Die Grenzgängerin: Roman (German Edition)
und …«
»Frau Takamoto soll sofort heimkommen!«, unterbrach ihn Krause scharf. »Sofort und ohne Diskussion.«
»Das weiß sie schon«, sagte Goldhändchen beruhigend. »Sie hat noch keinen Flug, aber sie ist klein wie ein Kirchenmäuschen, und sie hat ein Herz voller Reue.« Dazu lachte er ein klein wenig schäbig.
»Egal«, sagte Krause schroff. »Sie kommt sofort heim. Also, erst einmal Gregor in der CIA . Und wenn der nicht am Platz ist, dann seine private Nummer, er wohnt irgendwo am Rand von Washington.«
»Die private Nummer habe ich«, sagte Goldhändchen. »Ich rufe sofort an.«
»Ich lehne einen Flug nach Beirut unter den Bedingungen von Quelle Sechs strikt ab«, sagte Esser. »Das klingt mir nach einer Veranstaltung, die niemand kontrollieren kann. Das Risiko für Müller ist mir einfach zu hoch.«
»Da schließe ich mich an«, sagte Sowinski.
»Ja, ja, ich weiß!«, schnaubte Krause wütend.
Dann flog die Wohnzimmertür auf und knallte gegen die Bücherwand. Dieter fiel sehr langsam und erschreckend an allen Gliedern zuckend in den Raum und konnte sich nicht abfangen, er brachte die Arme nicht vor sein Gesicht. Er heulte vor Begeisterung, ja, es war eindeutig die reine Freude, denn er liebte Krause über alles, und Krause wusste das. Ein Lederhelm schützte den Kopf des Jungen, so gut es eben ging, aber er hatte einen langen, tiefen Kratzer hoch vom linken Jochbein quer über die Nase, der sich schnell mit Blut füllte.
Dahinter schrie Wally in höchster Aufregung: »Dieter!« Aber da war schon ihr Mann, umfasste den Gestürzten liebevoll und sagte ganz sanft: »Ach, Junge, du machst aber auch einen Scheiß!«
»Er wollte unbedingt zu dir, er hat dich sprechen gehört.«
»Ist ja schon gut«, sagte Krause und streichelte unbeholfen das Gesicht des Jungen. »Es ist doch nichts passiert. Hast du mal ein Papiertaschentuch, Wally?«
»Hier ist Gregor in der Leitung«, kam Goldhändchen etwas quakend über den Lautsprecher.
Krause hockte wie ein Häufchen Elend auf dem Boden neben dem Jungen und japste angestrengt nach Luft
»Lass mal los, Dieter, ich muss eben was erledigen«, sagte Krause schließlich und richtete sich leicht keuchend auf. Er bewegte sich zu seinem Ledersofa, setzte sich und sagte in unbestimmte Richtung: »Ich bin am Platz.«
»Hier ist Gregor.«
»Hallo, alter Freund«, sagte Krause. »Wir sind hier in einer beschissenen Situation. Mein bester Mann ist als Geisel bei Onkel Tobruk. Tobruk sitzt am Flughafen Tripolis und hat eine Crew zu seiner Bewachung bei sich. Es sind deine Leute. Und wir sollen ihn nach Beirut ausfliegen, samt deiner Leibgarde.«
Wally sagte drängend: »Steh auf, Dieter, steh auf!« Dieter gab einige undefinierbare Laute von sich. »Ich hab hier ein Stück Küchenrolle«, sagte Wally. »Lass mich mal das Blut wegmachen.«
»Ja, und? Glaubst du, ich lebe auf dem Mond?«, fragte der Amerikaner aggressiv. »Wir haben seit dem Mittagessen nichts anderes getan, als uns Gedanken darüber zu machen, wie wir das Ganze lösen können. Da gibt es nämlich zwei Probleme. Erstens: Diese Leute sind Angestellte einer privaten Sicherheitsfirma hier in den Staaten, wir haben also eigentlich nichts mit denen zu tun und müssen abwägen, wie weit unser Schutz im Notfall geht. Zweitens: Mister Tobruk hat eine beschissene Eigenschaft, er ist geizig. Er hat die Männer seit zwölf Tagen nicht mehr bezahlt. Er behauptet, er könne die fehlenden Gehälter in Beirut sofort bar auf den Tisch legen. Kein Mensch in meinem Amt glaubt das, weil das Schwein in Beirut gar keine Bankverbindung besitzt. Und Abraham, der ihn abholen will, hat kein Geld, ist pleite. Es kommt noch hinzu, dass die meisten Bargeldreserven, die die Familie hatte, beschlagnahmt worden sind. Das können wir aber nicht öffentlich sagen, denn das könnte die Leibgarde nervös machen und würde unter Umständen dazu führen, dass sie zu den Waffen greifen und Onkel Tobruk an die Wand nageln. Und wir hätten dann eine Untersuchung am Hals. Mit anderen Worten: Wir stehen in Tripolis genauso dumm da wie du. Wir wissen, dass sie sich auf dem Flughafen verschanzt haben, aber wir wissen nicht, wie wir das lösen können.«
Wally sagte: »So, mein Junge, jetzt ganz langsam. Halt dich da am Sofa fest.« Dieter gab ein paar hilflos klingende Töne von sich.
»Und jetzt nimmst du meinen Arm, das kannst du, das haben wir doch schon so oft geübt. Vorsicht, da läuft Blut in dein Auge.«
»Was kosten diese Leute
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