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Die Grenzgängerin: Roman (German Edition)

Die Grenzgängerin: Roman (German Edition)

Titel: Die Grenzgängerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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nicht mehr auf den Schirm«, gab Goldhändchen zu.
    »Was bedeutet das technisch?«, fragte sie.
    »Kein Handy reagiert, es gibt alle drei nicht mehr. Kein Leuchtfeuer in der Nacht. Aber kein Grund zur Sorge. Ich rufe dich an, sobald ich deinen Liebsten aufgetrieben habe. Und jetzt bitte ich dich, sofort in seine Wohnung zu fahren. Sieh nach, ob er irgendetwas vergessen hat, Handys zum Beispiel. Und melde dich umgehend.«
    »Wieso sollte er so etwas vergessen?«, blaffte sie.
    »Weiß ich nicht. Sieh einfach nach.« Seine Stimme klang ungewohnt scharf, mit einem Hauch von Hysterie darin.
    Svenja wurde in ihren Bewegungen nicht schneller, sie atmete nicht einmal flacher. Sie nahm Müllers Wohnungsschlüssel vom Brett, bestellte ein Taxi, zog sich einen Trenchcoat über, weil es nach Regen aussah, und dachte mit einem Anflug von Ärger: Ausgerechnet jetzt, wo ich langsam müde werde!
    Das änderte sich schlagartig, als sie in Müllers Wohnung stand. Sie dachte: Warum, zum Teufel, soll ich nachschauen? Er vergisst so etwas niemals, das gehört quasi zur Kleidung. Trotzdem schaute sie überall nach, aber sie entdeckte nichts von Belang, ganz gleich, welche Schublade sie inspizierte, in welchem Schrank sie herumkramte.
    Sie holte die Post aus dem Kasten und sah sie gewissenhaft durch, als könne etwas darin einen entscheidenden Hinweis geben. Da gab es einen Zettel, wahrscheinlich hastig aus einem Block gerissen. Ein gewisser Toni schrieb: »Deiner Mutter geht es sehr schlecht. Wir fürchten, dass sie stirbt. Lass Dich sehen, sobald Du kannst.«
    »O nein!« Svenja schlug die Hände vor den Mund und fing an zu weinen.
    Als sie sich wieder ein wenig beruhigt hatte, rief sie Goldhändchen im Dienst an und sagte: »Hier ist gar nichts.«
    »Das dachte ich mir schon«, erwiderte er ruhig. »Du sollst bitte in einer Stunde beim Chef sein. Aber nicht hierherkommen, ich schicke dir einen Wagen, der Fahrer ist instruiert.«
    »Du hast ihn also noch nicht?«
    »Ich habe ihn noch nicht.«
    Krause schrieb wütend die Mitteilung an den Präsidenten des Dienstes. Er nahm kein Blatt vor den Mund. »Ich bin einiges gewöhnt, was meinen Etat anlangt, aber dieser Mann schlägt alles. Das ist unglaublich dumm und überheblich zugleich. Ich gehe davon aus, dass der Mann sofort aus dem Dienst entfernt wird.«
    Zum Thema Atze: »Es war deutlich, dass der Genannte über Informationen verfügt, die er eigentlich nicht haben darf, und ich kann nach einer Besprechung im kleinsten Kreis nur vermuten, dass es sich um einen massiven Angriff auf unsere Abteilung handelt, eine ziemlich unglückliche Mischung aus Tratsch und Gerücht, die darüber hinaus auch noch irgendwie mit der Bundeskanzlerin und der Regierung zusammenhängt. Falls es unter diesen Umständen jemals zu Veröffentlichungen kommt, in den herkömmlichen Printmedien etwa, haben wir den nächsten unausweichlichen Skandal. Wir werden der Sache mit allen verfügbaren Mitteln nachgehen und Sie selbstverständlich über das Ergebnis unserer Recherchen in Kenntnis setzen.«
    Und in eigener Sache: »Ich ziehe mich vorübergehend ins zivile Leben zurück, bin zu Hause und dort jederzeit erreichbar. Ich bin nicht in Urlaub, ich bin nicht krankgeschrieben, ich arbeite im vollen Umfang weiter, will mich aber deutlich distanzieren. Ich nehme also an Konferenzen und Zusammenkünften aller Art vorläufig nicht teil. Mit einfachen Worten: Wir sind ein Geheimdienst und sollten es auch bleiben. Ich lasse es nicht zu, dass der Dienst korrumpiert und heruntergewirtschaftet wird, und erwarte von Ihnen eine baldige Bereinigung der Situation. Mit dem Ausdruck meiner Hochachtung, Ihr …«
    Gillian hatte ihm einen Wagen der Bereitschaft gerufen.
    Das Chaos in seinem bescheidenen Einfamilienhaus schien zum Himmel zu schreien. Zwei Techniker im Blaumann turnten auf seinem Dachfirst herum, sie hatten irgendwelche langen Drähte in der Hand. Undeutlich erinnerte er sich an Sowinskis Worte, man müsse sein Haus technisch aufrüsten.
    Er sagte aufseufzend: »Du lieber Gott!«, und wälzte sich schwerfällig aus dem Auto.
    Wally, seine Wally, stand in der offenen Haustür und hatte ein vor Erregung gerötetes Gesicht. Ohne Einleitung fauchte sie ihn an: »Sie machen alles kaputt, sie machen hier einfach alles kaputt! Die sind verrückt, verrückt sind die.« Sie sah aus wie ein zorniger Kobold.
    Er stand drei Stufen unter ihr und sagte hilflos: »Es tut mir so leid, Wally.«
    »Sie sind hier angekommen und sagten

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