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Die grosse Fahrt der Sable Keech

Die grosse Fahrt der Sable Keech

Titel: Die grosse Fahrt der Sable Keech Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Asher
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Vrell hatte eine Menge erreicht, aber nach wie vor musste etliches getan werden. Er musste schneller arbeiten, oder ihm ging die Nahrung aus, lange bevor er endlich am Ziel war.
    Früher war für ihn rätselhaft, warum Ebulan ungeachtet der damit verbundenen Gefahren bei einem alten Kapitän namens Drum nur einen Spinnenregler verwendet hatte, statt den Mann völlig zu entkernen. Jetzt war Vrell die Sache klar. Die volle Entkernung entfernte auch noch den letzten Rest der ursprünglichen Intelligenz des Körpers, wobei entscheidend war, dass damit auch jener Teil der Intelligenz entfiel, den man als ›Selbsteinschätzung‹ bezeichnen konnte. Um vollständig entkernte Menschen wie die beiden da unten zu steuern, brauchte man viel Übung, denn der gelenkte Körper hatte keinerlei instinktives Verständnis mehr von so simplen Dingen wie der eigenen Armlänge, davon, wie weit ihn ein einzelner Schritt trug oder wie fest er einen Gegenstand packen musste, um ihn festzuhalten, und so weiter. Er spürte auch keinen Schmerz mehr, reagierte nicht mehr darauf. Deshalb hatte Vrell lange gebraucht, um diese beiden Leermenschen steuern zu lernen, und noch immer gingen sie unbeholfen zu Werk und beschädigten sich fortwährend.
    Sobald er sich wieder vollständig mit dem Schiffssystem verknüpft hatte, suchte Vrell nach weiterem Werkzeug. Er entdeckte ein paar kleine vierbeinige Roboter, die eigentlich als Spione an Land vorgesehen waren, und setzte sie ein, um die Verseuchung zu beseitigen, die von einem zersplitterten Keramikmeiler ausging. An Bord fand man nur wenige ähnliche Maschinen, und Vrell verfluchte die Paranoia, die die Prador so lange davon abgehalten hatte, KIs und andere selbstlenkende Maschinen zu nutzen. Als er sich nun daran erinnerte, wie er an Bord gekommen war, wandte er sich dem Drohnenlager zu und fand dort einen Artgenossen.
    »Wir bringen die alte Drohne um!«, sagte das blitzgefrostete und eingelagerte Gehirn eines heranwachsenden Pradors – das immer noch frühere Instruktionen Ebulans abspulte.
    Vrell betrachtete die Diagnoseergebnisse und blickte forschend durch Sonarkameras ins Drohnenlager. Ebulan hatte das Gehirn als Reserveaufzeichnung für die mobilen Kriegsdrohnen benutzt, damit neue Drohnen von den Erfahrungen ihrer Vorgänger profitieren konnten. Das Gehirn lag hinter einem Panzerschott und war von seiner Gruppe abgekoppelt, wahrscheinlich um zu vermeiden, dass jemand das Schiff anhand der Signale aufspürte. In Vrell regte sich die Neugier: Was war das für eine alte Drohne, die dieses Gehirn umbringen wollte? Und vor allem: Was hatte die übrigen Drohnen vernichtet? Konnte es dasselbe Ding gewesen sein, das auch das Schiff abgeschossen hatte?
    Vrell bemühte sich, aus dem Schiffsdatenspeicher so viel wie möglich zu erfahren, aber Rückkopplungsschäden hatten dort klaffende Lücken hinterlassen, und andere Lücken gingen auf Vrell selbst zurück; sie entstanden zwangsläufig, als er die fremden Programme ausmerzte, die im System zurückgeblieben waren, nachdem der Hüter mit ihrer Hilfe die Leermenschen Ebulans auf diesen gehetzt hatte. Mit Bestimmtheit wusste Vrell nur, dass etwas das Schiff durchschlagen hatte, als Vater durch diesen Übernahmeversuch abgelenkt war. Jetzt nahm Vrell Zugriff auf den Speicher der Kontrolldrohne und fand dort Teilantworten auf seine Fragen. Er verfolgte, wie eine uralte ECS-Kriegsdrohne eine von Ebulans Drohnen nach der anderen überlistete und zerstörte.
    »Vater«, sagte der Drohnenverstand.
    Vrell ignorierte ihn. Das Pubertärhirn, das jetzt von den Schiffssystemen gesteuert wurde statt von Ebulans Pheromonen, konnte ja nicht wissen, dass es nicht der alte Prador war, der gerade seine Erinnerungen durchstöberte. Vrell war immer noch neugierig darauf, was dieses Schiff erwischt hatte. Sein Leben hing vielleicht von dieser Information ab. Das, was er als Nächstes zu tun beschloss, brachte ein Risiko mit sich, aber kein allzu ernstes. Er prüfte den Systemspeicher und erfuhr, dass nach wie vor einige der sekundären Emitter seines Vaters draußen im Ozean waren, und viele davon mussten die letzten Speicher-Downloads der verbliebenen Drohnen erhalten haben. Mühselig entschlüsselte er nun die Programmfallen, damit er die Verbindungen nach draußen wiederherstellen konnte. Als er einige Tage später damit fertig wurde, bauten sich die Subraumverbindungen in Mikrosekunden auf, und in weiteren Mikrosekunden flossen Speicherdaten ins Reservegehirn

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