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Die grosse Fahrt der Sable Keech

Die grosse Fahrt der Sable Keech

Titel: Die grosse Fahrt der Sable Keech Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Asher
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zurück.
    »Nicht Vater«, sagte der Heranwachsende, der jetzt von Ebulans Tod erfahren hatte, noch ehe Vrell damit fertig wurde, die Speicherdaten auszuwerten.
    Vrell sah, wie die letzte der Kriegsdrohnen, schwer beschädigt von der ECS-Drohne, hoch in den Himmel getragen und dann heftig wieder mit in die Tiefe gerissen wurde, bis die alte ECS-Drohne mit ihr Ebulans Schiff durchstanzte. So simpel und effektiv war der Angriff verlaufen. In gewisser Weise war Vrell darüber erleichtert, denn er hatte irgendeinen machtvollen Schlag aus den Waffen des Hüters erwartet.
    »Du bist nicht Vater«, sagte der Heranwachsende.
    »Gehorche mir!«, verlangte Vrell und verstärkte den Befehl durch die Schiffssysteme.
    »Wir bringen die alte Drohne um.«
    Während Vrell das Gehirn von den sekundären Emittern trennte, glaubte er eher nicht daran. Die übrigen Drohnen waren dieser Aufgabe nicht gewachsen gewesen, und ohnehin hatte sich die alte Drohne bei diesem letzten Angriff selbst vernichtet. Vrell erkannte glasklar, worin das Problem bestanden hatte: nicht in den Waffen oder der Panzerung, sondern dem lenkenden Verstand. Diese gewiefte alte ECS-Drohne war an Feuerkraft weit unterlegen gewesen und hatte doch jedes Scharmützel gewonnen. Vrell selbst sah deutlich, dass die Pradordrohnen viel zu direkt gewesen waren und blind für die taktische Varianz in den Angriffen der ECS-Drohne. Mit seinen inzwischen erworbenen Kenntnissen wäre Vrell viel umsichtiger zu Werk gegangen, und aus diesem Grund öffnete er eine Programmierverbindung und machte sich daran, das Gehirn seines Geschwisters neu zu arrangieren und Erinnerungen und Gedankenstrukturen zu übertragen. Sobald er damit fertig war, trennte er das pubertäre Gehirn vom Schiff und öffnete das schützende Wandschott. Dann startete er die Pumpen, um das Lager vom Meerwasser zu befreien, ehe er sich auf die Suche nach dem benötigten Werkzeug machte.
     
    Zu einer Zeit, die er selbst nicht bestimmen konnte, wurde »Vrell« wach, eingezwängt ins Drohnenlager des väterlichen Schiffs. Er führte beinahe instinktiv einen Systemcheck durch und entdeckte sofort die Veränderungen an ihm, die vom Standard abwichen: zusätzliche Gravo-Einheiten, doppelte Panzerungsdicke und doppelte Energieversorgung, zusätzliche Polistechnik, die von den Prador gewöhnlich verschmäht wurde, und sogar Klauen. Er richtete eine Augengrube auf die andere Drohnenhülse und sah, dass sie ausgeschlachtet worden war, um ihn selbst mit einigen dieser Zusätze auszustatten, obgleich die Klauen völlig neu waren. Er war viel stärker als jede andere Drohne, die jemals von diesem Schiff aus gestartet war, aber das half auch nichts gegen die Flut bitteren Zorns, die ihn ausfüllte, denn er wusste sehr gut, dass er nur eine Kopie des ursprünglichen Vrells war, übertragen in den Verstand eines blitzgefrosteten Geschwisters. Und er war nicht fähig, dem echten Vrell ungehorsam zu sein, der schon lange in Ebulans Sanktum zurückgekehrt war.
     
    Im dunklen Laderaum der Treader sah sich Ambel die Ladeliste auf seinem Handflächenmonitor an. Dann musterte er die Kisten voller Flaschen mit intertoxversetztem Fruchtsaft, die Knoblauchknollen und Zwiebeln in ihren Netzen, die Packungen mit getrocknetem Protein und Gemüse, das in Salz eingelegte Schweinefleisch und die sonstigen Vorräte an kuppelgezüchteter Nahrung. Mit ein bisschen Sparsamkeit war hier genug gelagert, um ihn selbst und die Besatzung vor dem »Heimischwerden« im Verlauf der langen Fahrt zu schützen, die er plante. Allein eine dieser Saftflaschen hielt die Verwandlung für den größeren Teil einer Woche auf. Allerdings reichten die Lebensmittel alles in allem nicht. Er lauschte den Geräuschen an Deck, die ihm verrieten, dass die Mannschaft bereit war, schaltete den Bildschirm aus und ging zur Leiter.
    Nachdem er auf die Brücke der Treader gestiegen war, drehte sich Ambel um und betrachtete seine Leute. Wie befohlen, waren alle an Deck gekommen, und manche wirkten müde und gereizt, da man sie in ihrer Freizeit geweckt hatte. Nur vier Ältere gehörten dazu: Peck, Anne und inzwischen auch Süd auf dem Deck dort unten und Boris neben Ambel am Ruder. Juniormatrosen waren insgesamt acht dabei, und Sprout war unter ihnen noch der älteste. Vierzehn Mäuler mussten gestopft werden, das Segel mitgezählt.
    »Hört mal zu, Jungs!«, rief Ambel, und sobald er sicher war, dass er aller Ohr hatte, fuhr er fort: »Ihr alle habt die Insel gesehen und glaubt

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