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Die Grenzgängerin: Roman (German Edition)

Die Grenzgängerin: Roman (German Edition)

Titel: Die Grenzgängerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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eine höchst energische kleine Person handelte. Das behaupteten zumindest die Buschtrommeln. Nach einer knappen, aber freundlichen Begrüßung folgte sie Krauses Frau durch einen winzigen Flur und durch eine offen stehende Tür hindurch ins Wohnzimmer, das mit einer geradezu unsinnig erscheinenden Fülle an digitalem Gerät ausgestattet war.
    Ihr Chef stand verloren im Raum und starrte hilflos auf das Durcheinander.
    Svenja fragte unsicher: »Ist irgendetwas passiert, habe ich etwas nicht mitgekriegt?«
    »Nein, alles in Ordnung«, sagte Krause. »Ich arbeite nur vorübergehend von hier aus. Nehmen Sie doch Platz.«
    »Sind Sie … sind Sie denn krank?« Das war eine Vorstellung, die Svenja zutiefst erschreckte. Krause war wie ein Vater für sie, und sie liebte ihn aufrichtig.
    »Aber nein.« Lächelnd schüttelte er den Kopf. »Es gab Ärger mit einem von den Haushältern, der mir etwas Unsinniges untergeschoben hat. Und ich will erreichen, dass man den Mann feuert. Ich bin sozusagen ein Erpresser im Wartestand. Aber nun nehmen Sie doch bitte Platz.«
    Svenja ging auf das Sofa zu, setzte sich und registrierte irritiert auf einem Couchtisch fünf Handys, zwei Mikrofone, zwei kleine Bildschirme, einen großen Bildschirm, zwei Tastaturen sowie drei Festnetzanschlüsse samt Apparaten. Dazu zwei Kameras, die auf das Sofa gerichtet waren. Und ein weißes DIN-A4- Blatt, auf dem groß in schwarzen Lettern stand: GEBRAUCHSANWEISUNG FÜR DICH! Und alle diese Geräte waren in Funktion, es gab eine große Menge kleiner grüner und roter Lichter, die vor sich hin blinkten.
    Krause fragte: »Kann ich Ihnen irgendetwas anbieten, meine Liebe?«
    »Danke, nein.«
    »Sie sind sehr erschöpft, wie ich hörte«, sagte Krause, setzte sich etwas unbeholfen neben sie und fegte dabei mit seinem Jackett zwei der Handys auf den Boden. Er bückte sich, hob sie auf und hatte jetzt ein Problem: In welcher Reihenfolge hatte Sowinski die Handys ursprünglich angeordnet? Schließlich legte er sie einfach hin und dachte: Ist doch wurscht, ich kann ja fragen.
    Wie immer freute er sich, Svenja zu sehen, und insgeheim war er stolz darauf, so eine bildhübsche Spionin zu steuern. Esser hatte irgendwann in einer privaten Sekunde Svenja gegenüber geäußert: »Ihr seid nun mal seine Kinder, auch deshalb ist er so gut.«
    Svenja war auffallend blass und hatte dunkle Ringe unter den Augen.
    »Ich will nicht um den heißen Brei herumreden. Dazu ist keine Zeit. Ich habe gehört, ihr habt meinen Müller verloren«, sagte sie tonlos.
    »Das ist richtig. Vorübergehend. Aber das wird sich bald aufklären. Wie war Damaskus?«
    Sie lächelte schmal. »Damaskus ist einigermaßen gut gelaufen, aber ehrlich gesagt können Sie das besser in meinen Memos nachlesen. Ich will hier über Müller reden.«
    »Sie haben recht, das ist jetzt wohl wichtiger als alles andere.«
    »Ja!« Svenja nickte mit geschlossenen Augen.
    »Aber ich kann Ihnen nichts sagen, weil ich nichts weiß. Seine Handys sprechen auf die Ortung nicht mehr an. Das bedeutet …«
    »Das bedeutet, dass jemand sie zerstört hat«, sagte sie. »Das weiß ich bereits, denn ich habe auch solche Handys bei mir, wenn ich irgendwo unterwegs bin. Meine Frage ist, ob der Dienst irgendwelche Hinweise auf bestimmte, möglicherweise feindliche Figuren hat.«
    »Solche Hinweise gibt es nicht«, antwortete Krause unglücklich. »Müller sollte eine Quelle treffen, einen hohen Militär, der uns dankenswerterweise jahrelang mit guten Informationen unterstützt hat. Aber dieser Mann ist verschwunden, und das erscheint mir auch logisch, denn er lebte viele Jahre lang im unmittelbaren Umfeld Gaddafis und gehörte somit zu denen, die die Rebellen todsicher sofort erschossen hätten.«
    »Um welche Uhrzeit hatten wir den letzten Kontakt?«
    »Etwa um fünfzehn Uhr unserer Zeit, also bei Müller eine Stunde später, und es lag nicht der geringste Störfaktor vor. Im Gegenteil, Müller sagte in aller Ruhe, er werde weitersuchen.«
    »Machte die weitere Suche denn Sinn? Tripolis ist doch längst Gaddafi-frei, oder?«
    »Na ja.« Krause lächelte. »Wenn Müller sagt, er will weitersuchen, dann hat er dafür einen Grund. Müller ist sehr gut, wie Sie wissen.«
    »Ja, das ist er. Dann fahre ich mal wieder heim. Würden Sie mich benachrichtigen, wenn er wieder auftaucht?«
    »Selbstverständlich«, sagte Krause. »Versprochen. Und versuchen Sie ein bisschen zu schlafen.«
    Er hätte gern ganz vorsichtig mit ihr über ihr

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