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Die grosse Fahrt der Sable Keech

Die grosse Fahrt der Sable Keech

Titel: Die grosse Fahrt der Sable Keech Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Asher
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unter der Hörschwelle.
    Keine Antwort von der Schwarmintelligenz. Janer blickte auf die Schulterbox hinab und tippte einen Augenblick später mit dem Finger daran. Eine der beiden Hornissen darin kippte um. Janer nahm die Box herunter und drückte in eine Vertiefung an der Kante, um den Deckel zu öffnen. Er stieß beide Hornissen mit der Fingerspitze an. Beide waren tot. Er schloss die Box und steckte sie in die Tasche.
    »Der Tod deiner Hornissen dürfte die Komverbindung nicht trennen«, sagte er leise. Er hob die Hand, zog die Schwarmverbindung vom Ohrläppchen ab und steckte sie ebenfalls in die Tasche. »Ich denke, ich bin genau dort, wo du mich haben möchtest, aber es scheint, dass wir beide nicht die Einzigen sind, die das wissen.«
    Er ging Wade nach.
     
    Auf dem Planeten Schwarm spürte die uralte Schwarmintelligenz die sondierende Präsenz einer ihrer Schwestern, ignorierte sie aber, wohl wissend, dass die eigene allmählich fortschreitende Aufsplitterung sie für solche Untersuchungen anfällig machte. Die Spaltungen im eigenen Innern wurden immer schwieriger zu überbrücken oder zu heilen. Sie erkannte, dass ein früherer Aspekt ihrer selbst in einer ungeheuer undeutlichen und fernen Vergangenheit dergleichen schon einmal durchgemacht hatte. Es widerfuhr einer ihrer Schwestern auch vor gerade mal zehntausend Jahren erneut, und da dies während einer Eiszeit geschah, starben alle Fragmente der betroffenen Intelligenz außer einem. Dieses Restfragment hatte sich seither zu der neuen Intelligenz entwickelt - der jüngsten und zusammenhängendsten von allen und der naivsten. Derjenigen, die gerade einen Kontakt herzustellen versuchte.
    »Was tust du eigentlich?«, lautete die Essenz der Frage, die diese junge Intelligenz stellte, obwohl der Gedankenaustausch von Schwarmintelligenzen sich nicht leicht der Übersetzung in menschliche Worte fügte.
    Die alte Intelligenz kümmerte sich nicht darum, sondern dachte über die eigene Zukunft oder deren Fehlen nach.
    Und so pflanzten sich Schwarmintelligenzen fort: das Netz aus Schwärmen wurde groß und unüberschaubar und leitete die eigene Spaltung ein, wie es auch das darüber ausgebreitete Bewusstsein tat, und die Bewusstseinsunterteilungen lagen miteinander im Streit, während sie sich um Selbstdefinierung bemühten, um ein Ego. Früher musste die Intelligenz den Tod des Selbst akzeptieren, aber heute schien es, dass Menschen und ihre Technik Alternativen boten. Waren diese Alternativen jedoch real? Die Intelligenz, der es nur mit Mühe gelang, die eigene Ganzheit zu wahren, konnte sich nicht entscheiden.
    »Du hast meine Verbindung getrennt. (Was tust du eigentlich?) Warum hast du meine Verbindung getrennt? (Was tust du eigentlich).« Die jüngere Intelligenz wurde beharrlicher, drängte nachdrücklich durch die Lücken herein, die in der alten Intelligenz immer größer wurden.
    »Hör auf, dich einzumischen. Geh weg.«
    Aber die junge Intelligenz stellte weiter Fragen – und sondierte weiter. Die alte Intelligenz versuchte das Geplapper auszublenden, während sie sich von neuem der Innenschau zuwandte.
    Falls sie sich in Kristall übertrug, eine Memoaufzeichnung von sich anfertigte, bestand sie damit tatsächlich fort? Sogar die Menschen, die diese Technik entwickelt hatten, waren sich darüber nicht einig. Die Reifikationen stellten ein herausragendes Beispiel für diese Unschlüssigkeit dar. Nach ihrem Glauben war der Körper heilig, und ohne ihn gab es kein richtiges Leben. Sie behaupteten, ihr Kult wäre keine Religion, da sie weder an Seelen glaubten noch an ein Leben nach dem Tod, und doch war die Grundlage ihrer Vorstellungen nicht weniger irrational. Die Schwarmintelligenz wünschte sich sehnlichst zu leben, war jetzt aber wirklich innerlich gespalten: akzeptierte sowohl die Unausweichlichkeit des körperlichen Todes und wollte sich in Kristall übertragen, akzeptierte aber zugleich den Tod in keiner Form. Diese zweite Einstellung entsprang dem eher physischen Aspekt ihres Daseins und bildete ihre am stärksten gefühlsgeladene Seite. Die Realität hatte darauf nicht den geringsten Einfluss. Dieser Teil ihres Verstandes rebellierte gegen den Tod, wollte ihn niederwerfen und ins Vergessen stürzen. Er betrachtete ihn als ein Wesen, gegen das er kämpfen musste, eine Personifizierung wie der Sensenmann, mit deren Niederlage es kein Ende für das Leben mehr geben würde. Dieser Verstandesteil war verrückt, aber trotzdem zwang seine schiere

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