Die grosse Fahrt der Sable Keech
Schiff unter ihnen versklavt waren. Erlin selbst konnte das Grauen dieser Lage einschätzen und war sich darüber im Klaren, dass etwas geschehen musste.
»Und der Rest der Vignette-Besatzung?«, fragte sie.
»Sie sind in einer Lagersektion eingeschlossen und werden von den Sklavenreglern schläfrig gehalten.«
»Und Vrell selbst?«
»Soweit ich erkennen konnte, arbeitet er derzeit im Drohnenfach. Ich bin ihm komplett ausgewichen – es war schwierig genug, die Sicherheitssysteme des Raumschiffs zu umgehen.«
Erlin nickte. »Warum wird nicht mehr geschossen?«
»Ich weiß nicht.«
»Dann frage den Hüter.«
Die Drohne hüpfte in der Luft, als wäre sie unentschlossen, und willigte dann ein: »Sehr gut.« Nur eine kurze Verzögerung trat ein, ehe sie sich erneut zu Wort meldete. Die Stimme klang jedoch anders. »Ah, Erlin, es scheint Ihnen nach Ihren zurückliegenden Abenteuern recht gut zu gehen.«
»Danke sehr, Hüter. Kannst du mich jetzt vielleicht über die aktuelle Lage auf den neuesten Stand bringen?«
Der Hüter antwortete, weiterhin über Dreizehn: »Vrost, der Prador, der die Gegend kürzlich in ein Kriegsgebiet verwandelt hat, verhält sich derzeit ruhig. Wie lange es dabei bleibt, kann nur gemutmaßt werden.«
»Und was sollen wir so lange tun?«
»Haben Sie zufällig religiöse Neigungen?«
»Nicht die geringsten.«
»Dann wäre jeder Vorschlag zu beten vergeudet. Ich informiere Sie, falls sich mir irgendeine Möglichkeit bietet, Sie aus dieser Falle zu holen.«
Das Licht in den Augen der Drohne leuchtete erst auf und wurde dann wieder schwächer, und sie ruckte, als sich der Hüter plötzlich zurückzog.
Erlin sagte zu Dreizehn: »Wade hat mir berichtet, dass wir ein U-Boot an Bord haben. Vielleicht können wir mit dessen Hilfe etwas organisieren, um wenigstens einen Teil der Vignette-Besatzung zu retten?«
»Der Rumpf von Vrells Schiff liegt nur drei Meter tief«, erklärte ihr die Drohne.
»Dann müssten Atemgeräte oder gute Lungen reichen.« Sie deutete auf die toten Tiere, die im Meer trieben. »Derzeit geht es da unten nicht sonderlich belebt zu. Sag Kapitän Ron, dass ich gleich zu ihm auf die Brücke komme. Ich bin sicher, dass wir uns etwas ausdenken können.«
Die Drohne wich ein Stück weit zurück, als dachte sie über Erlins Vorschläge nach. Erlin schniefte und rümpfte die Nase. Verwesungsgestank hatte sich ausgebreitet. Irgendwo in der Nähe befand sich ein virusinfizierter Reifi. Auf einmal drehte sich Dreizehn und brüllte: »Vorsicht!«
Knochige Finger schlossen sich um Erlins Hals und zerrten sie von der Reling zurück. Eine zweite skeletöse Hand breitete vor ihrem Gesicht die Finger aus, und Messerklingen fuhren aus den Fingerspitzen. Dann zuckte ein blendender rubinroter Blitz durch die Luft, und Erlin sah Dreizehn abstürzen, auf die Seite gekippt, während Dampf aus der Drohne strömte.
»Ja, gesellen wir uns zu Kapitän Ron auf die Brücke«, sagte Taylor Bloc aus dem Schatten heraus.
Aesop trat, einen Laserkarabiner umklammert, an die Reling und blickte ins Meer hinab.
»Zerbrechliche Hardware«, bemerkte er.
»Ja, das ist Polistechnik häufig«, pflichtete ihm Bloc bei, während seine hässliche Gestalt in Erlins Blickfeld trat, gefolgt von fünf seiner Kladiten.
Erlin sah sofort, dass sich Bloc nicht weiter um seine körperliche Verfassung gekümmert hatte. Sie wusste auch, was nötig war, um eine Polisdrohne wie Dreizehn abzuschießen. Sie hielt zu beiden Themen den Mund.
In weitem Umfeld bewegten sich nur wenige Kreaturen. Die Unterwasserschockwellen hatten Blutegel, Prill und Gleißer zerrissen; EM-Impulse hatten die Sinne anderer Bewohner des Meeresgrundes gestört; und Infra- und Ultraschallwaffen hatten den Rest geschafft. Allerdings fuhr direkt neben zwei abgeschossenen Pradordrohnen ein silbriges Auge auf einem Stängel vom sich setzenden Schlamm empor.
Obwohl Chamäleonware von jeher der Tarnmechanismus war, den die Polis bevorzugte, hatte Vrell, nachdem er die eigene Drohne mit solcher Tech ausgestattet hatte, von den Pradorangreifern nicht weniger erwartet und deshalb eine Abwehr dagegen entwickelt. Und tatsächlich verwendeten die angreifenden Drohnen und gepanzerten Prador Chamäleonware, was Sniper überraschte, während Vrell die, Ware lange genug mit EM-Impulsen störte, um jedweden Angreifer zu entdecken und zu zerstören – und da die, Ware in einem Medium wie Wasser im Grunde nicht effektiv war, konnten sich Vrells Torpedos
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