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Die Grenzgängerin: Roman (German Edition)

Die Grenzgängerin: Roman (German Edition)

Titel: Die Grenzgängerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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mit einer Flüssigseife, ein Handtuch an einem Haken. Der Boden und die Wände weiß gekachelt, nicht einmal ein Schlitz, um zu lüften, die Decke Beton, die Abdrücke der Schalungsbretter gut erkennbar.
    Meine Weste fehlt, ging ihm durch den Kopf. Sie haben die Handys gefunden, und wahrscheinlich haben sie sie zerstört. Quelle Sechs wird wissen, dass die Geräte angepeilt werden können. Und er wird wissen, dass die Zerstörung dieser kleinen Apparate neue Agenten auf den Plan ruft. Er will, dass wir ihn ausfliegen. Logisch gedacht, und eigentlich könnte das auch funktionieren. Eigentlich.
    Wenn er in Tripolis bleibt, wird er in irgendeinem Loch oder an irgendeiner Ecke erschossen. Oder er fliegt mit einem Auto in die Luft. Oder er wird gefangen genommen und an den Internationalen Gerichtshof in Den Haag überstellt, um auf ewig hinter Gittern zu verschwinden.
    Er wusch sich die Hände und ging dann wieder hinaus zu dem Alten.
    »Ich habe Durst«, sagte er.
    »Das können wir mit unseren bescheidenen Mitteln befriedigen«, sagte der Alte. »Du bist ja hier bei Freunden.«
    Er hatte in seiner Rechten die Glock, und sie war entsichert. Es war eine Glock 17, der Griff aus Hartgummi.
    »Woher bezieht ihr hier die frische Luft?«, fragte Müller.
    »Von nebenan, von den Nachbarn«, sagte der Alte lächelnd. »Ganz einfaches Prinzip, deshalb hast du auch auf diesem Grundstück keine Schächte und Ansaugstutzen gefunden. Ich habe dich beobachtet. Du warst eben nicht gründlich genug.«
    »Das kann vorkommen«, sagte Müller. »Ihr seid ja auch nicht rechtzeitig verschwunden.«
    »Wir wollten gar nicht vorher verschwinden. Nun geh mal zurück auf deinen Platz«, befahl der Alte gutmütig. »Was willst du? Kaffee, Saft, Wasser?«
    »Einen Kaffee, bitte. Und einen Saft. Orangensaft. Und kann ich meine Uhr wiederhaben?«
    »Aber ja, wir sind hier ja nicht im Gefängnis.«
    »Ich bin verdammt wichtig für euch, ich bin euer Ticket in die Freiheit«, höhnte Müller.
    »Das hast du ganz richtig verstanden«, sagte der Alte sachlich. »Setz dich da auf deinen Platz, ich bringe dir alles.« Damit ging er in den hinteren Teil des Raumes, schlug irgendwo einen der Teppiche zur Seite und verschwand hinter einer weißen Tür.
    Müller sah, dass er Filzsohlen unter seinen Sandalen hatte. Wahrscheinlich einfach nur aufgeklebt. Natürlich, sie mussten lautlos leben hier unten.
    Er setzte sich auf seinen Platz und dachte flüchtig, dass es besser gewesen wäre, Svenja anzurufen. Um noch einmal mit ihr zu sprechen. Wahrscheinlich saß sie ahnungslos in Berlin, und man würde ihr gar nicht sagen, dass er abhandengekommen war. Nein, das würde man ihr auf keinen Fall sagen.
    Der Alte kam mit einem Tablett zurück, auf dem eine kleine Kanne stand, zusammen mit einem kleinen Tässchen, einem Glas Orangensaft, Würfelzucker in einem Schälchen und seiner Armbanduhr. Der Alte trug das Tablett mit einer Hand, in der anderen hielt er die Waffe.
    »Danke«, sagte Müller. »Warum habt ihr euch nicht von der CIA ausfliegen lassen? Wäre doch einfacher gewesen, da hattet ihr doch beste Kontakte. Gute Freunde, wie du das nennen würdest.«
    Es war zwanzig Minuten vor Mitternacht.
    »Mein Sohn hat anders entschieden. Er hat gesagt, die Amis seien Drecksäue und stünden nicht zu ihrem Wort. Aber er hat die Unterlagen. Zu jedem einzelnen Fall.«
    »Du meinst die Akten der Terrorverdächtigen, die die CIA eingeflogen hat, damit ihr sie verhört? Von wegen der Menschenrechte?«, fragte Müller. Er wagte für Sekunden kaum zu atmen, das war ganz starker Tobak, das war geradezu eine offenliegende Diamantenmine.
    »Na ja, wir haben das für sie erledigt, und plötzlich, von einem Moment auf den anderen, sind sie lauter ehrenwerte Leute und kennen uns nicht mehr. Sie blicken auf uns herab wie auf ihre Schuhputzer.« Der Alte sprach in einem gleichmütigen Singsang, nichts schien ihn aufzuregen.
    »Und du bist der Vater von Quelle Sechs, wenn ich das richtig verstehe?«
    »So ist es. Und nun musst du etwas trinken, das ist wichtig. Du musst doch gesund bleiben.«
    »Das muss ich wirklich, mein Freund«, sagte Müller. »Dann habt ihr ja auch das nächste Erpressungsopfer: das amerikanische Volk. Was meinst du, dreißig, vierzig Millionen Dollar für die Akten?«
    Der Alte hob den Kopf und grinste flüchtig. »Du denkst wirklich mit, mein Freund. Mein Sohn schätzt die Summe etwas höher ein, und er ist sich auch noch nicht sicher, ob er die Akten an

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