Die grosse Fahrt der Sable Keech
die Reling durchbrach. Dann riss sie ihn von der Harpune und steckte ihn zu Drooble in den Netzbeutel. Inzwischen reagierten weitere Besatzungsmitglieder: Einer feuerte mit einer alten Schrotflinte, und ein anderer erhöhte noch das Gefährdungsniveau für seine Kameraden durch Abpraller, während er aus einer antiken automatischen Waffe abzog.
Davy-bronte zog jetzt seinen Laser, bis ihm Silister panisch in den Arm fiel.
»Wir haben nur eine Chance!« Davy-bronte deutete auf das Tau des Bootskrans neben Silister. »Schneide auf mein Signal hin das da durch!«
Silister brauchte einen Augenblick lang, bis er kapierte, was sein Gefährte vorhatte. Er ließ Davy-brontes Arm los, zog sein Buschmesser und wandte sich dem Tau neben ihm zu.
»Jetzt!«, kommandierte Davy-bronte, zielte mit dem Laser und schoss.
Mit dem Buschmesser hackte Silister sein Tau durch. Davy-bronte brauchte für den Schnitt mit dem Laser länger, sodass das Rettungsboot in einem Winkel von fünfundvierzig Grad an der Bordwand hinab ins Meer sauste, wo der Bug zum Glück abprallte, statt unterzutauchen. Silister wurde über Bord geschleudert, kam wieder hoch, stieß sich den Kopf am Bootskiel und duckte sich dann an der Seite unter dem Boot hervor, wo Davy-bronte ihn wieder hereinzog. Glücklicherweise war alles so schnell passiert, dass kein Egel Gelegenheit fand zuzubeißen. Das Boot lag jetzt im Lee des Schiffes und war somit vor dem Sturm geschützt, der aus den Turbinen der Drohne peitschte.
»Da runter!«, drängte Davy-bronte den Freund und zog eine Plane über sie.
»Dieses Ding hat bestimmt Sensoren.«
»Dann hoffen wir, dass es sie nicht benutzt. Ich denke nicht, dass es jetzt hilfreich wäre, wenn wir losruderten.«
Sie versteckten sich unter der Plane, während die Kursbahnen ihres Bootes und der Vignette langsam auseinander liefen. Da stürzte der Hauptmast mit fürchterlichem Knacken und platschte nur wenige Meter vom Boot entfernt ins Meer. Ein paar Schlaufen der Takelage fingen das kleine Boot ein, sodass es in Schräglage geriet und ans Hauptschiff gebunden wurde.
Neben dem Tosen der Turbinen hielten das Schreien, Brüllen und Schießen an – und jetzt brannte dort oben auch etwas. Silister lauschte der metronomischen Regelmäßigkeit, mit der die Harpune feuerte; dann ließ der Lärm der Waffen nach. Nur die Turbinen und das Brüllen und Schreien setzten sich fort.
»Scheiße!«, schrie Davy-bronte.
Die Riesendrohne fuhr jetzt um das bedrängte Schiff herum und blies eine Gischtwolke vor sich her; die Kabeltasche war voll mit der strampelnden und schreienden Mannschaft der Vignette. Die Drohne glitt über das Ruderboot, und der Luftstoß der Turbinen drückte es tiefer ins Meer, sodass es beinahe vollief, aber die beiden Seeleute blieben mucksmäuschenstill liegen. Die Drohne spuckte etwas aus, das die Bordflanke des Mutterschiffs durchschlug und explodierte. Dann drehte sie sich auf die Seite, stürzte sich in die Wogen und nahm ihre Beute mit.
Silister warf die Plane ab, zückte das Buschmesser und schnippelte an der Takelage herum, die sie in die Tiefe zu zerren drohte. Davy-bronte legte gleich damit los, das Boot mit bloßen Händen auszuschöpfen.
»Keine Antischwerkraft – also wollte sie nicht, dass der Hüter sie entdeckte«, bemerkte Silister mit bebender Stimme, drehte sich um und half dem Freund beim Ausschöpfen.
Dampfwolken trübten ihre Sicht, als das Meer den Brand an Bord der Vignette löschte. Als die beiden Männer schließlich sicher waren, dass ihr eigenes Boot nicht sinken würde, war das Schiff untergegangen.
Ein eisengraues Seepferdchen mit Topasaugen entwand den gegabelten Schwanz von seinem Rastplatz auf einem Birnstockbaum, drehte sich und schwebte sachte durchs Laub. Im ersten Augenblick hatte SKI 13 sofort den Hüter kontaktieren und ihm alles berichten wollen, was sie gesehen hatte und was nach ihrer Auffassung hier geschehen war. Allerdings war Dreizehn inzwischen eine freie Drohne und stand nicht mehr unter dem Befehl, solche Dinge ihrem Vorgesetzten zu melden; außerdem hielt sie sich hier auf einem Außerpolisplaneten auf, wo keine rechtliche Verpflichtung bestand, Behörden über mögliche Schandtaten zu informieren. Die Drohne verspürte durchaus eine moralische Pflicht, Meldung zu machen, allerdings nicht aufgrund dessen, was einigen Reifikationen oder den Batianern widerfahren war. Die Erstgenannten waren auch nicht toter als zuvor schon, und für die Letzteren bildete der
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