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Die Grenze

Die Grenze

Titel: Die Grenze Kostenlos Bücher Online Lesen
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er wirkte doch immer noch ungefähr so kampftauglich gekleidet wie ein Pfau.
    »Was ... was habt Ihr vor, Hoheit?« Er sah in die Runde der Edelleute, wohl wissend, wie froh sie alle waren, daß seine Ländereien und nicht ihre der ersten Welle dessen, was da kam, ausgesetzt sein würden.
    »Wir werden natürlich gegen sie kämpfen.« Briony schien sich plötzlich ihres Bruders zu entsinnen: Sie sah ihn an, und ganz kurz flackerte um ihren Mund eine Spur jenes verlegenen Lächelns, das nur er gut genug kannte, um es zu identifizieren. »Wenn du einverstanden bist.«
    »Natürlich.« Ihm war ein Gedanke gekommen — etwas so Simples, verglichen mit den schrecklichen Visionen, die ihn plagten, so simpel und so befriedigend. »Wir werden kämpfen.«
    »Dann gilt es, die Vorbereitungen zu Ende zu führen«, sagte sie. »Graf Brone, Graf Aldritch, Ihr werdet weitermachen wie bereits besprochen. Wir müssen jetzt eine Armee aufstellen — und sei es nur, um herauszufinden, wie stark sie sind.«
    Tyne und Aldritch nickten langsam, gewichtige Männer mit gewichtigen Aufgaben.
    »Und ich werde sie führen«, verkündete Barrick.
    »Was?« Briony zuckte zusammen, als hätte er sie geschlagen. Es bereitete ihm schon fast Vergnügen, sie so erschrocken zu sehen. Ein kleiner, grollender Teil von ihm wußte, sie hatte sich daran gewöhnt, Entscheidungen ohne ihn zu fällen. Damit war jetzt Schluß. »Barrick, du warst doch gerade so krank ...!«
    Avin Brone hieb mit den mächtigen Pranken auf den Tisch, verschränkte dann die Arme und steckte die Hände in seine Ärmel, als fürchtete er, sie könnten sonst etwas Unbotmäßiges tun. »Ihr dürft kein solches Risiko eingehen, Hoheit«, begann er, aber Barrick ließ ihn nicht ausreden.
    »Ich bin kein Idiot, Graf Brone. Ich bilde mir nicht ein, ich könnte die Zwielichtler im Alleingang besiegen. Ich weiß, Ihr denkt, ich bin nur ein verkrüppeltes Kind und ein dickköpfiges dazu. Aber ich werde in den Kampf ziehen, und ich werde unser Heer führen, zumindest nominell. Das Wolfsbanner Anglins muß im Felde wehen — alles andere ist undenkbar.« Die glorreiche Idee, die ihm eben noch so klar und einleuchtend erschienen war, kam ihm jetzt etwas wirrer vor, doch er ließ sich nicht aufhalten. »Vorhin hat jemand gesagt, Rorick müsse ins Feld ziehen, um zu zeigen, daß die Edlen der Markenlande für das kämpfen werden, was ihnen gehört. Jeder weiß, daß das Volk von Südmark verängstigt ist, weil so schreckliche Dinge geschehen sind — unser Vater in Gefangenschaft, Kendrick tot. Wenn Vansen recht hat, kommen noch finsterere Zeiten auf uns zu — ein Krieg gegen Wesen, die wir kaum verstehen. Die Leute müssen sehen, daß die Eddons für sie kämpfen werden. Schließlich gibt es derzeit zwei Regenten, was ein ungewöhnlicher Luxus ist. Einer von uns muß ins Feld ziehen.«
    Seine Zwillingsschwester war so zornig, daß sie kaum sprechen konnte. Es bestärkte Barricks kalte Entschlossenheit nur, als sie sagte: »Und wenn du getötet wirst?«
    »Ich sagte doch, Schwester, ich bin kein Idiot. Als König Lander sich bei Kaltgraumoor die Krone seines Vaters aufgesetzt und gegen die Zwielichtler gekämpft hat, war er da in vorderster Reihe und hieb auf sie ein? Dennoch verbindet sich sein Name mit einem großen Sieg, und das Volk verehrt ihn.« Er merkte zu spät, daß er etwas Törichtes gesagt hatte — sie würden es mißverstehen.
    Und das taten sie prompt. »Dieser Kampf ist nicht der Ort für einen Jüngling, der sich einen Namen machen will«, erklärte Tyne Aldritch ärgerlich. »Ich bitte Eure Hoheit um Verzeihung, aber ich werde nicht schweigend mit ansehen, wie unsere Männer und unser Land in Gefahr gebracht werden, nur damit Ihr Euch hervortun könnt.«
    Jetzt war auch Barrick zornig, vor allem aber auf sich selbst. Was er nicht erklären konnte, ja, was er selbst kaum verstand, war, daß das Verlockende an diesem Vorhaben nicht der Ruhm war, sondern die Klarheit — die Vorstellung, daß er unter den simplen Anforderungen des Schlachtfelds aufblühen würde, daß er keinen Grund mehr haben würde, seinen eigenen Zorn und selbst die in ihm wachsende Raserei zu fürchten, und daß, wenn er starb, der Tod die Erlösung von den Träumen und der schrecklichen Angst wäre. »Ich weiß, was für ein Ort es sein wird, Wildeklyff«, erklärte er dem neuen Waffenmeister. »Oder zumindest kann ich es mir vorstellen. Und ich weiß erst recht um meine eigenen Schwächen. Müßt Ihr sie

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