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Die große Flut

Die große Flut

Titel: Die große Flut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madeleine L'Engle
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Vereinigten Staaten«, stellte Dennys wie im Reflex richtig. Dann erst wurde ihm bewußt, was Yalith eben gesagt hatte. »Wo ist mein Bruder?«
    »Oh, der Riese kommt zu sich!« rief Yalith erfreut, und leise fügte sie hinzu: »Er ist im Zelt meines Großvaters. Lamech und Higgaion sorgen für ihn. Auch er hat die Sonnenkrankheit, aber nicht so schlimm wie du.«
    Ihre Worte verhallten ungehört. Dennys war wieder bewußtlos geworden.
    Die ersten Tage litt Sandy schwer. Seine verbrannte Haut war mit Blasen bedeckt und juckte. Das Fieber sank jedoch, und bald begann Sandy auf Yalith zu warten, sobald es Abend wurde. Sie kam nie. Die Frauen, die statt dessen das Nachtlicht brachten, waren Sandy gleichgültig. Sie blieben meist eine Weile und suchten unter einem plumpen Vorwand das Gespräch mit Lamech. In Wirklichkeit wollten sie nur heimlich den Riesen betrachten.
    Sandy wußte jetzt, daß sich Dennys in einem anderen Zelt befand, bei Japheth, und daß man ihn pflegte.
    Adnarel kam Tag für Tag und streute neue Kräuter ins Wasser, mit dem Higgaion noch immer Sandys Haut feucht hielt. Der Pelikan füllte regelmäßig den Krug nach, und Sandy wunderte sich, daß Großvater Lamech jedesmal mit großer Ehrfurcht dafür dankte.
    Sandy hätte den Alten gern gefragt, warum Yalith ausblieb, fand aber nicht den Mut dazu. Er schlief, wurde langsam gesund, schlief.
    Eines Nachts lud Lamech Sandy ein, mit ihm vor das Zelt zu kommen, und weil Sandy ganz weich in den Knien war, stützte er ihn. Sie setzten sich unter einen alten, längst verdorrten Feigenbaum.
    »Schau!« Lamech wies zum Himmel.
    Wieder staunte Sandy über die ungewöhnliche Sternenpracht. Wieder versuchte er herauszufinden, auf welchem Planeten, in welchem Sonnensystem sie sich befanden. Aber Lamech sprach nur wirres Zeug: Die Sonne, den Mond und die Sterne habe El zum Wohle der Menschen über die Oase und die Wüste gestellt.
    Zwischen den weißen Punkten war die Nacht dunkel wie schwarzer Samt. Nur am Horizont war an einer Stelle ein fahler Schimmer zu sehen.
    »Woher kommt dieser Schimmer?« wollte Sandy wissen. »Liegt dort hinten eine Stadt?«
    »Nein«, sagte Lamech. »Das ist der Berg.«
    »Ein Vulkan?«
    Lamech nickte.
    »Spuckt er oft Feuer?«
    Lamech zuckte die Schultern. »Vielleicht einmal im Laufe eines Menschenlebens. Er liegt fern von uns. Sein Feuer trifft uns nicht, nur der Aschenregen. Der vernichtet dann unsere Ernte.«
    Das Licht am Horizont war so fern, daß die Sterne es überstrahlten. »Ist der Himmel hier immer so klar?« fragte Sandy.
    »Außer während der Sandstürme. Habt ihr auch Sandstürme, jenseits der Berge?« jenseits der Berge. Lamech hatte sich in den Kopf gesetzt, daß die beiden Riesen von dort gekommen seien. Jenseits der Berge. Weiter reichte seine Vorstellungskraft nicht.
    »Nein. Wo wir leben, gibt es keine Wüste. Da ist alles grün. Nur im Winter, wenn der Schnee fällt, wird das Land weiß.«
    »Schnee?«
    Sandy griff in den Sand. »Schnee ist weißer und weicher. Und er fällt nur im Winter. Im Sommer und Herbst können wir ernten. Dennys und ich, wir haben einen großen Gemüsegarten.«
    Lamechs Gesicht erhellte sich. »Wenn es dir wieder gut geht und du auch bei Tag das Zelt verlassen kannst, werde ich dir meinen Garten zeigen. Was wächst bei euch?«
    »Nun, Tomaten und Mais und Kohl und Rüben und Zwiebeln und Bohnen... So gut wie alles.«
    »Auch Reis?«
    »Nein.«
    »Geben eure Brunnen zu wenig Wasser für Reis?«
    »Es liegt nicht am Wasser«, sagte Sandy. »Es liegt am Klima.«
    »Linsen?«
    »Nein.«
    »Datteln?«
    »Auch nicht. Für Palmen ist es bei uns zu kalt.«
    »Ich war noch nie jenseits der Berge. Welch seltsames Land muß das sein.« Er schaute Sandy an. »Ihr bringt den Wandel. Ihr bringt den Anfang vom Ende. Wir leben in der Endzeit. Die Einsamkeit wird immer bedrückender.«
    »Kommt dich dein Sohn nie besuchen, Großvater Lamech?«
    »Nur die Frauen tragen Sorge um mich.« Seine Stimme klang bitter.
    »Und Japheth?«
    »Ah, Japheth. Mein jüngster Enkelsohn. Er kommt, wann immer er kann.« Lamech seufzte. »Als mein Sohn geboren wurde, mein Einziger, sagte ich voraus, er werde uns trösten in unserer Mühe und Arbeit auf dem Acker, über dem der Fluch lag.«
    Sandy wurde es plötzlich unbehaglich. »Welcher Fluch?«
    »Als unser Urahn den Garten verlassen mußte, traf ihn die Stimme: Verflucht sei der Acker um deinetwillen! Dornen und Disteln soll er dir tragen. Im Schweiße deines Angesichts

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