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Die grosse Fahrt der Sable Keech

Die grosse Fahrt der Sable Keech

Titel: Die grosse Fahrt der Sable Keech Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Asher
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Tau dort ab und verlagerte es zu einer unverletzten Stelle, ehe sie das restliche Taustück wieder ausstreckte. Der Heirodont näherte sich ihr nun aufs Neue, ehe er unvermittelt abdrehte. Die Schnecke verspürte neue Angst; der Räuber hatte das Tau entdeckt. Nun nahm ein langes, schreckliches Duell seinen Anfang: Finte folgte auf Finte; Angriffe wurden abgewehrt, und der Heirodont wurde durch die tiefen Schnitte in seinem Schädel immer wütender. Aber die Schnecke lernte und erblickte bald eine Möglichkeit.
    Der fünfte Angriff, der von oben erfolgte, verlief weitgehend wie die vorangegangen. Das Tau schnitt unterhalb der Mandibel in den Körper des Heirodonten. Als er den Kopf schüttelte, schwenkte die Schnecke herum und sank neben dem Kopf herunter, nur dass sie diesmal mit den übrigen Tentakeln nach der harten Panzerbrust des Heirodonten griff. Das war dem Raubtiervöllig neu: Wellhornschnecken waren gewöhnlich bestrebt, ihm so rasch wie möglich zu entwischen, und nicht, sich an ihn zu klammern. Er beschleunigte und schlug mit dem Schwanz heftig hin und her; außerdem wälzte er sich herum und versuchte so, den unerwünschten Fahrgast loszuwerden. Mit aller Kraft in ihren Tentakeln zog sich die Schnecke über den Räuber und auf seinen Rücken. Hinter seinem Kopf packte sie zu und saugte sich fest. Jetzt geriet der Heirodont in Panik. Die Schnecke entrollte ein Ende des Taus, schleuderte es um den Hals des Angreifers und konnte es schließlich an der anderen Seite wieder packen. Erneut wickelte sie das Tauende fest um den Tentakel, spannte das Tau um den Hals des Raubtiers und zog heftig.
    Der Heirodont hörte auf einmal auf, sich zu schütteln, und nahm Kurs auf die Oberfläche. Hunderte Tonnen Heirodont plus viele Tonnen Wellhornschnecke stiegen in die Nacht auf. Der gewaltige Schwanz schlug eine Sekunde lang auf die Wogen ein, ehe die beiden zurück ins Meer platschten. Die Schnecke lockerte jedoch nicht ihren Griff.
    An Bord des Schiffs in nur wenigen hundert Metern Entfernung packte Kapitän Ambel die Reling der Treader, als die Welle zuschlug. Er war der älteste der Alten Kapitäne und glaubte schon alles gesehen zu haben, was dieser Ozean zu bieten hatte. »Leck mich kreuzweise!«, brummte er.
     
    Ein tiefes Dröhnen erschütterte das Schiff, und Janer stolperte zur Seite, als sich der Boden schräg legte, und hielt sich an einem Regal voller Dübel fest. Andere Gegenstände in dieser Wartungssektion, in die Ron sie auf die Suche nach zusätzlichen Waffen geführt hatte, stürzten zu Boden.
    »Das Ruder«, sagte Kapitän Ron. Er zog ein Funkgerät aus dem Gürtel und fragte: »Garl, was ist passiert?«
    Eine Stimme antwortete: »Haben gerade das Ruder verloren – es reagiert nicht mehr. Habe das Rad einmal komplett herumgedreht, und ich kriege hier alle möglichen roten Lichter.«
    »Sag Zephir, er soll die Segel reffen. Ich melde mich wieder.« Er steckte das Funkgerät in den Gürtel zurück und deutete mit dem Kopf nach vorn, wo bewaffnete Reifikationen eine Leiter von der Bilge heraufgeklettert kamen. Nach den Geräuschen zu urteilen, taten andere eine Leiter weiter vorn genau das Gleiche. »Sieht so aus, als liefe die Schlacht nicht allzu gut.« Er klopfte mit einem Knöchel auf die schwebende Drohne und fuhr fort: »Geh mal nachsehen, Dreizehn. Berichte mir, was da läuft.«
    Die Drohne schoss los und verschwand durch die Leiteröffnung. Kladiten, die jetzt die Wartungssektion erreicht hatten, drängten sich vorbei und nahmen dabei Kurs auf die Masttreppen. Janer drückte sich an einer Trennwand entlang, packte das Leitergeländer und zog sich herum, um einen Blick nach unten zu werfen. Blocs Leute kamen, von ganz unten kommend, einer hinter dem anderen heraufgestiegen. Er zog sich zurück, gab ihnen den Weg frei.
    »Was ist los?«, fragte Ron und packte sich einen eingeschrumpften Mann, der seinen Helm verloren hatte.
    Der Mann starrte ihn an, die Augen flache schwarze Fotorezeptoren, und sein Mund ging auf und zu. »Erjagt uns jetzt«, sagte er, und die Bewegung der Lippen stand dabei in keinerlei Beziehung zu den Worten.
    »Was habt ihr denn erwartet?«, fragte der Kapitän verwirrt.
    »Aesop«, sagte Janer und deutete auf die Leiter.
    Ron ließ den schwarzäugigen Reifi los, watete durch die Menge, packte Aesop am Genick und zerrte ihn von der Leiter.
    »Was ist da unten passiert?«, fragte Ron.
    Aesop zappelte, wollte seinen Weg fortsetzen, und gab keine Antwort. Dann erstarrte er.

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