Die grosse Fahrt der Sable Keech
ohne dabei auf die Waffe zurückzugreifen. Golems waren schließlich nicht dumm. Bei seiner Ankunft hier hatte Janer eingesehen, wie hoffnungslos seine Aufgabe war. Dass er sich Rons Unternehmen anschloss, war eine Reaktion darauf, und das Gleiche galt für seinen Versuch, dem Schwarm das Geld zurückzuzahlen. Die Intelligenz lehnte es ab und hoffte wohl, ihn damit zu überreden, dass er die Aufgabe weiter verfolgte. Jetzt war seine Schwarmverbindung jedoch abgeschaltet, und die Hornissen waren tot. Geschehen war das, während er sich in Gesellschaft von Isis Wade befand, eines recht undurchschaubaren Golems, und Jan er war überzeugt, dass Wade es war, den er hier finden sollte. Aber was jetzt?
Janer stand auf, trug den leeren Teller in die Kombüse und spülte ihn ab. Nun war es, wie er fand, an der Zeit, nach Informationen zu angeln. Soweit er in Erfahrung gebracht hatte, war Isis Wade dafür zuständig, einige der technisch komplexeren Systeme an Bord zu überwachen und in Gang zu halten – eine bestenfalls unproduktive Arbeit. Ihm schien wahrscheinlicher, dass der Golem es sich in der eigenen Kabine gemütlich machte, und so nahm Janer Kurs darauf.
Wades Kabine lag in der vorderen Sektion, zusammen mit den Unterkünften der Leute, die für die Aufsicht über die technisch komplexeren Anlagen an Bord zuständig waren. Als er endlich dort eintraf, knöpfte Janer die Jacke auf und klopfte an.
»Hast du was vor?«
Janer erstarrte und drehte sich dann langsam um. Wade stand direkt hinter ihm.
»Wir müssen miteinander reden.«
»Müssen wir das?« Wade ging an ihm vorbei, öffnete die Tür und duckte sich hindurch. Janer folgte ihm und fragte sich dabei, wo er anfangen sollte.
»Wo warst du?«, fragte er.
Wade setzte sich auf das Bett, während Janer die Tür schloss und sich mit dem Rücken daran lehnte. Irgendeine Form beinahe schmerzlicher Erheiterung jagte kurz über das Gesicht des Golems. Das war jedoch reine Emulation - Janer fand, dass er das nie vergessen durfte.
»Ich habe mir noch mal dieses U-Boot angesehen. Es war höchst interessant.«
»In welcher Hinsicht?«
Wade zuckte die Achseln. Verdammt, aber es war eine gute Emulation! »Es scheint, dass sich Lineworld auf schier jede Gelegenheit vorbereitet hat, etwas Profit zu machen, obwohl ihnen das jetzt natürlich gar nichts mehr einbringt.«
Janer unterdrückte seinen Ärger. »Profit?«
Wade starrte ihn rundheraus an. »Das U-Boot ist speziell dafür konstruiert, Blutegel zu fangen und ihnen die Gallengänge zu entnehmen. Zweifellos findet man irgendwo an Bord auch die nötigen Einrichtungen, um Sprine zu raffinieren.«
Janer spürte, wie er sich anspannte. Ging es also darum? War der Schwarmagent hergekommen, um diese Gelegenheit zu nutzen? Gewiss war ausgeschlossen, Sprine aus Olians Bank zu holen, aber sicher konnte doch jemand mit Wades Fähigkeiten die Substanz einfach von einem einfahrenden Schiff besorgen – sie sich aneignen, ehe sie überhaupt Olian erreichte?
»Bist du deshalb hier, Wade?«, fragte er.
»Sicherlich nicht. Ich bin hier, um das eine oder andere zu lernen und jemandem bestimmte Fakten mitzuteilen – um einen Kataklysmus zu verhindern.«
»Kannst du dich deutlicher ausdrücken?«
»Das kann ich, werde ich aber nicht«, entgegnete Wade.
»In Ordnung. Kannst du mir wenigstens die Frage beantworten, ob du der Agent einer alten Schwarmintelligenz bist?«
Wade stand abrupt auf, und Janer schob die Hand dichter an die versteckte Waffe heran. Er rechnete sich gegen Wade in dieser Lage keine großen Chancen aus – eigentlich in keiner Lage. Der Golem wandte ihm den Rücken zu, öffnete einen Schrank und holte einen langen Kasten heraus. Er legte ihn aufs Bett und öffnete ihn. Janer musterte die darin aufbewahrte Waffe und spürte, wie ihm der Mund trocken wurde. Sable Keech hatte früher so etwas mitgeführt. Es war ein APW-Karabiner. Feuer brannte innerhalb des gläsernen Schafts.
»Das warst du? Du hast auf diesen Kapuzler geschossen?«
Wade winkte ab. »Ja natürlich. Aber bleiben wir doch beim Thema. In gewisser Hinsicht bin ich der Agent, den du beschreibst.«
Janer packte den Griff der eigenen Waffe und rechnete damit, dass sich der Golem jetzt jeden Augenblick gegen ihn wandte. Aber selbst als Janer die Waffe schnell zog, rührte sich der Golem nicht.
»Wofür zum Teufel dient der Karabiner?«, fragte Janer.
»Ich könnte dich das Gleiche fragen.« Wade deutete mit dem Kopf auf die Pistole, die jetzt
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