Die grosse Fahrt der Sable Keech
grünliches Licht. Forlam, der auf einem der drei Stühle an Janers Tisch saß, hatte den gierigen Blick nicht mehr von dieser Plattform abgewandt, seit sie eingetroffen waren. Der dritte Platz war leer, aber der große Zinnkrug davor mit dem eingravierten Namen »Ron« reichte, um alle Hooper der Umgebung auf Distanz zu halten. Janer dachte an ein Gespräch mit Keech zurück, das er auf genau dieser Straße geführt hatte: »Er ist, vermute ich, ein Alter Kapitän und verdankt seine Autorität allein der schlichten Tatsache, dass er einem die Arme ausreißen könnte.« Janer war Kapitän Ron damals gerade zum ersten Mal begegnet.
»Ich wusste gar nicht, dass man hier so was macht«, sagte Janer im Plauderton.
Es war die Schwarmintelligenz, die reagierte: »Das sollte ursprünglich mit Kapitän Ambel geschehen.«
Forlam sagte nichts und starrte nur weiter zur Plattform.
Janer nickte. Natürlich: Hätte die Zusammenkunft der Alten Kapitäne Ambel für schuldig befunden, hätte das sein Todesurteil bedeutet, wenn es auch auf andere Weise vollstreckt worden wäre. Janer blickte auf, als sich die Menge teilte und Ron zurückkehrte, um sich wieder zu setzen.
»Was ist los?«, fragte Forlam und leckte sich die Lippen.
Ron musterte ihn. »Zwei Burschen von der Vignette; sie haben einem anderen Besatzungsmitglied Sprine in den Tee geschüttet, nachdem sie sich mit ihm um Geld gestritten hatten. Kann nicht behaupten, dass ich überrascht wäre. Die Zusammenkunft hat sie dazu verurteilt, das gleiche Ende zu erleiden.«
»Zusammenkunft?« Janer blickte sich forschend um. »Wo sind die übrigen Alten Kapitäne?«
Ron blickte ihn an. »Scheint, dass auch wir hier ins technische Zeitalter eingetreten sind. Weiß nicht recht, ob mir das gefällt.«
Die Schwarmintelligenz mischte sich mit den Worten ein: »Sämtliche Kapitäne benutzen inzwischen holografische Konferenzschaltungen für eine Zusammenkunft. Sie treffen sich nur noch dann körperlich, wenn das Thema wirklich ernst ist. «
Wie ernst war »wirklich ernst?, fragte sich Janer.
»Warum bist du nicht überrascht?«, fragte er laut.
»Die Vignette ist ein übles Schiff, und Kapitän Orbus …« Ron verstummte, und peinliche Stille griff um sich.
Die drei wandten sich wieder der Plattform zu, als der erste Hoopermatrose hinaufgezerrt wurde und sich dabei die ganze Zeit wehrte, ungeachtet des Keramalbandes, das ihn umwickelte und an dem wiederum die Handschellen befestigt waren. Der Mann war nackt, und nach seinem Äußeren zu urteilen schätzte Janer ihn als einen Hooper von etwa hundertfünfzig Jahren ein. Die anderen, die mit ihm rangen, führten eine Kette von dem Keramalband zu einem der beiden schweren Eisenpfeiler, die aus der Plattform aufragten.
»Verfluchte Mistkerle!«, brüllte der Mann. »Er war ein quiekendes, schwächliches Schlabberarschloch!« Nachdem die anderen ihn losgelassen hatten, zerrte er an der Kette und blickte finster in die Runde.
Der zweite Mann stieg ruhig auf die Plattform. Sein Gesicht verriet Spuren jener Verrücktheit, die Janer erst kürzlich in Forlams Miene entdeckt hatte. Der Mann blieb fügsam stehen, als man ihn am Pfeiler ankettete. Als die Plattform wieder frei war, von den beiden Delinquenten abgesehen, stieg ein Alter Kapitän hinauf und wandte dem schimpfenden Hooper den Rücken zu.
»Orbus«, brummte Ron. »Damit bleiben uns immerhin ausufernde Reden erspart.«
»Nun, ihr alle kennt die Entscheidung«, erklärte Kapitän Orbus, »und es ist meine Aufgabe, mich mit meinen Schiffsgefährten zu befassen.«
Er zog sich Schutzhandschuhe an, zog einen Dolch aus der Scheide am breiten Gürtel und betrachtete forschend die Klinge. Ehe der Hooper hinter ihm reagieren konnte, wandte sich Orbus schnell um und stieß ihm den Dolch in die Eingeweide, zog ihn wieder heraus und trat einen Schritt weit zurück. Der Verurteilte verzog das Gesicht, blutete aber nicht.
»Sprine an der Klinge«, erklärte Forlam Janer überflüssigerweise. Janer war klar, dass es so sein musste. Einen Hooper mit einer sauberen Klinge zu stechen hätte ihn nicht umgebracht, sondern nur verärgert.
Orbus steckte den Dolch in die Scheide zurück und bewegte ihn darin kurz auf und ab, ehe er ihn erneut zur Inspektion herauszog. Der zweite Hooper blickte gerade seinen Gefährten an, da fuhr der Dolch mit frischem Sprine aus der Scheide in ihn hinein. Er machte hmpf und drehte sich mit einer Miene gekränkter Anklage zu Orbus um.
»Du hättest mich
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