Die Grenzgängerin: Roman (German Edition)
zusammen mit Gillian beim Chef in der Charité. Aber wir können mit der Entscheidung auch bis heute Abend warten. Sonst noch etwas?«
»Ja. Krause hat festgestellt, dass diese merkwürdige weibliche Person namens Madeleine Wagner und Jongen Truud, der gegenwärtig C4 in Albanien herstellt, sich wahrscheinlich kennen. Da gibt es einen möglichen Schnittpunkt zwischen den beiden. Aus den Unterlagen der CIA geht hervor, dass vor anderthalb Jahren zwei Beamte der amerikanischen Drogenbekämpfungsbehörde DEA in Afghanistan getötet wurden. Zu diesem Zeitpunkt war Jongen Truud tatsächlich vorübergehend in Afghanistan. Was er dort genau machte, ist allerdings nicht bekannt. Dass gleichzeitig auch Madeleine Wagner dort war, können wir momentan nur vermuten.«
»Wie könnten wir denn das in Afghanistan klären? So eine Frau würde doch unter allen Umständen auffallen. Hast du mal die Fotos gesehen, die Thomas Dehner gemacht hat?« Esser wirkte nervös und beinahe getrieben.
»Ja, habe ich. Eindrucksvolle Person«, sagte Goldhändchen. »Wir könnten uns an Kah heranmachen. Der Knabe ist zwar verdammt teuer, dafür aber sehr genau.«
»Was wird er kosten?«
»Ich nehme an, tausend Dollar am Tag.«
»Wo sind die beiden Morde passiert?«
»In einem winzigen Nest südlich von Kabul, ungefähr sieben Kilometer von der Hauptstadt entfernt. Die beiden Agenten wurden in derselben Nacht getötet. Sie wohnten in zwei alten, baufälligen Häusern und hatten offiziell nichts miteinander zu tun, kannten sich gar nicht. Das gehörte zu ihrem Auftrag, das war ihre Deckung. Jemand muss also gewusst haben, was sie dort wollten, dass sie zusammengehörten und dass sie amerikanische Drogenagenten waren.«
»Sprich mit Kah, erklär ihm, was wir wollen. Garantiere ihm dreitausend, und er soll sich beeilen.«
»Okay, mein Lieber. Du bist jetzt der Boss, und ich beneide dich nicht um den Job. Wir werden bald entscheiden müssen, ob wir eine Massenmörderin suchen, die eintausend Kilogramm C4 nach Deutschland gebracht hat.«
SECHZEHNTES KAPITEL
»Auf der Intensivstation wollten sie mich nicht mehr. Ich denke, dass ich morgen wieder nach Hause gehen kann«, sagte Krause leise und versuchte ein Lächeln. »Die haben hier ja nicht mal genug Stühle!« Sie hatten ihn, wohl wegen seiner Wichtigkeit und vielen Titel, in ein Einzelzimmer gelegt, obwohl niemand wissen konnte, was er wirklich machte.
Sein Gesicht war teigig grau mit sehr müden Augen. Neben seinem Bett stand ein Infusionsständer, aus dessen Flasche eine wasserklare Lösung durch eine Kanüle in ihn hineintropfte.
Es gab ein winziges, rundes Tischchen mit zwei kleinen Sesseln. Auf einem davon hockte Wally wie eine angriffslustige Nebelkrähe.
Svenja und Gillian standen verunsichert und mit vor der Brust verschränkten Armen neben seinem Bett. Sie waren über alle Maßen verwirrt, weil sie nicht im Traum damit gerechnet hatten, ihren Chef jemals in einem Krankenhausbett zu erleben. Wally hatte gesagt, dieser maßlose Mann sei ein gewaltiger Dickkopf und zeige keinerlei Einsicht in die Tatsache, dass er mit seiner Gesundheit unverantwortlich umgegangen sei. Und es sei weiter mehr als unverantwortlich von diesem Dienst, die Mitarbeiter dermaßen rücksichtslos auszubeuten.
Svenja und Gillian hatten beipflichtend genickt.
»Wie geht es euch denn so?«, fragte Krause väterlich.
»Eigentlich ganz gut«, antwortete Gillian.
Svenja sagte: »Na ja, Sie fehlen schon sehr.«
Krause hob seinen rechten dicken Zeigefinger und erklärte: »Ich denke, wir sollten diese Frau ernst nehmen.«
Gillian war so verblüfft, dass sie fragte: »Welche Frau denn?«
»Diese Type, die da neuerdings im Dunstkreis von Atze aufgetaucht ist«, antwortete Svenja.
»Nun hört doch endlich mit dem Dienst auf!«, forderte Wally. »Es muss doch irgendwann mal Schluss sein damit.«
»Tja, Ihre Frau hat recht, und wir müssen leider auch schon wieder gehen«, sagte Svenja.
Als sie kurz darauf neben Gillian den endlosen Krankenhausflur entlangging, sagte sie: »Er wird sich einen Laptop ins Bett holen und die ganze Sache aus der Klinik heraus regeln.«
»Es würde mich nicht wundern, wenn er spätestens übermorgen wieder im Dienst auftaucht«, sagte Gillian.
Sowinski, Esser und Goldhändchen hatten sich versammelt, um Thomas Dehner zuzuhören, der die Unterlagen der CIA gesichtet und ausgewertet hatte.
»Ich lasse erst einmal die Fotos rumgehen, damit Sie sich ein Bild von der hohen Energie machen
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