus schließen, daß ich kein Gefangener mehr bin? Daß ich und meine Begleiter nach Hierosol zurücksegeln können?«
    »Zweifelt Ihr an meinem Wort?«
    »Nein, Hoheit, aber manchmal passieren Dinge jenseits der Tragweite einer Herrscherstimme.«
    »Avin Brone, der Konnetabel, kennt meinen Willen ... unseren Willen. Er wird Euren Männern die Waffen zurückgeben. Euer Schiff ist schon bereit, wenn ich recht informiert bin.«
    »Euer Burgvogt war so freundlich, dafür zu sorgen, daß das Schiff keinen Schaden litt und daß ich eine kleine Mannschaft an Bord lassen konnte, die alles in Ordnung hielt.« Dawet lächelte. »Ich muß gestehen, obwohl ich es in vielerlei Hinsicht bedauern werde, von hier abzureisen, tut es doch gut zu wissen, daß ich wieder frei sein werde, auch wenn wir aufgrund Eurer Entscheidung einen Gast weniger an Bord haben werden.«
    »Gast! Wie immer Ihr denken mögt, Dawet, Ihr könnt wohl nicht sagen, daß wir Euch wie einen Gefangenen behandelt hätten.«
    »Oh, wie einen hochgeschätzten Gefangenen allenfalls«, sagte er. »Aber das ist ein geringer Trost für jemanden, der Jahre seines Lebens auf dem Pferderücken verbracht und nie zweimal am selben Ort genächtigt hat.« Er machte Anstalten aufzustehen. »Habe ich die Erlaubnis, zu gehen und mit den Vorbereitungen zu beginnen?«
    »Gewiß. Ihr wollt sicher in See stechen, ehe sich das Wetter endgültig verschlechtert.« Sie war seltsam enttäuscht, wußte aber, daß nur geschah, was geschehen mußte. Er und seine hierosolinischen Begleiter waren ein Unruheherd in der Burg; sie zogen Gerede und Feindseligkeit auf sich, wie Honig Fliegen anzog. Ja, er brachte wirklich Unruhe, dieser Dawet dan-Faar. Jetzt, da Brone ihr und Barrick zweifelsfrei nachgewiesen hatte, daß der Gesandte und seine Begleiter auf keinen Fall unmittelbar an der Ermordung ihres Bruders beteiligt gewesen sein konnten, hatte es keinen Sinn, sie den ganzen langen Winter dazubehalten und durchzufüttern.
    Er verbeugte sich, entfernte sich rückwärts ein paar Schritte, blieb wieder stehen, »Darf ich offen sprechen, Hoheit? Prinzessin Briony?«
    »Natürlich.«
    Er sah zu den Wachen und den beiden Jungfern hinüber, kam dann wieder zurück und setzte sich neben ihr auf die Bank. Aus der Nähe roch er nach Leder und irgendeinem wohlduftenden Haaröl. Briony sah Rose und Moina Blicke wechseln.
    »Ich werde Euch beim Wort nehmen, Herrin, und ich hoffe, Ihr meint es aufrichtig«, sagte er leise. »Hört mir gut zu. Ich bin froh, daß Ihr den Antrag meines Herrn Ludis nicht angenommen habt. Ich glaube, das

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