Die grosse Fahrt der Sable Keech

Titel: Die grosse Fahrt der Sable Keech Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Asher

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fanden sie zum ersten Mal seit längerer Zeit Gelegenheit, sich offen zu unterhaken: allein hier im Rettungsboot, das horizontal am Bootskran neben der Schiffsflanke hing. Silister hatte einmal versucht, das Thema unter Deck anzusprechen, war aber schnell verstummt. Erst da wurde ihm klar, dass alle übrigen Hooper an Bord Schmerzen liebten. Sie waren alle viel älter als er und Davy-bronte, und alle hatten sie diesen glasigen Blick drauf.
    »Seid ihr zwei dort fertig?«, brüllte Orbus von seinem Stuhl auf der Brücke.
    »Fast, Käp’n!«, rief Davy-bronte.
    »Also braucht ihr keine kleine Motivation?«
    »Nein danke, Kapitän Orbus«, sagte Davy-bronte und warf Silister mit undeutbarer Miene einen Blick zu.
    Silister schluckte trocken und fragte sich, wie lange er seine Wut noch beherrschen konnte. Er fuhr mit den teerverschmierten Fingern an der Klinge des Buschmessers entlang, das er mit ins Rettungsboot genommen hatte. »Auf keinen Fall, auf gar keinen Fall wird er mich an diesen Scheißmast binden!« Aber noch während er das sagte, wusste er, dass er dieses Versprechen nicht einhalten konnte. Orbus und übrigens auch jedes andere Besatzungsmitglied hätte ihn zerbrechen können wie einen Zweig.
    Davy-bronte nickte und griff unters Hemd, um die Waffe, die er mitführte, aus dem Gürtel zu ziehen und andeutungsweise zu zeigen.
    »Verdammt!«, sagte Silister. »Woher hast du den?«
    »Hat mich alle meine Ersparnisse gekostet; außerdem musste ich bei Olians Bank einen Kredit aufnehmen, den ich noch für ein paar Jahre abzahlen muss.« Davy-bronte steckte den Quantenkaskadenlaser wieder zurück, sodass ihn niemand sehen konnte.
    Auf einmal spürte Silister Hoffnung. Vielleicht kamen sie ja doch heil aus der Sache heraus.
    »Oh, nicht du schon wieder. Verpiss dich!«, brüllte Orbus. Seine weiteren Worte gingen in lautem Tosen unter.
    Die beiden Juniorseefahrer blickten in einen Schwall Spritzwasser auf, der übers Schiff schwappte, als hätte eine Bö zugeschlagen. Ein abgeflachtes Ei von vier Metern Durchmesser stieg mit Hilfe seiner Turbinen aus dem Meer auf. Es bestand aus einem messingähnlichen Metall, überzogen mit den Spuren einer Hitzebehandlung; außerdem war es bedeckt von unkrautartigen Gewächsen und einem Ausschlag orangefarbener Rankenfußkrebse. Das Ding sah nach einem Flickwerk aus alten und neuen Elementen aus, denn Stücke aus glänzender Panzerung grenzten an alte trübe Flächen. Tief in dunklen Höhlen rings um das Ei glitzerten rote Lichter. Aus anderen Hohlräumen ragten die Läufe und Werferrohre diverser Waffen hervor.
    Davy-bronte packte Silister am Hemdrücken und zerrte ihn herab. Er hielt dem Freund die gewölbte Hand ans Ohr und zischte: »Auf keinen Fall ist das Ding aus der Polis!«
    »Ich habe gesagt: Verpiss dich!«, brüllte Orbus, der seine Position wahrte.
    »Ist er blind?«, fragte Silister.
    Das Ding drehte sich leicht, als sondierte es das Schiff auf ganzer Länge. Eine eckige Vertiefung in der Oberfläche weitete sich jetzt wie eine Kamerablende, und ein eckiges Rohr fuhr heraus. Die gewaltige Drohne stieg höher, und Silister sah, dass an ihrer Unterseite eine große Netztasche aus Kabeln hing. Er blickte zur Seite und sah, wie Davy-bronte den Griff seines QK-Lasers packte, hielt dies jedoch für eine sinnlose Geste. Diese Auffassung fand er bestätigt, als die Drohne zwei große glänzende Klauen entfaltete – offenkundig eine Neuausstattung – und dabei klauenförmige Vertiefungen in der Außenhülle zurückließ. Sie schwebte, nach wie vor Gischt aufpeitschend, zum Bug der Vignette und schwenkte dort ein, zermalmte die Reling und drückte das Schiff zur Seite. Sie strecke eine Klaue aus, schnippelte den Fockmast ab, pflückte Drooble mit der anderen Klaue vom Stumpf und warf ihn in den Netzbeutel. Ein Schatten breitete sich über dem Schiff aus – das Segel ließ die Mannschaft im Stich. Etwas jaulte und drehte sich. Eine schwarze Linie zuckte von der Drohne aus nach oben. Ein Blitz erschien, begleitet von einer dumpfen Detonation, und Segelstücke regneten aufs Deck.
    »Verpiss dich von meinem Scheißschiff!«, brüllte Orbus und legte mit seinem Impulsgewehr los.
    Das eckige Rohr fuhr noch weiter aus der Drohne und spuckte etwas aus, das eine Leine nachzog. Von seiner Position hinter Orbus aus sah Silister, wie eine Harpune den Kapitän glatt durchschlug und dann vier Widerhaken ausfuhr. Die Riesendrohne zog den brüllenden Kapitän heftig ein, sodass er dabei