Die groeßten Faelschungen der Geschichte
dieser Urkunde.
Im Jahre 1433 wies der deutsche Theologe und Philosoph Nikolaus von Kues nach, dass die Schenkung eine Fälschung ist, und im Jahre 1440 der italienische Humanist Lorenzo Valla. Valla argumentierte mit sprachlichen Auffälligkeiten: In dieser Urkunde wurde ein Latein benutzt, das im 4. Jahrhundert n. Chr. nicht gesprochen oder geschrieben worden war. Weiter wurde in dieser Urkunde Konstantinopel genannt, obwohl die Stadt zum Zeitpunkt der angeblichen Entstehung der Urkunde noch nicht so hieß.
Im 19. Jahrhundert wies der katholische (!) Gelehrte Ignaz Döllinger nach, dass es sich auch nicht um eine Übersetzung einer ursprünglich griechischen Fassung handeln könne – wie schließlich argumentiert worden war – und dass man es also ganz unzweifelhaft mit einer Fälschung zu tun habe.
Im 19. Jahrhundert gab der Vatikan hoch offiziell zu, dass es sich bei der Konstantinischen Schenkung um eine Fälschung handelt.
Es dauerte also mehr als ein ganzes Jahrtausend (!), bevor der Betrug zugegeben und die Tatsache der Fälschung von allen Seiten eingestanden wurde.
Und so weiß man heute mit absoluter Sicherheit, dass mit dieser Urkunde lediglich Territorium erschwindelt und ein Machtanspruch zementiert werden sollte. Das Papsttum sollte unendlich erhöht werden. Päpste und Christen hatten gelogen, dass sich noch heute die „Kirchtürm’ von Köln möcht’ biegen“ – wie man es einst volkstümlich so schön ausdrückte. Sie hatten die Geschichte gefälscht.
WAS IN WAHRHEIT PASSIERTE
Wie gesagt, ging mehr als ein Jahrtausend ins Land, bis die Tatsache der Fälschung offiziell zugegeben wurde, wenn auch einige helle Geister sich bereits früher nicht an der Nase hatten herumführen lassen. Aber im Allgemeinen hielt man die Konstantinische Schenkung durchaus für echt – mit beträchtlichen Folgen!
Unverfroren nutzten die Päpste die aus den Fingern gesogene, vielleicht von Johannes dem Stummelfingerigen gefälschte Urkunde, um ab dem 8./9. Jahrhundert territoriale Ansprüche durchzusetzen und auf das Primat, die Überlegenheit des Papsttums, hinzuweisen.
Auch beim Streit zwischen der byzantinischen und der römischen Kirche (im 11. Jahrhundert) leistete das gefälschte Dokument gute Dienste. Es wurde dem byzantinischen Patriarchen vorgelegt, um ihn zu demütigen und in die zweite Reihe zu stellen. Ungeschminkt gesagt: Der Papst in Rom wollte das Christentum im Osten unter seine Knute zwingen. Der Streit eskalierte und endete damit, dass man sich wechselseitig heftig verfluchte.
Die dramatischsten Auswirkungen hatte diese gefälschte Urkunde freilich, als sie während des Streites zwischen den deutschen Kaisern und den römischen Päpsten hervorgekramt und ständig zitiert wurde. Buchstäblich jahrhundertelang balgten sich Kaiser und Papst um die mentale, geistige und juristische Vorherrschaft in Italien und Deutschland – was mit Hunderttausenden von Toten zu Buche schlug. Wir
wollen nicht alle Schicksale der deutschen Kaiser an dieser Stelle wiederholen (Heinrich IV., Heinrich V., Friedrich II. und so fort), aber sie alle litten wie die Hunde unter diesem gefälschten Dokument und den unglaublichen Ansprüchen, die dort frech aufgestellt worden waren; und mit ihnen viele Völker.
Selbst französische und englische Könige gerieten mit den Päpsten aneinander, denn die Päpste beanspruchten aufgrund dieses Dokumentes, schier über die ganze Welt zu regieren. Auch hier gab es Kriege und Tote.
Der Schaden, der durch ein einziges gefälschtes Dokument entstehen kann, ist beträchtlich!
Lange Zeit wurde also an die Echtheit der Konstantinischen Schenkung wortwörtlich geglaubt, trotz einiger warnender Stimmen. Allerdings riskierte man Kopf und Kragen, wenn man sich skeptisch äußerte, den Bannstrahl allemal, und wenn man Pech hatte, sogar den Tod als Ketzer. Das aber führt uns zu einem Thema, das weit gewaltiger ist als diese eine Fälschung! Es führt uns zu einer Erkenntnis, die noch heute allenfalls vorsichtig und nur hinter vorgehaltener Hand weitergegeben wird. Packen wir endlich aus!
DIE FÄLSCHERINDUSTRIE
Bis heute wird nicht in völliger Offenheit gesagt, dass die sogenannte Konstantinische Schenkung, die ja speziell in Historiker-Zirkeln bekannt ist, nur die Spitze des Eisbergs darstellt. Die volle Wahrheit ist, dass in Priesterkreisen generell gefälscht wurde, dass es einem noch heute die Sprache verschlägt. Mönche, Priester, Bischöfe und päpstliche Kanzleien fälschten
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