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Die Grenzgängerin: Roman (German Edition)

Die Grenzgängerin: Roman (German Edition)

Titel: Die Grenzgängerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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aufgebracht.
    »Vielleicht jemandem aus dem Umfeld unserer Regierung zum Beispiel«, antwortete Dehner kühl.
    »Aber es ist eine alte Geschichte, sie ist Jahre her. Und wahrscheinlich kann sich kaum jemand daran erinnern. Ich rede mit keinem darüber. Ich lebe nicht in Deutschland, ich bin nirgendwo zu Hause und …«
    »Und die Staatsanwaltschaft sucht Sie wegen Steuerhinterziehung«, stellte Dehner fest.
    »Ja, und? Die Staatsanwaltschaft hat nichts Konkretes, sie kommt mit lächerlichen Forderungen, dabei kennt sie meine Umsätze überhaupt nicht. Und dann noch ein paar Sätze zu meinem Vater, wenn Sie nichts dagegen haben und wenn es nach Ihrer Auffassung nötig ist.«
    »Was sollte ich dagegen haben?«, fragte Dehner.
    Atze legte seine Hände flach auf den Tisch und betrachtete sie, als sehe er sie zum ersten Mal.
    »Mein Vater ist ein alter Mann, er ist sehr einsam. Es ist mir scheißegal, ob Sie mir das glauben oder nicht. Mein Vater ist alt und einsam und verbittert. Er will niemanden mehr sehen. Eigentlich ist er gestorben, als meine Mutter starb. Das bisschen Leben, das er noch hat, wird schnell vergehen. Ich gehe jede Wette ein, dass mein Vater mit niemandem über diese Geschichte geredet hat. Weil sie ihn nämlich furchtbar schmerzt. Verstehen Sie das? Und meine Mutter ist darüber gestorben.«
    »Es ist eine Scheißgeschichte«, sagte Dehner. »Ich weiß das. Jedenfalls muss ich Sie warnen. Für den Fall, dass jemand von ganz weit hinten kommt und behauptet, Sie hätten als Informant eines Geheimdienstes gearbeitet.«
    »Ja, und? Ich habe keine zwei Sekunden wirklich für euch gearbeitet, ich habe nur ein paarmal etwas erfahren und weitergeleitet. Das waren doch nur Peanuts, es war nur Kleingeld, das ich von euch dafür bekommen habe. Das dürfte kaum ins Gewicht fallen.«
    »Aber die Fakten waren immer ungeheuer wichtig für uns«, sagte Dehner. Er sah, wie Atze sich für Sekunden wieder aufrichtig freute, und er war zufrieden. »Ich bin nur hier, um Sie zu bitten, uns sofort zu benachrichtigen, wenn irgendjemand sich an Sie wendet und die alte Geschichte kennt. Werden Sie das tun?«
    »Das mache ich.« Atze nickte. »Aber kein Mensch geht an meinen Vater heran!«
    »Wir bestimmt nicht!«, sagte Dehner. »Ich habe Sie übrigens gestern hier beim Essen gesehen. Mit einer ungewöhnlich schönen Frau. Wer war denn das?«
    »Sie haben mich gesehen? Hier? Gestern? Dann reden Sie von Kiri.« Er lächelte leicht. »Auch so ein verrücktes Huhn.«
    »Ein verrücktes Huhn in Tripolis? Erzählen Sie mal!«
    »Ich weiß nicht, ob ihr das recht wäre«, wehrte Atze ab. »Aber es stimmt wirklich: Kiri ist ein verrücktes Huhn. Und sie ist gestern mit dem letzten Flieger raus. Ich würde zu gern wissen, wo sie jetzt steckt. Es ist unglaublich, wo sich diese Frau so herumtreibt.«
    »Bettgeschichten interessieren mich auch nicht«, stellte Dehner fest.
    Atze sah ihn mit großen Augen an. »Bettgeschichten? Mit Kiri? Ach, du lieber Gott, Sie haben ja keine Ahnung, was Sie da sagen. Kiri und Bettgeschichten?«
    »Ich meine ja nur«, sagte Dehner entschuldigend. »Wie heißt sie wirklich?«
    »Weiß der Kuckuck. Kiri soll ein japanischer Name sein. Weiß ich aber nicht. Es ist jetzt ein paar Jahre her, da war die große Flut in Pakistan. Erinnern Sie sich? Da tauchte sie auf.«
    »Ist sie eine Konkurrentin von Ihnen?«, fragte Dehner.
    »Nein. Sie hat mir damals nur ein paar Tage geholfen, und sie hat sich verdammt gut angestellt. Sie ist wirklich kein guter Kaufmann. Aber als Manager, da taugt sie was. Und wenn es um die eigene Bezahlung geht, ist sie auch gut.« Er lachte, es klang seltsam krächzend.
    »Was managt sie denn?«
    Atze grinste. »In erster Linie sich selbst, würde ich mal sagen.«
    »Und wo kommt sie her? Ich meine, aus welchem Land?«
    »Braunschweig, Niedersachsen, glaube ich. Jedenfalls hat sie das mal erwähnt. Sie zieht um die Welt, genau wie ich.«
    »Hat sie denn ein Geschäft?« Dehner sah Atze an, als wäre seine Neugier etwas Anrüchiges. Er setzte hinzu: »Na, ja, man hat ja als Mann selten so was Nettes am Tisch sitzen. Ich habe gestern gedacht: Sieh mal an, der Arthur Schlauf! Hat sich für die Nacht versorgt!«
    Atze lachte. »Ja, ja, kann ich verstehen. Ist aber nicht so. Ich habe manchmal schon gedacht, ob sie vielleicht lesbisch ist. Aber dann war da noch diese Geschichte mit Ole Bauer, und seitdem weiß ich nicht mehr so recht, was ich denken soll.«
    »Und wer ist Ole Bauer?«
    »Ole

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