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Die Grenze

Die Grenze

Titel: Die Grenze Kostenlos Bücher Online Lesen
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auskippte. »Sucht Euch eine aus, gratis. Ich bin sicher, die Geschichte ist es wert.«
    »Vielen Dank. Und das erinnert mich an etwas. Ist Halilit mit seinem Korb hier?«
    »Gleich da drüben.« Block zeigte auf eine Gruppe von Funderlingen — Männern, Frauen und sogar ein paar Kindern —, die ganz am Rand der riesigen Höhle nahe der großen Eingangstür saßen und darauf warteten, daß sie für einen Trupp der Nachmittagsschicht geholt würden. Während Chert auf die Gruppe zuging, konnte er Giebelgaup endlich überreden, in seine Tasche umzusteigen und sich dort zu verstecken.
    Er kramte ein paar Kupferstücke aus der Tasche und kaufte bei Halilit Brot, weichen Käse und einen Wasserschlauch, der ihn noch ein Extrasümmchen kostete, obwohl er den leeren Schlauch dem Höker zurückbringen würde. Chert gab das Geld ungern her, aber allmählich wurde ihm klar, daß sie zum Abendessen nicht zurück sein würden. Was ihn noch an etwas anderes erinnerte.
    »Jaspis, geht Euer Sohn mit Euch zur Arbeit, oder geht er wieder nach Hause?« fragte er einen Mann, den er kannte, einen von denen, die auf einen Platz bei der Nachmittagsschicht warteten.
    »Nach Hause natürlich. Bei den Alten der Erde! Er würde mich binnen hundert Tropfen wahnsinnig machen, wenn er mit mir käme.«
    »Gut.« Chert wandte sich an den Jungen. »Hör zu ... Klein-Ton, richtig? Paß gut auf. Ich gebe deinem Vater dieses glänzende Kupferstück hier, und wenn du meiner Frau eine Botschaft überbringst, dann wird er das Kupferstück dir geben, wenn er heute nacht von der Arbeit kommt. Kennst du meine Frau, Opalia Blauquarz? In der Keilstraße?« Der Junge, der ob dieser ganzen Aufmerksamkeit große Augen machte, nickte ernst. »Gut. Sag ihr, ich werde vielleicht noch eine Weile unterwegs sein und suchen, und sie soll nicht mit dem Abendessen auf mich warten. Soll sich auch dann keine Sorgen machen, wenn ich zur Schlafenszeit noch nicht zurück bin. Kannst du dir das merken? Sag es mir noch mal.«
    Nachdem sein Gedächtnis geprüft und für gut befunden worden war, machte sich Klein-Ton auf den Weg, und Chert übergab dem Vater das Kupferstück zu treuen Händen. »Damit beschert Ihr mir einen Ausflug auf diesen zermürbenden Großwüchsigenmarkt, wißt Ihr das?« sagte Jaspis. »Er wird es dort ausgeben wollen.«
    »Wird Euch guttun, ein bißchen frische Luft zu kriegen«, sagte Chert und machte sich auf den Rückweg über den steinigen Boden.
    »Seid Ihr verrückt?« rief ihm Jaspis nach. »Zuviel von diesem Wind saugt einem nur das Leben aus dem Leib!« Das war keine ungewöhnliche Einstellung in der Funderlingsstadt, und obwohl es vielleicht nicht ganz erklärte, warum Chert der erste Funderling seit Jahrhunderten war, der einen Dachling getroffen hatte, erklärte es doch immerhin, warum es nicht allzu viele Gelegenheiten für eine solche Begegnung gegeben hatte.
     
    Sie gingen durch das Seidentor auf der Rückseite der Funderlingsstadt, einen riesigen Torbogen in einer Sandsteinwand, die mit ihrem natürlichen Streifenmuster aus Rosa, Ocker, Lila und Orange wie kunstvoll gefärbter Stoff aussah. Jenseits des Tors kamen sie relativ schnell aus dem sorgsam behauenen und dekorierten Bereich der Stadt in eine Gegend, wo gar keine Grabarbeiten nötig gewesen waren, da der Fels bereits vom Meer und dem in die Kalksteinkavernen herabtropfenden Wasser ausgehöhlt war. Allerdings hatten die Funderlinge viele dieser Naturhöhlen erweitert und ein Netz von Verbindungsstollen geschaffen. Was niemand — zumindest in Cherts Bekanntschaft — mehr wußte, war, ob die seltsam regelmäßigen Höhlen unter der Funderlingsstadt, die sich in einer Spirale in den gewachsenen Fels hinabzogen und sogar bis unter den Grund der Bucht reichten, immer schon existiert hatten oder das Werk noch früherer Hände waren. Sicher wußten die jetzigen Funderlinge nur, daß dort die Mysterien lagen, etliche hundert Fuß unter dem Herzen der Hauptburg. Und noch etwas war ihnen klar: Je weniger die Großwüchsigen davon wußten, desto besser.
    Chert stand jetzt ganz am Rand der Funderlingsstadt, am Eingang zu eben jenen Mysterien, und blickte einen langen, cremefarbenen Abhang hinab, der von zwei Felswänden flankiert war. Ganz unten verschwand er unter einem Gehänge aus hellrosa und bernsteinfarbenem Stein, das im Licht der davor und dahinter brennenden Fackeln wie ein durchscheinender Raffvorhang schimmerte. »Da lang? Seid Ihr sicher?« fragte Chert den Dachling. Warum

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