Die grosse Fahrt der Sable Keech
hydraulischen Anlagen und Motoren des Ruders, wo Bloc zuvor schon seinen Vortrag vor Gruppen von Passagieren gehalten hatte. Es war dunkel, bis Aesop ein Pad neben der Tür berührte, woraufhin Sternlampen überall an einer niedrigen Decke aufleuchteten und den Saal zeigten, der sich über Hunderte von Metern von Back- bis Steuerbord erstreckte. Aesop hatte keine Ahnung, welchem Zweck der Saal eigentlich diente, aber man fand viele solcher Räume an Bord. Vielleicht sollte hier gefeiert werden, nachdem sie den Kleinen Flint erreicht hatten – obwohl die Bars und Restaurants ein gutes Stück über ihm dafür besser geeignet waren. Aesop griff in die Tasche, holte eine Aerosoldose hervor und machte sich an die Arbeit, als besprühte er die Wand mit unsichtbaren Graffiti.
»Mach mal Tempo!«, kommandierte Bloc und übermittelte einen anstoßenden Impuls.
In weniger als zwanzig Minuten war Aesop wieder an der Tür. Während er Kurs auf den Bug nahm, besprühte er auf ganzer Länge die Korridorwand. Er widersetzte sich dem Befehl laufend, aber erfolglos – Bloc lockerte die Steuerung nicht im Mindesten. Aesop fragte sich, ob Bloc jemals die Bergung seines Memokristalls dulden würde. Wahrscheinlich nicht, da Aesops Verstand zu viele belastende Beweise enthielt. Er fragte sich, ob vernichtet zu werden sich ähnlich anfühlte wie der Tod. Zumindest würde es diesmal nicht mit Schmerzen verbunden sein, also nur die körperliche Vernichtung, dann … nichts. Weiter voraus: Etwas bewegte sich. Es hörte sich an, als durchsuchte jemand eine Werkzeugkiste aus Holz, obwohl es dafür etwas zu rhythmisch klang. Auf einmal krachte etwas, und dieses Geräusch näherte sich Aesop.
»Ich bin jetzt fertig!«, flehte er Bloc an.
Von dem anderen Reifi kam keine Reaktion. Über diese versklavende Verbindung spürte Aesop, wie Bloc Bones unmittelbar steuerte. Mit Bones’ Augen sah er, wie bewaffnete Kladiten durch einen Korridor auf einem der oberen Decks krochen. Aller Wahrscheinlichkeit nach das Aufräumkommando. Jetzt, wo Blocs Aufmerksamkeit einem anderen galt, konnte sich Aesop gegen die Steuerung wehren. Genau das versuchte er, er wollte den Finger von der Sprüh taste der Aerosoldose nehmen. Mit aller Anstrengung brach er bis zu Bloc durch, wurde von dort zurückgekoppelt und konnte den Druck des programmierten Befehls mindern. Er nahm den Finger von der Taste. Aber das reichte nicht, damit er überleben konnte. Er wehrte sich heftiger, wollte die Verbindung unterbrechen, aber es fühlte sich an, als versuchte er ein Kabel mit einem Brotmesser zu durchschneiden. Auf einmal bemerkte er, dass er nicht mehr weiterging – dass er einfach in dem Korridor stand und sich nach vorn hin anspannte.
»Bitte lassen Sie mich …«
Er riss die Hand nach vorn und ließ die Dose los, die über den Boden davonhüpfte, während im gleichen Moment eine klappernde Wolke aus Dunkelheit um eine Ecke weiter vorn kam. Aesop wünschte sich verzweifelt davonzulaufen. Er hob einen Fuß an und versuchte sich umzudrehen. Er würde um jeden Schritt kämpfen müssen, aber nicht mal das gelang ihm. In der Wand neben ihm klaffte eine Nische – die Gussform für eine Tür, die niemals hineingeschnitten worden war. Er legte schwankend und ruckhaft einen Schritt zurück und fiel hinein. Als er den Kopf drehte, donnerte etwas an ihm vorbei. Nur zu gern hätte Aesop erleichtert geseufzt, fand aber, dass er wohl Glück hatte und dazu gar nicht fähig war, denn dieses Ding hätte es gehört.
Janer saß in der Mannschaftsmesse und verfolgte, wie zwei Hooper an einem Tisch in der Nähe eingelegte Hammerschnecken verputzten. Die Überprüfung der Anlagen in den Tankräumen war abgeschlossen, sodass Janer sich vom Druck befreit fühlte und es für an der Zeit fand, sich dem Hauptgrund für sein Hiersein zuzuwenden.
Die Schwarmintelligenz hatte ihn bezahlt, damit er den Golemagenten einer anderen Schwarmintelligenz aufstöberte, die angeblich hier hinter Sprine her war. Er sollte diesen Golem »aufhalten«, obwohl die Tatsache, dass seine Schwarmintelligenz ihn mit einer perfekten Waffe zur Golemtötung versorgt hatte, schon andeutete, auf welche Weise das geschehen sollte. Janer hatte Vorbehalte, was das anbetraf, aber er war niemand, der Geld ablehnte, und dieses Unternehmen versprach eines zu werden, das womöglich seine immer wiederkehrende Langeweile in Schach hielt. Wie er es sah, würde er einen ernsthaften Versuch unternehmen, diesen Golem aufzuhalten,
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